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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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bringen“, vollendete Liisho. „Wäre das so abwegig?“
    „Nein. Aber dann könnte ich Euch nicht dies überbringen.“ Und mit diesen Worten holte er ein Amulett hervor, das er bisher unter seinem Gewand verborgen getragen hatte. Es war aus einem silberfarbenen Metall und zeigte die Gravur eines stilisierten Gesichts. Dort, wo die Augen waren, hatte man grüne Jade eingesetzt. Die Magierfalte auf der Stirn war deutlich zu erkennen. „Dieses Amulett enthält eine geistige Botschaft des Großmeisters Komrodor, die beweist, dass ich für ihn spreche und nicht im Dienste des Usurpators Katagi stehe.“ Er streckte die Hand aus und reichte es Liisho.
    Aber dieser zögerte, das Amulett zu ergreifen. Er fürchtete wohl eine Falle oder einen Angriff magischer Kräfte.
    Rajin trat vor und ergriff das Amulett. Er wollte selbst wissen, was es mit dem Magier wirklich auf sich hatte und inwiefern er vielleicht doch für Nya und seinen Sohn eine Hoffnung bedeuten konnte. Schließlich hatten die Kräfte eines Magiers sie in diesen todesähnlichen Zustand versetzt. Der Gedanke, dass die Kräfte eines anderen Magiers sie vielleicht wieder befreien konnten, lag nahe.
    Rajin starrte auf das Amulett in seiner Handfläche. Die grünen Augensteine begannen zu leuchten, und Rajin fühlte eine geistige Präsenz von solcher Stärke, dass ihm schauderte. Komrodor - der Großmeister von Magussa … Selbst Magier mussten sich seiner Macht unterwerfen, wie Rajin wusste.
    Das Gesicht auf dem Amulett erwachte für einen Moment zum Leben. „Vertraue Abrynos dem Schattenpfadgänger“, murmelte eine Gedankenstimme in einer Sprache, bei der es sich um Magusisch handeln musste, und dennoch verstand Rajin jedes Wort, da die Botschaft direkt in seinen Geist übermittelt wurde. „Das, wonach du dich am meisten sehnst, kann vielleicht erfüllt und mit deiner Bestimmung in Einklang gebracht werden, wenn wir auf einer Seite stehen.“
    Die Gedankenstimme verstummte. Das Gesicht auf dem Amulett erstarrte wieder.
    „Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass Ihr tatsächlich für den Großmeister sprecht“, sagte der Prinz, indem er seinen Blick von dem Amulett hob und auf Abrynos richtete.
    „Und ebenso wenig solltet Ihr Zweifel daran hegen, dass es wirklich das Bestreben meines Herrn ist, Euch zu helfen, Prinz“, entgegnete Abrynos.
    Rajin gab dem Magier das Amulett zurück. „Immerhin hat Euer Herr nicht versucht, mir die Herrschaft über meinen Verstand zu rauben.“
    Abrynos lächelte mild. „Wenn man anzubieten hat, was sich ein anderer am meisten ersehnt, bedarf es keiner magischen Mittel, um seinen Geist zu fesseln. Er wird sich selbst an einen binden.“
     
     
     
     

3. Kapitel
Sehnsucht und Bestimmung
     
     
    Rajin wandte den Blick in Liishos Richtung. Auch ohne die enge geistige Verbindung, die seit den Tagen seiner Kindheit zwischen ihnen herrschte, wäre für den Prinzen nicht zu übersehen gewesen, dass der Weise eine tiefe Abneigung gegen Abrynos hegte und dessen Angebot misstraute.
    Du fürchtest dich davor, dass ich meine Bestimmung vergessen könnte. Aber diese Furcht ist unbegründet, dachte Rajin, doch ob dieser Gedanke Liisho erreichte, wusste der junge Prinz nicht; Liisho ließ es durch nichts erkennen.
    „Was kann ich tun, um Nya und meinen Sohn zu retten?“, fragte Rajin.
    Abrynos lächelte zufrieden. Es war die Zufriedenheit von jemandem, der wusste, dass der Köder geschluckt worden war, den er ausgelegt hatte. Von nun an, so schien er zu glauben, war der Prinz in seiner Hand. Gebunden durch unsichtbare Fesseln, die nichtsdestotrotz ein viel festeres Band waren als manche Absicht und manche Magie.
    „Ihr solltet mich zu ihnen führen“, verlangte er. „Vertraut mir, so wie Großmeister Komrodor Euch vertraut.“
    Es ist längst entschieden, dachte Rajin. Du weißt, dass du gar keine andere Wahl hast.
    „So folgt mir“, forderte der Prinz seinen ungebetenen Gast auf.
     
     
    Zusammen mit Liisho und Abrynos begab sich Prinz Rajin in das Gewölbe, in dem Nya aufgebahrt lag.
    Der Magier ließ sich die Umstände schildern, unter denen Nya und ihr ungeborenes Kind in die Hände Katagis und des ihm willfährigen Magiers Ubranos geraten waren, der während des Kampfes in der zur Zitadelle von Kenda gehörenden Kathedrale des Heiligen Sheloo umgekommen war.
    „Euren Schilderungen nach war Ubranos ein Magier von durchaus überdurchschnittlichen Kräften“, sagte Abrynos schließlich. „Dies deckt sich mit den Angaben,

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