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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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hier uneingeladen auf, benutzte dafür den Schattenpfad, was in Drachenia aufs Schärfste verboten ist, und dann brachte er den Gesandten des Kaisers und seine Männer um. Reicht dir das nicht?“
    „Sagt nur, dass Ihr ihnen nachtrauert“, krächzte der Magier; seine Stimme war noch schwach, aber dafür voller Hohn. Ein leichtes grünliches Flimmern zeigte sich schon wieder in seinen Augen, und die bläuliche Färbung seines Gesichts ließ nach. Seine Kräfte kehrten allmählich zurück. „Gebt es zu, Liisho, ich habe Euch und Prinz Rajin einen Gefallen damit getan!“
    „Ihr habt damit vielleicht unser Todesurteil gefällt“, entgegnete der Weise mit frostklirrender Stimme. „Was glaubt Ihr denn, wie man am Hof von Drakor reagieren wird, wenn der Gesandte nicht zurückkehrt! Alle hier auf Burg Sukara sind durch Eure Handlungsweise in Gefahr gebracht worden!“
    Abrynos erhob sich vorsichtig, doch Meister Liisho unternahm nichts, um es zu verhindern. Der Magier sah Rajin an und musterte ihn auf eine Weise, die dem Prinzen nicht gefiel. „Alle Achtung, Ihr scheint schon einiges gelernt zu haben. Nun, in Meister Liisho habt Ihr zweifellos auch einen der besten Lehrer, die sich denken lassen.“
    „Ich habe kein Ohr für Eure Schmeicheleien, Abrynos“, sagte Rajin. „Wenn Ihr mir eine Botschaft zu überbringen habt, dann tut es jetzt.“
    „Ich schmeichele niemandem“, behauptete der Magier. „Meine Worte bezogen sich auf Eure Fähigkeit, die innere Kraft so zurückzuhalten, dass sie mir beinahe verborgen geblieben wäre. Fast hätte ich Euch nicht erkannt.“ Er verzog das Gesicht, und die Magierfalte trat dabei wieder deutlich hervor. „Und da Euer weiser Mentor Liisho gleichzeitig alles tat, mich abzulenken, hätte ich Euch tatsächlich beinahe nicht bemerkt.“
    „Ihr spracht gerade von Nya und meinem Sohn“, erinnerte ihn Rajin in forderndem Ton.
    „Hattet Ihr nicht vorgesehen, dass er dereinst als Kojan II. den Drachenthron besteigt, wenn Ihr selbst eines Tages todesmüde die Augen schließt?“, fragte Abrynos. Er wartete die Antwort nicht ab, sondern sprach weiter: „Oh, um das zu erkennen, bedarf es nicht einmal eines magischen Sinnes, werter Prinz Rajin. Davon abgesehen verzehrt Ihr Euch nach Eurer Geliebten Nya, deren Seele in Gefilden verschollen ist, von denen Ihr vermutlich kaum mehr als eine vage Ahnung habt.“
    „Wenn Ihr mir etwas zu sagen habt, dann tut es“, sagte Prinz Rajin hart. „Andernfalls könnte ich zu der Ansicht gelangen, dass mein Mentor Liisho recht hatte und Ihr nur hergekommen seid, um mir zu schaden. Dann soll der Weise Liisho Euch den Garaus machen!“
    „Doch würdet Ihr damit in Kauf nehmen, Euch den Großmeister Komrodor von Magus zum Feind zu machen – in einer Zeit, da Verbündete rar sind und Ihr ganz allein dasteht.“ Der Magier lachte heiser. „Ihr enttäuscht mich, mein lieber Prinz Rajin. Ich hätte Euch durchaus mehr Klugheit und taktisches Geschick zugetraut.“ Der Magier vollführte eine ausholende Geste mit der rechten Hand und fuhr dann fort: „Ich werde nur zu Euch persönlich sprechen, Prinz Rajin. Zu viele Ohren sind der Sache, über die ich reden will, abträglich – wenn Ihr versteht, was ich meine.“
    „Es sollen alle den Saal verlassen!“, bestimmte Rajin. „Bis auf Meister Liisho. Auf seiner Anwesenheit bestehe ich.“
    „Also gut“, gab Abrynos der Schattenpfadgänger nach. „Die Sache, derentwegen ich mit Euch sprechen will, ist zu ernst, als dass ich mich mit Euch um Kleinigkeiten streiten will.“
    Rajins Gesicht blieb regungslos, als er antwortete: „Das freut mich zu hören.“ Er wandte sich an Fürst Payu und nickte diesem zu, woraufhin sich der Fürst leicht verneigte und den Befehl gab, den Saal zu räumen.
    „Nehmt auch die Toten mit!“, ermahnte ihn der Magier.
    „Ihr sprecht bestes Drachenisch“, stellte Liisho fest. „Der Dialekt des Altlandes, wie er bei Hof gepflegt wird.“
    „Habt Dank für Euer Kompliment. Ich übe mich gern in Vollkommenheit“, erwiderte Abrynos.
    „Hat man Euch diese Sprache vielleicht im Palast beigebracht?“, fragte Liisho mit scharfem Unterton.
    „Es gibt magische Methoden, sich eine Sprache anzueignen, selbst wenn man ihren Klang nie gehört hat“, entgegnete Abrynos. „Ihr wollt darauf hinaus, dass ich ein Diener Katagis sein könnte, ein abtrünniger Magier, der am Hof von Drakor diente …“
    „… und sich hier einzuschleichen versucht, um uns allen das Verderben zu

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