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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Hoffnung.“ Die Hand des Magiers strich noch einmal über die Oberfläche des Sarges. Abrynos' Magierfalte trat erneut sehr deutlich hervor. Rajin glaubte einen grünlichen Schimmer zu sehen, der entlang dieser Falte kurz aufleuchtete.
    Er griff unter sein Wams und holte das zusammengerollte magische Pergament hervor. „Darauf erschien Nya mir bisweilen. Aber es ist mir zuletzt nicht mehr gelungen, mit ihr in Verbindung zu treten. Ich weiß nicht, ob ich zu schwach oder die Distanz zu groß ist.“
    „Es sind mannigfache Gründe denkbar“, erklärte der Magier und ließ sich das magische Pergament geben. Ein Lächeln der Erkenntnis spielte um seine Lippen. „Das dachte ich mir“, murmelte er.
    „Wovon sprecht Ihr?“
    „Das Pergament wurde aus der Haut eines magusischen Fünfhornbisons gefertigt, einem Geschöpf aus dem Land der Leuchtenden Steine …“
    Liisho mischte sich ein. „So nennt man die Gegend um Ktabor in Zentral-Magus“, stellte der Weise fest. „Die Leuchtenden Steine, die es dort gibt, sollen für die seltsamsten Eigenschaften unter den dort lebenden Geschöpfen verantwortlich sein.“
    „Diese Steine sind selbst für uns Magier in vielen ihrer Eigenschaften bis heute rätselhaft“, gab Abrynos in ungewohnt bescheidener Art und Weise zu. „Aber wir wissen sicher, dass sie jegliche Art von Magie, Zauberei oder ganz gewöhnlicher innerer Kraft erheblich verstärken können. Manchmal so sehr, dass es denjenigen tötet, der diese Stärke sucht. Aber dass das Leben weder für Magier oder Menschen noch für Prinzen des drachenischen Kaiserhauses voller Gefahren ist, wisst Ihr ja wohl.“ Abrynos entrollte das Pergament. Er fixierte es mit seinem Blick und sammelte die Kräfte seines Geistes durch eine Formel in alt-magusischer Sprache, die durch ihren Konsonantenreichtum und die Häufigkeit von Hauchlauten auffiel.
    Ein dunkler Fleck befand sich derzeit auf dem Mittelbereich des Pergaments. Er nahm etwa ein Drittel der Fläche ein, und anders als sonst waren nur Ahnungen von kleinen Farbresten erkennbar; alles andere war nichts weiter als dunkle, undurchdringliche Schwärze.
    Als Rajin das sah, erschrak er im ersten Moment, denn er hielt es für ein Zeichen dafür, dass die Seelen seiner Geliebten und ihres ungeborenen Kindes noch weiter hinaus in das Chaos des Polyversums getrieben waren und sich vielleicht schon auf Existenzebenen befanden, die von dieser Welt aus gar nicht mehr erreicht werden konnten – selbst mit der stärksten Magie und der mächtigsten Ballung an innerer Willenskraft nicht, zu der je ein Mensch seit den Zeiten des Urkaisers Barajans fähig gewesen wäre.
    Der Fleck geriet in Bewegung, so als würde er zerfließen. Es dauerte einige Momente, ehe wieder Farben und Formen sichtbar wurden. Zunächst wirkten sie wie eines jener Gemälde, die zu Zeiten des wahnsinnigen Kaisers Sanjon von Affen angefertigt und anschließend im Palast aufgehängt worden waren, woraufhin sich der Adel im ganzen Land Kunstwerke von Affen anfertigen ließ, was zahllose ehrbare Meistermalerwerkstätten in den Ruin trieb.
    Endlich bildeten sich aus den verschwommen Formen etwas heraus, das auch Rajin wiedererkannte: Nyas Gesicht!
    Und daneben das Gesicht eines Jungen von etwa zehn Jahren, dessen Ähnlichkeit mit dem Prinzen nicht zu leugnen war.
    Abrynos neigte das Pergament etwas, sodass Rajin deutlicher sehen konnte, was sich auf dessen Oberfläche tat.
    „Nya!“, murmelte er.
    Sie wandte den Kopf, so als hätte sie ihn gehört und suchte nach dem Ursprung dieser vertrauten Stimme.
    „Bjonn!“, nannte sie ihn bei dem Namen, den ihm sein Ziehvater Wulfgar Wulgarssohn aus Winterborg während seines winterländischen Exils gegeben hatte. „Mein geliebter Bjonn, bist du es?“
    Doch dann zerfloss das Bild wieder.
    „Sie existieren also noch“, stellte Abrynos fest. „Dessen könnt Ihr sicher sein. Und so seid Euch auch gewiss, dass Ihr die Opfer und Gefahren, die Euch bevorstehen, um sie zu retten, nicht umsonst erleiden werdet.“ Der Magier hob die buschigen, nach oben gebogenen Augenbrauen und fügte mit einem halb schalkhaften, halb zynischen Blick hinzu: „Niemand will Euch Mühen aufhalsen, die schon von vornherein vergeblich wären.“
    „Was muss ich tun?“, fragte Rajin.
    Spürst du es nicht, wie er dich zu seiner Marionette macht - und das ganz ohne Magie?, meldete sich eine warnende Stimme in ihm. Es war nicht die Stimme Liishos, sondern eine dunkle Ahnung, die in ihm selbst

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