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Prinz der Nacht

Prinz der Nacht

Titel: Prinz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prinz der Nacht
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soll er ausgepeitscht werden.«
    Nach zweitausend Jahren gellten die Worte immer noch in seinen Ohren, und der mitleidlose Blick seiner Mutter verfolgte ihn so schmerzlich wie damals. Verächtlich hatte sie sich abgewandt und ihn den Soldaten ausgeliefert. Nur zu gern hatten sie den Befehl befolgt.
    »Ein unwürdiger Sklave bist du. Zu gar nichts nütze. Nicht einmal die paar Brotkrumen, die dich am Leben erhalten, bist du wert. Wenn wir Glück haben, stirbst du, und wir verwahren deine Winterration für einen Sklaven, der sie eher verdient.«
    Plötzlich überwältigten ihn die qualvollen Erinnerungen. Unfähig, seinen Zorn zu zügeln, ließ er seiner zerstörerischen Macht freien Lauf. Alle Glühbirnen im Wohnzimmer zersprangen. Züngelnd loderten die Flammen aus dem Kamin und verfehlten Sasha, der davor lag, nur um Haaresbreite. Bilder fielen von den Wänden. Nur eins wollte Zarek - der Schmerz sollte verebben.
    Als die fremdartigen Geräusche auf Astrid einstürmten, begann sie zu schreien. Was geschieht hier, Sasha ?
    Der Bastard hat mich zu töten versucht.
    Wie denn?
    Mit einem Feuerball, den er aus dem Kamin abgeschossen hat, direkt auf meinen Hintern. 0 Mann, mein Pelz ist versengt. Offenbar hat er einen Wutanfall bekommen und seine Kräfte entfesselt.
    »Zarek?« Das ganze Haus bebte, und Astrid fürchtete, es würde einstürzen. »Zarek ! « In der tiefen Stille, die herabsank, hörte sie nur ihre eigenen Herzschläge. Was passiert jetzt, Sasha ?
    Keine Ahnung. Das Feuer ist erloschen, ich sehe nichts. Hier ist es stockdunkel, weil er alle Glühbirnen zertrümmert hat.
    »Zarek?«, versuchte sie es noch einmal.
    Noch immer keine Antwort, ihre Panik wuchs. Nun könnte er sie töten. Weder Sasha noch sie selbst würden ihn herankommen sehen. Was würde er ihr antun? Alles, was er wollte?
    »Warum haben Sie mich gerettet?« Zareks Stimme erklang so dicht neben ihrem Ohr, dass sie zusammenzuckte. An ihrer Wange spürte sie seinen warmen Atem.

    »Weil Sie verletzt waren.«
    »Wieso wussten Sie das?«
    »Das wusste ich erst, nachdem ich Sie ins Haus geholt hatte. Zunächst dachte ich, Sie wären betrunken.«
    »Nur eine Närrin würde einen fremden Mann in ihr Haus bringen, wenn sie blind ist und allein lebt. Und Sie kommen mir wirklich nicht dumm vor.«
    Astrid schluckte. Also war er klüger, als sie erwartet hatte. Und noch viel unheimlicher.
    »Warum bin ich hier?«
    »Das habe ich Ihnen gesagt.«
    Plötzlich rüttelte er so heftig an der Couch, dass sie nach vorn rutschte. Dann stand er vor ihr und drückte sie in die Polsterung. Allein schon seine Anwesenheit jagte ihr Angst ein. »Wie haben Sie mich ins Haus gebracht?«
    »Ich habe Sie hereingeschleift.«
    »Allein?«
    »Natürlich.«
    »So kräftig sehen Sie gar nicht aus.«
    Erschrocken rang sie nach Luft. Worauf wollte er hinaus? Was würde er mit ihr machen? »Oh, ich bin stärker, als ich scheine.«
    »Beweisen Sie es!«, verlangte er und packte ihre Handgelenke.
    Sekundenlang rang sie mit ihm. »Lassen Sie mich los.«
    »Warum? Widere ich Sie an?«
    Sasha begann zu knurren. Ziemlich laut. Da hörte sie auf, sich zu bewegen, und starrte in die Richtung, in der sie Zareks Gesicht vermutete. »Sie tun mir weh ! «, beschwerte sie sich in entschiedenem Ton. »Lassen Sie mich los.«
    Zu ihrer Verblüffung gehorchte er und trat einen Schritt zurück. Aber sie spürte seinen Zorn noch immer.
    Bedrückend. Beängstigend.
    »Wenn Sie klug sind, Prinzessin, halten Sie sich von mir fern«, mahnte er.
    Dann hörte sie ihn davongehen.
    Ohne jeden Zweifel ist er schuldig, Astrid, murrte Sasha. Du musst ihn verurteilen.
    Das konnte sie nicht. Noch nicht. Obwohl sie ihn fürchtete, obwohl er in diesem Moment unausgeglichen und bedrohlich wirkte. Doch er hatte sie nicht verletzt, sondern nur eingeschüchtert, deshalb durfte sie ihn nicht zum Tode verurteilen.
    Nach dieser Szene verstand sie sehr gut, dass er eines Nachts die Selbstkontrolle verloren und alle Menschen in dem Dorf umgebracht hatte, für das er verantwortlich gewesen war. Würde er in ihrer Hütte erneut ausrasten? Weil sie unsterblich war, konnte er sie nicht töten - aber schwer verletzen. Die meisten Richter würden ihn allein schon wegen seines Verhaltens an diesem Abend verurteilen. Auch Astrid geriet in diese Versuchung. Doch sie würde es nicht tun.
    Noch nicht.
    Bist du okay, fragte Sasha, nachdem sie sich geweigert hatte, seinen Rat zu befolgen.
    Ja.
    Aber sie log, und das würde er merken. In

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