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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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ging es Rajin durch den Sinn, bevor einer seiner Vorfahren sie ihnen entriss.
    Der Fürst wandte sich an Giijii. „Lasst die Katapulte bestücken und die Stadttore schließen. Und öffnet die Waffenarsenale, damit sich die Bürger der Stadt an der Verteidigung beteiligen können!“
    Kommandant Giijii verneigte sich. „Jawohl, Herr“, sagte er.
     
     
     

4. Kapitel
Angriff der Luftschiffe
     
     
    Ganjon war der mit Abstand größte unter den Männern, die das Fischerboot an Land zogen. Die anderen waren von vergleichsweise drahtiger und zierlicher Gestalt; der breitschultrige Ganjon überragte sie alle. Aber auch sein blondes Haar und die meergrünen Augen unterschieden ihn von den mandeläugigen, dunkelhaarigen Bewohnern Drachenias. Im Ganzen wirkte er eher wie ein seemannischer Barbar.
    Tatsächlich war er vor langer Zeit als einziger Überlebender eines havarierten seemannischen Langschiffs an die Küste des Südflusslandes gespült worden und lebte dort seitdem als Fischer. Inzwischen gab es in seinem Dorf eine ganze Reihe halbwüchsiger Kinder, deren Haar ebenfalls hell und deren Augen die gleiche meergrüne Farbe hatten, wie sie Ganjons eigenen war, und manch anderer Mann in der Gegend beneidete ihn insgeheim darum, dass er sich nicht auf die Treue seines Weibes verlassen musste, um sich der Vaterschaft seiner Kinder sicher sein zu können.
    Aber neben dem Leben als einfacher Fischer, das er die meiste Zeit des Jahres über führte, gab es noch ein zweites, das er unter der Maske eines Ninja verbarg. Im Laufe der Zeit hatte er sich durch Tapferkeit und Treue zum Hauptmann jener Gruppe von Schattenkriegern heraufgedient, die der Fürst einzusetzen pflegte, wenn die Ehre eines Samurai ihm ein eigenes Eingreifen nicht erlaubte. Die Ehre eines anderen zu schützen galt wiederum keineswegs als ehrlos – selbst wenn man dazu mitunter als ehrlos geltende Mittel und Methoden einsetzte.
    Ganjon und die anderen Männer der vierundzwanzigköpfigen Ninja-Truppe des Fürsten vom Südfluss wurden für ihre bisweilen blutigen Dienste den Gepflogenheiten entsprechend entlohnt. Zu Reichtum konnte man auf diese Weise kaum gelangen, aber Ganjon hatte ein gutes Auskommen und lebte besser als jeder andere Bauer oder Fischer am Südfluss.
    Dass ein Ninja außerhalb der Kirche des Unsichtbaren Gottes stand und aufgrund seines blutigen Handwerks nicht zu den heiligen Ritualen zugelassen war, konnte Ganjon verschmerzen. Insgeheim war er ohnehin den Göttern seiner seemannischen Heimat treu geblieben, und wenn er draußen auf dem Meer war und die anderen Männer die Launenhaftigkeit der Fischschwärme verfluchten, so konnte man Ganjon mitunter zum Meeresgott Njordir beten oder den auf dem Schneemond residierenden Verrätergott Whytnyr verfluchen hören.
    Ein letzter Ruck, und das Boot war an Land. Es handelte sich um eine drachenische Dschunke mit einem für die Fischerboote der drachenischen Ostküste typischen dunkelbraunen Dreieckssegel. Manchmal waren diese Segel noch mit Drachenmotiven bestickt, aber Ganjon hielt nichts von derlei Zierrat. Schließlich gab es seiner Meinung nach nun wahrlich genug Drachen in diesem Land, deren Zähmung durch die Drachenier die Schifffahrt ein Schattendasein führen ließ. Ganjon bedauerte dies, denn er liebte immer noch das Meer und die Seefahrt. Und so hatte er die Dschunken des Dorfes auch in ein paar kleineren Details verbessert, die dem fortgeschrittenen Stand der seemannischen Segelkunst entsprachen.
    Die Männer zogen und schoben die Dschunke soweit über den Strand, dass auch die nächste Fünfmondeflut sie nicht davonreißen und ins Meer entführen konnte.
    „Geschafft“, sagte einer. Sein Name war Andong. Er war Ganjons Schwager, sein Steuermann auf der Dschunke und außerdem sein Stellvertreter als Hauptmann der Ninjas des Südfluss-Fürsten.
    „Der Fang war dafür dürftig“, murrte Ganjon. „Meiner Ansicht nach müssten wir größere Schiffe bauen.“
    „Nach Art der Seemannen vielleicht?“ Andong lachte.
    „Natürlich! Und mit diesen Schiffen müssten wir auf die Jagd nach Seemammuts gehen, deren Fleisch wir dann an die Drachenbesitzer der Ostküste verkaufen könnten. Das wäre ein Riesengeschäft, denn das Stockseemammut müsste dann nicht mehr mit Drachengondeln aus den Küstenstädten des Neulandes über den mitteldrachenischen Bergrücken geflogen oder mit Schiffen über die lange Südpassage bis hierher transportiert werden. Ein Vermögen ließe sich für jeden

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