Prinz Charming
würden, nachdem ich gefrühstückt habe«, bemerkte er.
»Ich werde niemanden rufen. Aber ich muß ein bißchen lüften.« Taylor öffnete die Tür und beide Fenster. Das nützte nicht viel.
»Morgen will ich Kaffee«, verkündete der ungebetene Gast. »Und ein ordentliches Frühstück.« Abschätzend musterte er sie und beobachtete ihre Reaktionen.
»Sicher haben Sie in den Bergen viele interessante Abenteuer erlebt.«
»Kann man wohl sagen.«
»Wissen Sie, wer Daniel Boone und David Crockett waren?«
»Ich bin kein Trottel. Natürlich habe ich von den beiden gehört. Aber sie sind tot. Und sie stammten auch nicht aus diesen Bergen. Hier haben wir unsere eigenen Geschichten, über Männer wie Tom Howard, Sparky Dawson und Montana ...«
Victorias Schrei unterbrach ihn, und Taylor zuckte erschrocken zusammen. Von Callaghans Ausführungen fasziniert, hatte sie nicht bemerkt, daß die Schlafzimmertür aufgegangen war. Wenige Sekunden später rannte Hunter durch die offene Tür herein, seinen Revolver gezückt. »Callaghan!« brüllte er.
»Guten Morgen, Hunter!« grüßte Callaghan.
Taylor rannte zu ihrer Freundin, die sich würgend an die Kehle griff und so bleich aussah, als würden ihr jeden Augenblick die Sinne schwinden.
»Er ist harmlos«, wisperte Taylor. »Wenn du wieder in dein Zimmer gehst und die Tür schließt, wird dich der Gestank nicht allzusehr stören.« »Das ist es ja, was mich geweckt hat.«
»Halt dir ein Taschentuch vor den Mund und versuch, ganz flach zu atmen.« Taylor eilte zu ihrem Colt, um ihn zu laden. Dabei bemerkte sie die Kinder, die zwischen den Stäben des Treppengeländers hindurchspähten, und lächelte sie an.
Den Revolver erhoben, trat Hunter vor den Tisch. »Du hast zehn Sekunden Zeit, um von hier zu verschwinden, Callaghan. Und wenn ich dich jemals wiedersehe, erschieße ich dich.«
»Er geht nirgendwohin.« Taylor mußte ihre Worte wiederholen, um die Aufmerksamkeit beider Männer zu erregen, und Hunter glaubte, er hätte sich verhört.
»Was haben Sie gesagt?«
»Er bleibt hier. Soeben hat er mir gesagt, er würde immer wieder zurückkommen.«
Da schlug Callaghan mit der flachen Hand auf die Tischplatte und begann, schallend zu lachen. Abrupt verstummte er, als sie ihren Colt auf ihn richtete. »Wollen Sie mich niederknallen?«
»Nein. Aber Sie gehen erst dann, wenn ich Sie dazu auffordere.«
Besorgt wandte sich Callaghan zu Hunter. »Ist sie verrückt?«
»Offensichtlich.«
»Sie ist überarbeitet und erschöpft und kann nicht klar denken!« rief Victoria. Das Taschentuch, das sie auf den Mund preßte, dämpfte ihre Stimme.
»Taylor, hast du den Verstand verloren?«
»Mag sein.« Lachend schaute Taylor zum Oberstock hinauf. »Daniel David?«
»Ja, Mutter?«
»Weißt du, wen wir soeben gefangengenommen haben?«
»Wen?«
»Einen richtigen lebendigen Abenteurer aus den Bergen.«
»Wirklich?« jubelte der Junge.
»Hunter, hol die Badewanne!« befahl Taylor.
Ein Traum war Wahrheit geworden.
Lucas blieb volle drei Wochen weg. Am späten Freitag nachmittag kam er nach Hause. Hunter ging ihm im Hof entgegen und sah sofort, daß irgend etwas nicht stimmte. Schaum bedeckte die Flanken des Hengstes. Und sein Freund würde ein Pferd niemals so gnadenlos antreiben, wenn es keinen guten Grund dafür gäbe. »Wo sind Taylor und die anderen?«
»Im Haus«, antwortete Hunter. »Hier ist alles in Ordnung. Was ist passiert?«
»Der Richter war einverstanden, und ich habe die Unterzeichneten Papiere.« Lucas brauchte nicht näher zu erklären, daß es um das Sorgerecht für die Zwillinge ging, denn er hatte Hunter alles über Taylors Onkel erzählt, um ihn zu warnen, falls irgend jemand versuchen sollte, die Kinder zu entführen.
»Das freut mich. Gibt’s sonst noch was Neues?«
»Ich folgte zwei bezahlten Killern von Rosewood nach South Creek. In Cameron machten sie halt und fragten, wie man am schnellsten nach Redemption kommen könne. Ich galoppierte querfeldein, und nun vermute ich, daß sie noch einen Tagesritt entfernt sind.«
»Der Regen in der letzten Nacht müßte sie behindern.«
»Dieser Hurensohn hat also Revolvermänner hierhergeschickt, um die Zwillinge in seine Gewalt zu bringen.«
»Willst du’s Taylor erzählen, oder erledigen wir die Sache, ohne ihr Sorgen zu bereiten?«
Lucas wollte seine Frau nicht erschrecken, wußte aber, daß er ihr Bescheid geben mußte. »Es ist wohl besser, wenn wir
sie warnen. Sie muß auf der Hut sein. Nach dem
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