Prinz der Nacht
an.
»Folgen Sie mir, und bieten Sie Ihren ganzen Kampfgeist auf. Zarek wird Sie genüsslich auseinandernehmen.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, lief er zu seinem Bronco.
Zarek lag immer noch nackt in der Brandung und drückte Astrid an sich. Wie oft sie in den letzten Stunden Liebe gemacht hatten, konnte er nicht zählen. Jedenfalls oft genug, sodass er sich fragte, ob er an irgendwelchen Schmerzen leiden würde, wenn er erwachte. Nicht einmal in Träumen konnte man solche akrobatischen Leistungen unbeschadet überstehen.
Trotz seiner Erschöpfung empfand er tiefen inneren Frieden, den er niemals gekannt hatte. Ging es anderen Leuten genauso?
Astrid richtete sich auf. »Wann hast du zum letzten Mal Zuckerwatte gegessen?«
»Was ist Zuckerwatte?«
»Weißt du nicht einmal, was Zuckerwatte ist?«, rief sie entgeistert.
Er schüttelte den Kopf
Lächelnd sprang sie auf und zog ihn hoch. »Gehen wir zur Promenade.«
Okay, sie hatte den Verstand verloren. »Hier gibt' s keine Promenade.«
»Doch, auf der anderen Seite dieser Felsen.«
Zarek schaute hinüber und entdeckte einen Pier, der zuvor nicht da gewesen war. Seltsam, das hatte sie in diesen Traum geholt, nicht er. Misstrauisch starrte er sie an. »Bist du ein Dream Hunter-Skotos, der sich als Astrid ausgibt?«
»Nein«, erwiderte sie sanft. »Glaub mir, ich werde dir nichts wegnehmen, Zarek. Ich will dir nur angenehme Erinnerungen verschaffen.«
»Warum?«
Seufzend musterte sie seine Miene. Jede Art von Freundlichkeit überstieg sein Begriffsvermögen, er verstand nicht einmal, dass sie ihn zu einem Lächeln animieren wollte. »Weil du 's verdienst.«
»Wofür? Ich habe nichts Großartiges getan.«
»Immerhin lebst du«, entgegnete sie und betonte jede einzelne Silbe, um ihm das klarzumachen. »Allein schon deshalb verdienst du ein kleines bisschen Glück.«
Die Skepsis in seinen Augen irritierte sie. Fest entschlossen, seinen inneren Panzer zu durchbrechen, »zauberte« sie weiße Shorts und ein blaues Tanktop für sich selbst herbei. Dann half sie ihm in schwarze Jeans und ein T-Shirt und führte ihn zu den »Traum«-Spaziergängern.
Schweigend folgte er ihr die Stufen zu der antiquierten Uferpromenade hinauf. Als ihm einige Leute zu nahe kamen, versteifte er sich, und sie fürchtete einen Wutanfall. »Das ist schon okay, Zarek.«
Mit gefurchter Stirn fixierte er einen Mann, der seinen Arm streifte. »Ich mag nicht, wenn man mich berührt.«
Dass sie sich bei ihm eingehängt hatte, schien ihn nicht zu stören, ihr Herz jubelte. Lächelnd ging sie mit ihm zu einem kleinen Kiosk, an dem eine Frau außer Hotdogs auch Zuckerwatte feilbot. Astrid kaufte eine extragroße Portion, zupfte eine Handvoll flaumigen rosa Zucker heraus und hielt ihn Zarek hin. »Da! Nur ein Bissen, und du wirst wissen, wie Ambrosia schmeckt.« Er griff danach, und sie zog ihre Hand zurück. »Nein, ich will dich füttern.«
»Moment mal, ich bin kein Tier, das dir aus der Hand frisst!«, fuhr er sie an.
Astrid zuckte gekränkt zusammen. Aber sie fand ihren Humor sofort wieder. »Nein, natürlich bist du kein Tier, sondern mein Liebhaber, und ich möchte dich verwöhnen.«
Ungläubig starrte er ihr schönes Gesicht an, sah ihren aufrichtigen Blick. Wollte sie ihn tatsächlich verwöhnen? Ein Teil seines Ichs wehrte sich dagegen, ein anderer drängte ihn zur Kapitulation - ein hungriger, sehnsüchtiger, fremder Teil, den er vor langer Zeit verscheucht hatte, an den er sich vage erinnerte.
Reiß dich los ... Das tat er nicht. Stattdessen öffnete er den Mund, und Astrid betörte ihn mit einem hinreißenden Lächeln, während die Zuckerwatte auf seiner Zunge zerschmolz. »Da siehst du ' s, es tut gar nicht weh«, flüsterte sie und streichelte seine Wange.
N ein, es tat nicht weh, es fühlte sich warm und wunderbar an. Aber es war nur ein Traum. Bald würde er erwachen und wieder frieren. Allein. Die richtige Astrid würde ihn nicht mit Zuckerwatte füttern. Und er würde sie nicht in Meereswellen umarmen. Voller Angst und Argwohn würde sie ihn beobachten, von einem weißen Wolf beschützt, der ihn genauso hasste wie er ihn.
Die wirkliche Astrid würde sich niemals so sehr bemühen, um ihn zu zähmen. Nicht, dass es eine Rolle spielte. Da ihm ein Hinrichtungsbefehl drohte, hatte er gar keine Zeit für die richtige Astrid - nur für seinen Überlebenskampf.
Deshalb bedeutete ihm dieser Traum so viel. Ein einziges Mal in all den Jahrhunderten war ihm ein erfreulicher Tag
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