Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Prinz Charming

Titel: Prinz Charming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
Vom Netzwerk:
heftete sie das Püppchen an die Segeltuchplane, die den Wagen überspannte, und erklärte, die Sonne würde es bald trocknen. Das tröstete Allie nicht. Unablässig flossen die Tränen, und Georgie verschärfte die Situation noch, indem sie der Schwester triumphierend ihre eigene Puppe vor die Nase hielt. Obwohl der Vormittag noch nicht vorbei war, kam es Taylor so vor, als hätte sie bereits einen ganzen | anstrengenden Tag hinter sich.
    Am späten Nachmittag könnten sie Redemption erreichen, und sie fragte sich besorgt, ob die Stadtbewohner sie freundlich aufnehmen würden und wie lange es dauern mochte, bis eine geeignete Unterkunft gefunden war.
    Hunter lieferte einen weiteren Grund zur Sorge, indem er beiläufig erwähnte, vermutlich sei Lucas inzwischen in Redemption eingetroffen. Falls die Aktion in Chicago nicht allzu lange gedauert hatte, würde er mit der Bahn von Cincinnati nach Sioux City gefahren und dann an Bord eines der vielen Flußboote gegangen sein, die auf dem Missouri verkehrten.
    »Trotzdem müßten wir vor ihm da sein«, entgegnete Taylor, aber Hunter schüttelte den Kopf.
    »Sicher hat er sich nicht in Sioux City aufgehalten, um Vorräte zu kaufen. Und außerdem benutzt er keinen Wagen, sondern ein Pferd. Also kann er sich zeitraubende Umwege sparen und querfeldein zur Stadt reiten.«
    Verzweifelt hoffte Taylor, die Ankunft ihres Mannes in Redemption würde sich verzögern. Ehe sie seinem Zorn die Stirn bot, wollte sie sich erst einmal häuslich niederlassen. Sie sah, wie Hunter grinsend die Pferde anschirrte, und erkannte, daß er ihr absichtlich angst gemacht hatte. Das wollte sie ihm heimzahlen. Sie wartete, bis er die Zügel des zweiten Wagens ergriff, dann trug sie Georgie zu ihm und hob sie auf seinen Kutschbock. Sein Blick verriet ihr, daß er genau wußte, warum sie ihm diese Quasselstrippe aufhalste. Gleichmütig zuckte sie die Achseln und vertraute ihm auch noch Allie an, die immer noch heulte.
    Zwischen den Zwillingen eingeklemmt, schaute Hunter auf die tränenüberströmte Allie hinab. »Willst du noch lange weinen?«
    Als sie nickte, brach er in schallendes Gelächter aus, das ansteckend wirkte. Bald stimmten Taylor und Victoria ein. Jetzt warteten alle nur noch auf Daniel David, der zwischen den beiden Wagen stand und überlegte, mit welchem er fahren sollte. Als Taylor fragte, warum er so lange brauchte, um eine Entscheidung zu treffen, erklärte er, einerseits wolle er sich nicht von seinen Schwestern trennen und andererseits die beiden Frauen nicht allein lassen.
    Schließlich war es Hunter, der ihm die Qual der Wahl abnahm und ihm befahl, zu ihm in den Wagen zu steigen, und zwar schleunigst. Daniel David zögerte nicht. Offensichtlich war er froh, daß er nicht mehr über das schwierige Problem nachdenken mußte.
    Grinsend saß er hinten im Wägen und winkte Taylor alle fünf Minuten zu, dann wurde ihm dieses Spiel zu langweilig. Er kroch nach vorn und zwängte sich neben Allie auf den Kutschbock.
    Um zwei Uhr nachmittags fuhren sie den sanft abfallenden Hang hinunter, an dessen Fuß die kleine Stadt lag, eingebettet zwischen Bergen mit schneebedeckten Gipfeln und grünen Hügeln. Verschwenderisch hatte Mutter Natur die Landschaft mit ihren Farben bemalt, aber Redemption war eine Enttäuschung. Etwa fünfzehn häßliche, schmutzige braune Häuser drängten sich aneinander.
    Hunter lenkte sein Gespann in die Ortsmitte, gefolgt vom zweiten Wagen. Zu beiden Seiten der Sandstraßen zogen sich hölzerne Gehsteige entlang. Auch die Gebäude bestanden aus Holz, und Taylor versuchte sich vorzustellen, wie hübsch sie aussehen würden, wenn sie gestrichen wären. »Schau doch, Victoria, da ist ein Gemischtwarenladen.«
    »Und da drüben liegt ein Saloon.« Kritisch blickte sich ihre Freundin um.
    Beide Frauen versuchten, die Aufmerksamkeit zu ignorieren, die sie erregten. Überall tauchten Männer auf und gafften, standen in offenen Türen, hingen aus Fenstern oder lehnten an den Pfosten, wo die Pferde festgebunden wurden. Wie ein Lauffeuer sprach sich die Ankunft der beiden Planwagen herum, und ehe sie die Gemischtwarenhandlung erreichten, waren alle neunzehn Stadtbewohner erschienen.
    Taylor wußte nicht, ob sie lächeln oder den Leuten ein Grußwort zurufen sollte. Würde man das für aufdringlich halten? Von Anfang an wollte sie alles richtig machen - aber wie? Die Menge rückte näher, während Hunter vom Kutschbock sprang und die Zügel um einen Pfosten schlang. Dann wandte er

Weitere Kostenlose Bücher