Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Die geisterhafte Erscheinung setzte sich in Bewegung, schnellte frontal auf die dicken Mauern des Gewölbes zu. Im Schein der Fackeln bildeten sich viele Schatten an den modrigen Steinwänden, und in einem von ihnen schien der Wirbel zu verschwinden, als er die Mauer durchdrang.
    „Bete zum Unsichtbaren Gott oder meinetwegen auch zu den Göttern Winterlands, dass du deine Entscheidung nicht eines Tages bitter bereust, Rajin“, sagte Liisho.
    „Wir werden unser Ziel auf diese Weise schneller erreichen“, war der junge Prinz überzeugt.
    „Du suchst den schnellen und vermeintlich einfachen Weg. Aber vielleicht irrst du dich da.“
    Rajin sah seinen Mentor lange an. „Die Zeiten, da du für mich entscheiden musstest, sind endgültig vorbei, Liisho“, sagte er schließlich. „Ich schätze deinen Rat, und ich werde ewig in deiner Schuld stehen für das, was du für mich getan hast. Schließlich hast du mich aus dem brennenden Palast von Drakor gerettet, bevor die Anhänger des Usurpators mich finden und umbringen konnten. Das werde ich dir nie vergessen – ganz Drachenia wird es dir nicht vergessen, und noch in einem Jahrtausend wird man von deiner Tat sprechen, sofern bis dahin nicht der Schneemond auf uns alle herabgekommen ist. Aber entscheiden muss ich!“
    „Ja, vielleicht hast du recht“, murmelte Liisho vor sich hin.
    „Ich rechne auch bei dieser Unternehmung mit deiner Unterstützung, Liisho. Nur zusammen können wir gegen Katagi bestehen.“
    Liisho nickte leicht. Sein Blick war ernst. „Ich hoffe nur, dass du das niemals vergisst!“
    „Das werde ich nicht“, versprach Rajin. „So wie ich auch die Jahre als Bjonn Dunkelhaar unter den Menschen des Winterlandes nie vergessen werde.“
    „Eines Tages wirst du mich dafür hassen, dass ich dich aus dieser einfachen Welt herausgerissen habe“, murmelte Liisho.
    Rajin schüttelte den Kopf. „Diese Welt existiert nicht mehr. Und nicht du warst es, der sie zerstört hat, sondern Katagi mit seinen Horden von skrupellosen Getreuen, von denen ich nicht glauben kann, dass die meisten von ihnen tatsächlich die Nachfahren aufrechter und edler Drachenreiter-Samurai sein sollen!“ Rajins Gesicht verdüsterte sich. Er verstaute das magische Pergament wieder unter seinem Wams. „Sehnsucht und Bestimmung – ich hoffe, dass sie nun tatsächlich eins werden und ich keinen Kampf mehr in meiner eigenen Seele ausfechten muss.“
    „Dann wärst du der erste Mensch, dem dieses Privileg zuteil würde“, erwiderte Liisho.
     
     
    Rajin ließ den Fürsten vom Südfluss zu sich rufen und empfing ihn in einem der Räume, die man dem Prinzen auf Burg Sukara zur Verfügung stellte.
    Fürst Payu stand noch immer unter dem Eindruck dessen, was sich in seinem Festsaal an Unfassbarem ereignet hatte. Seine größte Sorge war es, dass der Tod des Kaiserlichen Gesandten und seiner Begleiter nicht geheim gehalten werden konnte und die Kunde davon bis zum Hof in Drakor dringen würde.
    „Gegenüber der Macht des Kaisers sind wir nicht mehr als ein lästiges Insekt, das man zerquetscht, wenn einem danach ist“, erklärte er. „Und dieser Vorfall könnte Katagi zum Vorwand gereichen, mich endgültig zu vernichten. Der Usurpator braucht nur mit den Fingern zu schnipsen, und ein Teil seiner Kriegsdrachen-Armada wird Sukara dem Erdboden gleichmachen. Dann hätte die Rebellion keinen Rückhalt mehr und keinen Ort, an den sie sich zurückziehen könnte.“
    „Ihr seht zu schwarz, mein Fürst“, sagte Rajin. „Die Umstände werden Euch schützen.“
    „So? Wie denn? Mit Verbündeten können wir nicht rechnen, und selbst wenn Ihr es schaffen solltet, zum Großmeister von Magus eine gewisse Beziehung aufzubauen, wie ich es mal vorsichtig ausdrücken möchte, so ist es unwahrscheinlich, dass Komrodor seine Schattenpfadgänger zu uns kommen lässt, um Sukara zu verteidigen. Ich meine, die Magier könnten ja die Drachen der Armada mit Illusionen von Eis und Schnee oder Schwärmen von Hornissen und Heuschrecken verjagen, die den Riesentieren in die Körperöffnungen kriechen, so wie es vielleicht bei der Verteidigung von Magussa geschehen würde.“ Der Fürst seufzte. „Aber wie gesagt, ich glaube nicht daran, dass uns die Magier beistehen werden. Wir werden uns selbst helfen müssen, darauf läuft es hinaus.“
    „Das mag sein“, gab Rajin zu, „aber dennoch werden Euch die Umstände helfen, Fürst Payu, denn Katagi wird es sich nicht leisten können, seine Kriegsdrachen-Armada

Weitere Kostenlose Bücher