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Prinz der Nacht

Prinz der Nacht

Titel: Prinz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prinz der Nacht
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ertrug. Kein Wunder - so abstoßend, wie ich aussah. Verkrüppelt, halb blind, so furchtbar entstellt, dass die Kinder weinten, wenn ich in ihre Nähe geriet. Die Frauen schrien auf und flohen vor mir, als fürchteten sie, mein Zustand könnte auf sie abfärben.«
    Was sie da hörte, schnürte ihr die Kehle zu. Mühsam würgte sie hervor: »Wie lange hast du dieser Dame gedient?«
    »Sechs Jahre, in unerschütterlicher Treue. Was immer sie von mir verlangt hätte, ich hätte es getan.«
    »War sie freundlich zu dir?«
    »Nein. Nicht wirklich. Genauso wenig wie die anderen wollte sie mich anschauen. Sie versteckte mich in einer kleinen Zelle und holte mich nur heraus, wenn ihr Liebhaber zu Besuch kam. Dann stand ich bei der Tür und wartete ab, ob die Wachtposten den Hausherrn begrüßen würden. Wenn das geschah, rannte ich zum Zimmer meiner Eigentümerin und klopfte an die Tür, um sie zu warnen.«
    »Musstest du deshalb sterben? Weil du vom Ehemann ertappt wurdest, als du seine Frau und den Liebhaber gewarnt hast?«
    »Deshalb nicht. An jenem Tag lief ich zu ihrer Tür, um sie auf die Heimkehr ihres Gemahls hinzuweisen. Da hörte ich sie qualvoll schreien, sie flehte den Liebhaber an, er sollte ihr nicht so wehtun. Wider besseres Wissen stürmte ich ins Zimmer und versuchte ihn von ihr wegzuzerren. Wütend schlug er auf mich ein. Schließlich hörte er die Schritte ihres Ehemanns und floh durch eine andere Tür. Die Frau befahl mir, sofort zu verschwinden. Das tat ich.«
    Von grausigen Erinnerungen heimgesucht, schwieg Zarek. Er sah immer noch die winzige Zelle, in der er gehaust hatte, roch den Gestank seines verwundeten Körpers, spürte die Schläge im Gesicht und am Hals, als er versucht hatte, den Soldaten von Carlia wegzuzerren.
    Der Mann richtete ihn so übel zu, dass Zarek zu sterben glaubte. Kaum fähig zu atmen, voller Platzwunden, humpelte er in seine Zelle zurück.
    Gekrümmt saß er am Boden, starrte die Wand an und wünschte, die Schmerzen würden endlich verebben. Da flog die Tür auf. Er hob den Kopf und sah die verschwommenen Umrisse von Carlias Ehemann Theodosius. Wilde Wut verzerrte das Gesicht des alten Mannes. In seiner Naivität glaubte Zarek zunächst, der Senator hätte die Untreue seiner Frau entdeckt. Deshalb wollte er den Sklaven strafen, der beauftragt worden war, sie rechtzeitig zu warnen, wenn ihr Gemahl nach Hause kommen würde.
    Doch er täuschte sich.
    »Wie kannst du es wagen!« Theodosius zerrte ihn an seinen Haaren aus der Zelle und durch den Hof zu Carlias Gemächern. Unentwegt schlug er auf ihn ein. Zarek stolperte in ihr Zimmer. Nur wenige Schritte von ihr entfernt, sank er zu Boden - geschunden, blutüberströmt und zitternd, ohne zu ahnen, was ihm noch drohen mochte. Hilflos wartete er ab, was sie sagen würde.
    Das misshandelte Gesicht aschfahl, stand sie da wie eine gedemütigte Königin und hielt das zerrissene blutige Kleid vor ihrem misshandelten Körper zusammen.
    »Ist das der Schuft, der dich vergewaltigt hat?«, fragte Theodosius seine Frau.
    Zareks Mund wurde trocken. Er musste sich verhört haben.
    »Ja«, schluchzte sie in den Armen einer Dienerin, die sie zu trösten versuchte. »Das hat er mir angetan.«
    Da wagte Zarek, zu Carlia aufzublicken. Wie konnte sie so dreist lügen, nach allem, was er für sie getan hatte? Nach den brutalen Schlägen ihres Liebhabers, vor dem er sie schützen wollte? »Meine Herrin ... «
    Mit aller Kraft trat Theodosius gegen seinen Kopf und brachte ihm zum Schweigen. »Still, du nichtswürdiger Hund!«
    Er wandte sich zu seiner Frau. »Das sagte ich dir doch von Anfang an, du hättest ihn in dieser Latrine lassen sollen.
    Siehst du jetzt, wie man belohnt wird, wenn man solche Kreaturen bemitleidet?« Gebieterisch rief er nach seinen Wachen.
    Zarek wurde aus dem Schlafgemach geschleift und zu den Behörden gebracht. Vergeblich versuchte er seine Unschuld zu beteuern. Das römische Recht folgte einem grundlegenden Prinzip - jeder Angeklagte war schuldig, solange er das Gegenteil nicht beweisen konnte. Das Wort eines Sklaven war bedeutungslos, wenn seine Herrin ihn anprangerte.
    Eine Woche lang wurde er gefoltert, bis er ein Geständnis ablegte. Alles hätte er gesagt, um diesen Qualen endlich zu entrinnen. Nicht einmal die Grausamkeit seines Vaters ließ sich mit den Folterwerkzeugen der römischen Regierung vergleichen.

    Danach wurde er zum Tode verurteilt. Er, der keusche Sklave, der niemals eine Frau angerührt hatte, war wegen

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