Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prinz der Nacht

Prinz der Nacht

Titel: Prinz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prinz der Nacht
Vom Netzwerk:
ihrem ganzen langen Leben hatte niemand sie so sehr erschreckt wie Zarek. Unzählige Männer und Frauen hatte sie im Lauf der Jahrhunderte verurteilt. Mörder, Verräter, Gotteslästerer ...
    Aber keiner hatte ihr Angst gemacht - oder den Wunsch geweckt, bei ihren Schwestern Schutz zu suchen. Nur Zarek übte diese Wirkung aus. Irgendwo in seinem Gehirn lauerte schierer Wahnsinn. Sie war an den Umgang mit Leuten gewöhnt, die ihre Geisteskrankheit zu verbergen suchten - mit Männern, die galante Helden spielten und ihre kalte Grausamkeit verheimlichten.
    Gewiss, Zarek hatte sie attackiert, aber nicht verletzt.
    Bisher nicht. Wann würde seine Einschüchterungstaktik eskalieren? Sie erinnerte sich an Acherons Zitat. »Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. «
    Und wie sah es in Zareks Herz aus?
    Seufzend ließ sie ihre Sinne umherschweifen und suchte ihn. Doch sie fand ihn nicht. Offenbar hatte er gelernt, sich so gut zu verstecken, dass kein Radar ihn aufspüren konnte. Nicht einmal Astrids geschärfte Sinne. Wo ist er, Sasha ?

    Wahrscheinlich in seinem Zimmer.
    Und wo bist du?
    Der Wolf ließ sich zu ihren Füßen nieder. Glaub mir, Artemis hat recht. Um der Menschheit willen sollte er beseitigt werden. Mit diesem Mann stimmt was nicht.
    Nachdenklich streichelte sie seine Ohren. Ach, ich weiß nicht recht . . . Acheron hat mit Artemis verhandelt, damit ich Zarek beurteilen kann. Das tat er sicher nicht grundlos. Nur ein Narr verhandelt mit Artemis. Und Acheron ist gewiss nicht dumm. Also muss irgendetwas Gutes in Zarek stecken oder . . .
    Für seine Männer bringt Acheronjedes nur erdenkliche Opfer, fiel Sasha ihr verächtlich ins Wort.
    Vielleicht ... Doch sie wusste es besser. Acheron würde stets für das Wohl aller Beteiligten sorgen. Niemals hatte er sie daran gehindert, einen gefährlichen Dark Hunter zu verurteilen. Und diesmal hatte er sie ausdrücklich gebeten, sie möge Zarek prüfen.
    Vor neunhundert Jahren war Zarek vor der Todesstrafe gerettet worden, obwohl er sein Dorf zerstört und unschuldige Menschen getötet hatte. Das verdankte er Acheron.
    Würde Zarek die Menschheit tatsächlich bedrohen, würde Acheron sich niemals für ihn einsetzen.
    Wenn Acheron an ihn glaubte, musste sie diesem Beispiel folgen.
    Zarek saß allein im Schlafzimmer, im unbewegten Schaukelstuhl. Zwischen den geöffneten Vorhängen sah er Schneeflocken wirbeln. Nach seinem »Anfall« war er durch das Haus gegangen, hatte die geborstenen Glühbirnen ersetzt und die zerbrochenen Bilder aufgehoben. Jetzt wurden alle Räume von unheimlicher Stille erfüllt.
    Bevor er noch einmal durchdrehte, musste er verschwinden. Warum fand der Schneesturm kein Ende?
    In der Diele flammte Licht auf und blendete ihn sekundenlang. Erstaunt runzelte er die Stirn. Warum benutzte Astrid Lampen, obwohl sie blind war? Er hörte sie zum Wohnzimmer gehen. Beinahe verspürte er den Wunsch, ihr zu folgen, mit ihr zu reden. Von belangloser Konversation hielt er nichts. Was sollte er auch sagen? Für ihn hatte sich ohnehin noch niemand interessiert. Also begnügte er sich mit seiner eigenen Gesellschaft, das war völlig okay.
    »Sasha?«
    Der Klang ihrer melodischen Stimme durchfuhr ihn wie zersplittertes Glas.
    »Setz dich hierher, ich schüre das Feuer im Kamin.«
    Beinahe sprang er auf, weil er ihr helfen wollte. Doch er zwang sich, im Schaukelstuhl sitzen zu bleiben. Die Zeiten, in denen er den reichen Leuten als Sklave gedient hatte, waren vorbei. Wenn Astrid ein Feuer brauchte, musste sie es eben allein hinkriegen. Natürlich konnte er sehen, und das war nützlich, wenn man irgendwas anzündete. Und seine Hände waren schwielig von der harten Arbeit. Und ihre weich und zart. Sanfte, beruhigende Hände.
    Ehe er wusste, wie ihm geschah, ging er ins Wohnzimmer. Astrid kniete vor dem Kamin und versuchte ganz vorsichtig, neue Holzscheite auf das Eisengitter zu legen, damit sie sich nicht die Finger verbrannte. Wortlos schob er sie beiseite, sie schnappte verwirrt nach Luft.
    »Gehen Sie mir aus dem Weg !«
    »Moment mal, ich war Ihnen nicht im Weg. Sie kommen mir in die Quere.«
    Weil sie sich nicht rührte, hob er sie hoch und warf sie in den dunkelgrünen Lehnstuhl.
    »Was machen Sie?«, rief sie irritiert.
    »Nichts.« Zarek kehrte zum Kamin zurück und fachte das Feuer an. »Unglaublich ! Obwohl Sie im Geld schwimmen, haben Sie keine Haushaltshilfe.«
    »Weil ich keine brauche.«
    »Nein? Und wie kommen Sie

Weitere Kostenlose Bücher