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Prinz der Nacht

Prinz der Nacht

Titel: Prinz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prinz der Nacht
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allein zurecht?«
    »Sehr gut. Ich ertrage es nicht, wenn mich die Leute so behandeln, als wäre ich völlig hilflos. Zufällig bin ich genauso lebenstüchtig wie alle anderen Menschen.«
    »Großartig, Prinzessin«, spottete er. Aber sie flößte ihm Respekt ein. In der Welt, in der er aufgewachsen war, hatten die Frauen keinen Finger krumm gemacht. Ständig waren sie von ihren Sklaven bedient worden.
    »Warum nennen Sie mich dauernd Prinzessin?«
    »Sind Sie denn keine? Der Augapfel Ihrer Eltern?«

    Astrid runzelte die Stirn. »Wieso wissen Sie das?«
    »Weil ich es Ihnen anmerke. Sie gehören zu den Leuten, die noch nie in ihrem Leben Sorgen hatten. Alles, was Sie wollen, bekommen Sie auch.«
    »Nicht alles.«
    »Was fehlt Ihnen denn?«
    »Mein Augenlicht.«
    Sekundenlang fehlten ihm die Worte. »Ja, wenn man blind ist, fühlt man sich elend.«
    »Das wissen Sie also auch? Woher?«
    »Aus Erfahrung.«

6
    »Also waren Sie blind?«, fragte Astrid.
    Zarek schwieg. Unfassbar, dass ihm das herausgerutscht war. Noch nie hatte er darüber gesprochen, nicht einmal mit Jess. Nur Acheron wusste Bescheid. Glücklicherweise hütete er das Geheimnis. In dieser Nacht wollte er die leidvolle Vergangenheit kein zweites Mal heraufbeschwören, deshalb verließ er den Wohnraum. Dann schloss er die Schlafzimmertür hinter sich und versperrte sie, um das Ende des Blizzards ungestört abzuwarten. Wenn er allein war, musste er wenigstens nicht befürchten, er würde irgendetwas verraten oder jemanden verletzen.
    Sobald er im Schaukelstuhl saß, verfolgten ihn nicht mehr Bilder aus der Vergangenheit, sondern Rosen- und Holzduft, die klaren, hellen Augen einer Frau, die weiche, kalte Wange unter seinen Fingerspitzen, das zerzauste feuchte Haar, das ein so schönes Gesicht umrahmte.
    Das Gesicht einer Frau, die vor seiner Berührung nicht zurückschreckte.
    Unentwegt verblüffte sie ihn. Wäre er ein anderer Mann, würde er ins Wohnzimmer zurückgehen, wo Astrid mit ihrem Wolf saß, und sie zum Lachen bringen. Aber er wusste nicht, wie man die Menschen amüsierte. Gewiss, er registrierte humorvolle Kommentare, besonders ironische, war jedoch nicht der Typ, der Witze machte und anderen Leuten ein Lächeln entlockte. Einer Frau schon gar nicht. Das ärgerte ihn jetzt, obwohl es ihn nie zuvor gestört hatte.
    Ist er schuldig?
    Irritiert zuckte Astrid zusammen, als Artemis ' Stimme in ihrem Kopf erklang.
    Jede Nacht, seit Zarek in die Hütte gebracht worden war, fiel ihr die Göttin mit dieser Frage auf die Nerven, immer und immer wieder, bis sie sich wie Jeanne d ' Arc fühlte, von himmlischen Stimmen gequält.
    Das weiß ich noch nicht, Artemis, er ist eben erst erwacht.
    Warum beeilst du dich nicht? Während er am Leben bleibt, ist Acheron schrecklich reizbar, und ich hasse es, wenn er sich aufregt. Deshalb musst du den Schurken endlich verurteilen.
    Warum ist dir Zareks Tod so wichtig?
    Diesen Worten folgte ein langes Schweigen. Zunächst glaubte Astrid, die Göttin würde sie in Ruhe lassen. Doch dann hörte sie eine überraschende Erklärung. Acheron mächte niemanden leiden sehen, am allerwenigsten einen seiner Dark Hunter. Solange Zarek lebt, ist Acheron unglücklich. Und was immer er von mir hält - das will ich nicht.
    So etwas hatte Artemis noch nie gestanden. Für Güte oder Mitgefühl war sie wohl kaum bekannt, ebenso wenig für Sorgen, die nicht ihrer eigenen Person galten.
    Liebst du ihn?
    Jetzt nahm Artemis ' Stimme einen scharfen Klang an. Um Acheron musst du dich nicht kümmern, Astrid. Nur um Zarek. Ich schwäre dir, wenn ich wegen dieses Problems Acherons Loyalität verliere, wirst du es bereuen.
    Bei dieser unverhohlenen Drohung presste Astrid die Lippen zusammen. Falls die Göttin einen Kampf anstrebte, musste sie sich warm anziehen.
    Astrid mochte ihren Job nicht mehr, aber sie nahm ihn sehr ernst. Und niemand, schon gar nicht Artemis, würde sie zu einem vorschnellen Urteil treiben. Wenn ich Zarek für schuldig befinde, ohne ihn gründlich zu prüfen - meinst du nicht, das würde Acheron erzürnen ? Zweifellos wird er ein zweites Verfahren fordern.
    Statt zu antworten, schnaufte die Göttin verächtlich.
    A ußerdem hast du ihm versprochen, du würdest dich nicht einmischen, und ihn schwären lassen, mich nicht zu beeinflussen. Trotzdem versuchst du das in einem fort. Was glaubst du, wie er reagieren wird, wenn ich ihm das erzähle ?
    Also gut, zischte Artemis, ich werde dich nicht mehr belästigen. Aber triff eine

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