Prinz der Nacht
Urteil akzeptieren. Wir müssen ihnen nur noch beweisen, dass du die Menschen nie mehr gefährden wirst.«
»Anscheinend bist du dir nicht ganz sicher.«
Nein, wohl kaum. Noch nie in ihrer ganzen Ewigkeit hatte sie den Eid der Neutralität gebrochen. Erst jetzt. »Leg dich hin, Zarek«, bat sie und berührte seinen Arm. »Wir müssen uns beide ausruhen.«
Widerspruchslos gehorchte er. Zu seinem Entzücken sank ihr Kopf auf seine Brust. Nie zuvor hatte eine Frau sich so vertrauensvoll an ihn geschmiegt. Er spielte mit ihrem langen blonden Haar und breitete es über seinen Schultern aus.
Um ihr Gesicht zu sehen, wandte er sich zur Seite. Ihre Augen waren geschlossen.
Mit einer Fingerspitze zeichnete sie kleine Kreise um eine seiner Brustwarzen, die sich unter dem schwarzen Jerseyhemd erhärtete. Wie nahe er sich ihr fühlte. Am liebsten würde er für immer an ihrer Seite liegen. Aber solche Hoffnungen waren ihm ebenso fremd wie Liebe und Güte. Im Gegensatz zu ihr sah er keine Zukunft, nur den Tod.
Selbst wenn Thanatos ihn nicht ermordete, durfte er nicht bei Astrid bleiben. Sie war eine Göttin und er ein Sklave. In ihrer Welt gab es keinen Platz für ihn, ebenso wenig wie im Reich der Sterblichen.
Allein. Stets war er allein. Daran würde sich nichts ändern. Ob er Thanatos' Attacken überstehen würde, spielte keine Rolle, denn er lebte nur noch, um Astrid zu retten. Stöhnend schloss er die Augen und zwang sich einzuschlafen.
Astrid lauschte seinen Atemzügen. Seine Hand immer noch in ihr Haar geschlungen, hielt er sie fest, als wagte er nicht, sie loszulassen. Sie wünschte, sie könnte wieder in sein Gehirn eindringen oder in seine Mitternachtsaugen schauen und die Schönheit ihres dunklen Kriegers sehen.
Aber nicht sein Gesicht und sein Körper erregten ihre verzehrenden Gefühle, sondern der Mann, der sich in seinem gequälten, verletzten Herzen verbarg. Der poetische Künstler, der seine Verwundbarkeit mit ätzenden Worten überspielte.
Ja, sie liebte ihn. Auch wenn er wütend und grausam war. Diesen Teil seines Wesens verstand sie sehr gut. Wie konnte jemand eine solche Folter verkraften, ohne Narben davonzutragen? Und was sollte jetzt aus ihm werden?
Selbst wenn Artemis das Urteil hinnahm, würde sie ihm gewiss nicht erlauben, Alaska zu verlassen. Für immer wäre er hier gefangen. Beim Gedanken an seine Einsamkeit erschauerte Astrid. Und ich ? Wie kann ich ohne ihn weiterleben ?
Sie genoss seine Gesellschaft. Auf seine makabre Art war er sogar amüsant.
»Astrid?«
Verwirrt hob sie den Kopf. Sie hatte nicht gemerkt, dass er erwacht war. »Ja?«
»Liebe mich.«
Die Lider gesenkt, schwelgte sie in seiner Bitte. Offenbar hatte er das Wort »bumsen« vergessen. Dann hob sie kokett die Brauen. »Warum?«
»Weil ich wieder in dir sein und mich mit dir vereint fühlen möchte.«
Ihre Kehle verengte sich. Durfte sie ihm diesen schlichten Wunsch versagen? Sobald sie rittlings über seinen Hüften kniete, nahm er ihr Gesicht in seine Hände, zog sie hinab und küsste sie voller Glut. Sonderbar, ein Mann, der so hartgesotten und zugleich so zärtlich war. Sie knabberte an seinen Lippen und an seinem Kinn. »Eigentlich solltest du dich ausruhen.«
»Das will ich nicht. Ich schlafe ohnehin nur selten.«
Daran zweifelte sie nicht. Seit sie ihn kannte, hatte er nur ein einziges Mal länger als ein paar Stunden geschlafen und das unter dem Einfluss der machtvollen Droge. Warum er den Schlummer scheute, verstand sie nach allem, was sie in seinen Träumen gesehen hatte.
Nun wollte sie ihn trösten. Sie zog den Parka aus und ihr Hemd über den Kopf. Hingerissen betrachtete er ihre nackten Brüste. Zwischen ihren Schenkeln wuchs sein Verlangen. Seit dem letzten Liebesakt waren mehrere Stunden vergangen, und er sehnte sich so sehr nach ihr, nach ihren Händen auf seiner Haut, ihrem nackten Körper an seinem.
Was sie miteinander teilten, war nicht nur Sex, sondern eine exquisite Verbundenheit.
Was hatte sie nur aus ihm gemacht? Plötzlich wusste er es. Sie hatte das Unmögliche erreicht und sich in sein totes Herz geschlichen. Ihr allein gelang es, Emotionen in ihm zu wecken. Nur bei ihr fühlte er sich wie ein Mensch. In ihren Armen hatte er seine entschwundene Seele wiederentdeckt. So viel bedeutete sie ihm. Und er konnte sich wenigstens einbilden, er würde auch ihr etwas bedeuten.
Langsam öffnete er den Reißverschluss ihrer Jeans, schob eine Hand in das rosa Höschen, und seine Finger glitten in
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