Prinz für die Köchin
diesem Franzosen Händchen gehalten hast.« Archer zog die Brauen hoch. »Mit Bunnys Cousin.«
»Mit Amaury? Oh nein! Ich meine, er hat ganz kurz meine Hand genommen – ehrlich gesagt, ich glaube, er wollte mir sagen, dass du dort arbeitest –, aber wir haben doch nicht …«
»Da bin ich schließlich auch draufgekommen«, meinte Archer belustigt. »Ich habe ihn gehen sehen. Und als du dann auch gegangen bist, habe ich kapiert, dass es nur eine Zufallsbegegnung war. Aber es haben sich doch so viele Dinge nur durch Zufall ergeben. Das Doisneau-Foto zum Beispiel – das hat mir schon immer gefallen. Die französische Erotik dieser Zeit hat für mich etwas ungeheuer Reizvolles. Und es war doch klar, dass es vollkommen logisch war, dir den Heimlichen Kuss zu schicken. Und als ich in New York gewohnt habe, habe ich mir die Liebesspiele in der Frick Collection angesehen.«
»Ah ja, die Liebesspiele«, wiederholte Imogen. Sie hob die Hand und liebkoste sein Gesicht – schön, magnetisch, noch immer nicht ganz vertraut.
»Ja«, bekräftigte Archer ernst und sah ihr in die Augen. »Ab da gab’s für mich kein Zurück mehr. Ich wusste absolut sicher, dass ich in dich verliebt war, als ich dich nach Grasse geschickt habe, um dein Geschenk zu suchen.« Er küsste ihre Halsgrube. »Ich wollte dir unbedingt etwas schenken, bei dem du an mich denken würdest, das dich aber auch berührt. Deinen Körper wirklich und intim berührt«, fuhr er fort und drängte ihre Schenkel auseinander. »So.«
»Ja.« Imogen seufzte, biss sich auf die Lippe und griff nach dem Bettgestell.
»Und hoffentlich auch bis in dein Innerstes vordringt«, sagte er und senkte den Mund fest auf den ihren herab. »Oh Imogen.«
Epilog
Die Sommersaison, während der die Hauptstraße von Saint-Jean-les-Cassis voller sonnenverbrannter Touristen und von der Abenddämmerung bis zum Morgengrauen von bunten Neonreklamen hell erleuchtet war, war zu Ende. Auch Daphnes und Michel Boudins kleine Hochzeitsfeier war längst vorbei – ein wunderbares Ereignis, das nicht nur die beiden Lebensläufe des glücklichen Paares, sondern auch viele der bunten Fäden von Imogens Leben an der Riviera miteinander verknüpft hatte.
Während sie damals in dem kleinen Rathaus auf Daphnes Auftritt gewartet hatten, plauderte der Bürgermeister, eine Schärpe in den Farben der Tricolore mit Goldfransen über den dunklen Anzug drapiert, mit Michel Boudin, der von Verwandten begleitet wurde – durch die Bank groß, massig und dunkelhaarig. Außerdem stand ihm die Schwester der Braut zur Seite, die in einem flotten lavendelfarbenen Kostüm samt Hut sehr elegant aussah. Imogen saß Hand in Hand mit Archer da und warf einen Blick über die Schulter. Neben anderen Einwohnern von Saint-Jean, die sich mächtig in Schale geworfen hatten, sah sie Mitch und Gene, die den kunstvollen Deckenstuck aus dem 19. Jahrhundert betrachteten und darüber diskutierten. Daneben saßen Bunny und Enzo und sahen aus wie zwei träge, sehr zufriedene Katzen. Bunny hatte demnächst eine Ausstellung in der Saatchi Gallery in London – ein beruflicher Durchbruch, der, nachdem Everett es ihnen erklärt hatte, ihre Eltern so beeindruckt hatte, dass sie sich sogar allmählich mit dem Gedanken anfreundeten, eine Künstlerin in der Familie zu haben. Ein wenig weiter hinten saß ein blauäugiger Franzose mit seiner bildhübschen Freundin, die mit zurückgeworfenem Kopf über irgendetwas lachte, das er ihr ins Ohr geflüstert hatte – Amaury und Faustina, soeben frisch verlobt.
Am schönsten war es gewesen, Di ein paar Tage vor der Feier auf dem Flughafen wiederzusehen. Sie schaute genau so aus wie immer und hatte sogar – praktisch wie eh und je – nur einen kleinen Rucksack als Gepäck. Dieser enthielt (zu Transportzwecken mit Folie verpackt) nicht nur ihr Kostüm nebst Hut, sondern auch ein wunderschönes Abendkleid aus dunkelblauer Spitze, das sie bei der Hochzeitsparty am Abend getragen hatte.
»Nun ja, Liebes«, hatte Di bemerkt, als sie gemeinsam zugesehen hatten, wie Daphne – ein umwerfender Anblick in ihrem kurzen austerngrauen Abendkleid – und ihr Mann in dem frisch renovierten Speisesaal des Chez Michel einen lebhaften Quickstep getanzt hatten. »Da sind wir nun. Und, hast du dein Abenteuer genossen?«
»Ja, und wie«, hatte Imogen beteuert und ihre Freundin umarmt. »Di, ich kann dir gar nicht genug danken, dass du mich hierher geschickt hast.«
»Das war wirklich keine schlechte
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