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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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die Drachenzüchter nicht um ihre Pfründe zu fürchten. Die wenigen drachenischen Rennvogelbesitzer gehörten durchweg niederen Ständen an und hätten sich weder die Anschaffung eines Lastdrachen noch die Dienste eines Drachenreiters leisten können.
    Kanrhee trieb seinen Rennvogel unbarmherzig voran. Normalerweise zog er einen Wagen hinter sich her, auf dem er von den Dörflern gefangene Fische zu einem der Marktplätze brachte. Das dazugehörige Geschirr trug der Rennvogel auch – wo Wagen und Fische geblieben waren, darüber konnte man nur rätseln.
    Er hielt auf den Strand zu, dann zügelte er sein Reittier. Kanrhee ließ sich von dessen Rücken gleiten und lief auf Ganjon zu; seine Behändigkeit verriet auch ihn als Ninja des Südfluss-Fürsten.
    „Der Himmel!“, rief er, und er wirkte aufgebracht und völlig konfus, obwohl die besondere Schulung der Schattenkrieger eigentlich dafür sorgen sollte, dass ein Ninja niemals den Kopf und die Übersicht verlor. Aber das, was er erlebt hatte, musste selbst für ihn zu viel gewesen sein, um noch die gewohnte Selbstbeherrschung zu wahren.
    „Was ist geschehen?“, fragte Ganjon.
    „Der Himmel ist schwarz von Luftschiffe und die Erde dunkel von ihren Schatten“, keuchte er.
    Gefechte mit einzelnen tajimäischen Luftkriegsschiffen hatte es immer wieder gegeben, und auch an kleine Grenzkonflikte konnte sich jeder erinnern. Aber nicht an einen ausgewachsenen Krieg.
    „Ich habe verendende Drachen und tote Samurai gesehen, deren Leiber mit Armbrustbolzen gespickt waren“, fuhr Kanrhee fort. „Die Tajimäer haben die Grenzposten einfach niedergemetzelt!“
    „Ihr Ziel wird Sukara sein“, nahm Ganjon an. „Denn wenn sie die Burg des Fürsten eingenommen haben, gehört ihnen das ganze Südflussland. Aber sag mir – wo ist dein Fischkarren? Ich sehe, die Riemen des Rennvogelgeschirrs sind gerissen!“
    „Ein verendender Kriegsdrache hat mich in seinem Todeskampf angegriffen und den Karren mit einem Prankenschlag zerstört. Der Samurai, dem der Drache gehörte, lag tot am Boden in seinem Blut, und so tobte das schwer verletzte Tier wie von Sinnen. Glücklicherweise konnte es nicht mehr fliegen und …“
    Er verstummte – denn in diesem Moment tauchten die ersten großen, zylinderförmigen Schatten über den Baumwipfeln der Anhöhen auf.
     
     
    Ihre Größe war sehr unterschiedlich. Wahre Giganten waren darunter, gegen die selbst die allergrößten Transportdrachen zwergenhaft wirkten. Umschwirrt wurden sie von kleineren Luftschiffen. Allen gemein waren die zylindrische Form und die sich ständig drehenden Flügelräder am Bug.
    Niemand wusste genau, welche Kraft es war, die diese riesigen Gebilde daran hinderte, einfach zur Erde herabzufallen, wie es den Gesetzen der Schwerkraft entsprochen hätte. Das war das Geheimnis der Priesterkönige von Taji, die an den Ufern des Vulkansees auf dem Dach der Welt residierten. Deren Ahnenreihe ließ sich zwar nicht ganz so weit zurückverfolgen wie die der Kaiser von Drakor oder gar jene der Großmeister von Magus, jedoch immerhin bis zum Ende des dritten Äons.
    „Wir sollten uns nach Sukara begeben, auch wenn unser Herr uns nicht gerufen hat“, sagte Ganjon. Er wandte sich an Kanrhee. „Den Tajimäern werden die Dörfer des Küstenlandes gleichgültig ein. Aber wenn sie Sukara erobern, ist dieses Land in ihrer Hand – also hol die anderen Ninjas zusammen.“
    „Ich?“, stammelte Kanrhee.
    „Sicher du – schließlich bist du im Besitz eines Rennvogels und damit schneller als selbst der beste Läufer unter uns!“
    Kanrhee nickte. Er pfiff den etwas verwirrt wirkenden Rennvogel herbei. Das Tier gehorchte sofort – und das, obwohl Kanrhee es selbst hatte ausbilden müssen und dabei keineswegs auf das umfangreiche Wissen zurückgreifen konnte, das die Rennvogelzüchter in Feuerheim seit vielen Zeitaltern angesammelt hatten. Kanrhee schwang sich mit der Behändigkeit eines Ninja auf den Rücken seines Reittiers, das sich daraufhin in Bewegung setzte und auf seinen langen Beinen davoneilte.
    Währenddessen sahen die Fischer ohnmächtig zu, wie die gewaltige Luftschiff-Armada über ihr Dorf hinwegzog und die Sonne verdunkelte. Große Schatten glitten dabei über dem Strand. Die Luftschiffe bewegten sich gemächlich und flogen sehr tief. Sie schienen keinen Angriff vom Boden aus zu fürchten. Hier und dort schauten Gesichter aus den geöffneten Fenstern oder den Schießscharten, hinter denen Hunderte von

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