Prinz Rajin - Der Verdammte
Drachenbesitzer damit einsparen, und wird würden daran teilhaben!“
„Deine Idee hat nur einen kleinen Haken“, meinte Andong.
„Abgesehen davon, dass mich dabei bislang nicht einmal meine eigenen Söhne unterstützen wollen, sehe ich keinen“, erklärte Ganjon.
Andong deutete hinaus auf das Meer. „Es gibt hier keine Seemammuts, Ganjon. Vor Generationen soll es sie gegeben haben, und sie sind der Schrecken der Fischer gewesen. Aber niemand, der heute noch lebt, hat auch nur ein Einziges dieser Geschöpfe hier gesehen. Sie haben diese Gewässer offensichtlich vor langer Zeit verlassen.“
„Es gibt sie – auch hier!“, machte Ganjon seine abweichende Meinung deutlich. „Man muss nur weit genug auf das Meer hinausfahren. Es gibt nämlich nur einen einzigen Ozean auf der Welt, in dem das Wasser frei fließen kann. Und so tun es auch die Geschöpfe, die darin leben.“
Ein heiserer Ruf unterbrach das Gespräch der beiden Männer – vermischt mit dem Kreischen einiger wilder Zweikopfkrähen.
Ganjon und Andong drehten sich um und blickten zum Horizont. Wald und Anhöhen versperrten die Sicht. Der Himmel war strahlend blau, und umso deutlicher waren die dunklen Schatten zu sehen, die sich dagegen abzeichneten. Ein gewaltiger Vogelschwarm zog kreischend und allerlei andere schrille bis angstvoll klingende Laute von sich gebend auf das Dorf zu.
„Bei der Macht des Unsichtbaren Gottes, womit haben wir uns versündigt?“, stieß Andong hervor. Mochte die Kirche und die Priesterschaft von Ezkor ihn als Außenstehenden betrachten, so änderte dies nichts an Andongs persönlicher Gläubigkeit.
Die Fischer am Strand und die Leute aus dem Dorf liefen zusammen und starrten auf den riesigen Vogelschwarm.
„Einen so bunt zusammengewürfelten Vogelschwarm gibt es nur, wenn ein schweres Unwetter aufzieht“, meinte Ganjon.
„Der Himmel ist so blau wie das Meer“, entgegnete Andong. „Von welchem Unwetter redest du? Einem magischen Sturm oder der Hexerei eines tajimäischen Wetterzauberers? Da ist keine einzige Wolke dort oben!“
„Dann haben sie vor etwas anderem Angst“, sagte Ganjon.
Die kreischende Vogelschar zog erst über das Dorf, dann über den Strand und auf das Meer hinaus. Große einäugige Rabenadler, deren Flügelspannweite mehr als sechs Schritt betrug und die als Aasfresser in den Ebenen des östlichen Provinzen Tajimas und als Jäger in den Ausläufern des Dachs der Welt lebten, befanden sich ebenso unter ihnen wie verschiedene Arten von Zweikopfkrähen und Scharen von Hundevögeln, die kein Gefieder hatten, sondern Flügel aus ledriger Haut, und sich durch ihre heulenden Laute deutlich von dem anderen fliegenden Getier unterschieden, das zu diesem Schwarm gehörte. Auch aus den Baumkronen auf den Anhöhen erhoben sich Vögel in großer Zahl, um sich dem Schwarm anzuschließen.
Es dauerte nicht lange, und der Spuk war vorbei. Der Schwarm flog hinaus auf die See und nordwestwärts entlang der Küste. Das Meer war beinahe spiegelglatt und es herrschte auf einmal eine gespenstische Stille.
„Nichts geschieht ohne Grund“, sagte Ganjon. „Auch dies nicht.“ Er hatte als Seefahrer auf die Zeichen der Natur zu achten gelernt, denn die Sinne all der anderen Geschöpfe, die Meer und Luft bevölkerten, waren oft viel empfindlicher als die des Menschen.
Da brach ein Rennvogelreiter aus dem Unterholz des Waldes hervor und ließ sein Reittier auf das Dorf und den Strand zupreschen.
Ganjon erkannte ihn. Es war Kanrhee, der einzige Rennvogelbesitzer der ganzen Gegend, denn eigentlich waren diese zweibeinigen flügellosen Kreaturen vor allem in Feuerheim und den überwiegend ebenen westlichen Provinzen von Tajima beheimatet. Die Feuerheimer ließen ihre Kampfwagen von Rennvögeln ziehe und unterhielten eine zahlenmäßig überwältigende Kavallerie. Nur hin und wieder gelangten einzelne dieser Tiere ins nordöstliche Tajima oder gar ins Südflussland.
In ganz Drachenia war der Handel mit Rennvögeln zum Schutz der Drachenzüchter verboten gewesen, denn gerade für kleinere Gewerbetreibende wären sie eine willkommene und kostengünstige Alternative zum Warenverkehr mithilfe von Lastdrachen gewesen. Allerdings hatte man sich in der Provinz Südfluss sowie im Ostmeerland schon zu Zeiten Kaiser Kojans über das kaiserliche Verbot stillschweigend hinweggesetzt und duldete den vereinzelten Erwerb dieser Tiere. Solange ihr Besitz unter Angehörigen des Adels jedoch verpönt blieb, brauchten
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