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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Bedienmannschaften gab und man darüber hinaus nur die Munition zur Verfügung hatte, die man auf dem Schlachtfeld zusammenklauben konnte.
    „Das Luftreich hat sich in den Krieg, den unser Herrscher vom Zaun brach, voll und ganz auf die Seite der Seemannen gestellt“, fuhr Kommandant Tong fort.
    „Das war zu erwarten“, erklärte Fürst Payu. „Schließlich sieht der Priesterkönig in uns schon seit langem eine besondere Konkurrenz für sein Reich …“
    Die extreme Rivalität zwischen Tajima und Drachenia beruhte eher auf Gemeinsamkeiten als auf den Unterschieden beider Reiche. Die Sprachen waren zweifellos ebenso miteinander verwandt wie die Bewohner. Und in beiden Reichen dominierte der Glaube an den Unsichtbaren Gott, auch wenn man in Drachenia der Meinung war, dass der Abt von Ezkor in Glaubensdingen die letzte Autorität war, während die Tajimäer davon ausgingen, dass der Priesterkönig des Luftreichs der Stellvertreter des Unsichtbaren Gottes auf Erden war. Wie sonst wäre es erklärlich gewesen, dass es der Priesterkönig war, der das geheime Wissen über die Gewichtslosigkeit erhalten hatte. Dem hielt der Abt von Ezkor entgegen, dass es der Überlieferung nach in Tajima schon Luftschiffe gegeben habe, lange bevor sich dort der Glaube an den Unsichtbaren Gott ausgebreitet hatte.
    Jedenfalls hatte es von jeher Glaubensstreitigkeiten gegeben, und darüber hinaus sahen sich beide Reiche auch als Rivalen um die Herrschaft der Lüfte.
    Dass die Tajimäer sich neu ordnen und dann noch einmal versuchen würden, Sukara zu erobern, lag auch für Rajin auf der Hand. Aber mit den Drachenreitern des Kommandanten Tong auf ihrer Seite, durften die Verteidiger hoffen, die Stadt halten zu können.
    „Was ist mit dem Bündnis zwischen Katagi und dem Feuerfürsten von Pendabar?“, erkundigte sich Rajin bei Tong. „Habt Ihr darüber irgendetwas Neues gehört?“
    „Nein“, antwortete ihm Tong. „Aber die Hauptwaffe der Armee Feuerheims sind die mit Feuerwaffen bestückten Rennvogel-Streitwagen. Die eignen sich hervorragend dazu, die westlichen Teile Tajimas zu erobern, aber sobald sie die Ausläufer des Dachs der Welt erreichen, werden sie nicht weiterkommen, auch wenn ihre Waffen jeder Dampfkanone und jedem Springald überlegen sind. Selbst, wenn bereits ein Großangriff des Feuerheimer Heeres auf Tajima erfolgt, können wir uns davon nicht unbedingt eine schnelle Entlastung erhoffen. Abgesehen davon müssten die Feuerheimer Streitwagen die unwegsamen sumpfigen Wälder von Tembien umfahren, was sie viel Zeit kosten wird.“
    Es schient also, als bräuchten sie die Hilfe des Großmeisters von Magus dringender, als er geahnt hatte, ging es Prinz Rajin durch den Kopf. Die Stadt in dieser Lage zurückzulassen, missfiel dem Prinzen. Aber ohne die Kraft der Leuchtenden Steine von Ktabor würde er weder seine Bestimmung erfüllen noch seine Liebe retten können, das war ihm endgültig klar geworden. Die Zeit, sich die innere Kraft auf herkömmliche Weise durch Übung des Geistes zu erwerben, blieb ihm nicht, und davon abgesehen hatte er auch keinen Mentor und Lehrmeister mehr.
    Rajin fasste den Entschluss, so schnell wie möglich aufzubrechen, auch wenn er sich darüber in diesem Moment nicht laut äußerte.
    Ein Diener begab sich auf den Turm. Er verneigte sich und sprach den Fürsten an. „Eure Ninjas sind eingetroffen und melden sich zu Eurer Verfügung, mein Fürst.“
    „Niemand hat sie gerufen – aber in der Stunde der Not sind sie doch da!“, sagte Fürst Payu hoch erfreut. „Das nenne ich wahre Treue!“
    „Diese Männer haben mehr Ehre als so mancher Samurai, der bereitwillig dem Usurpator dient“, stellte Rajin fest. „Und das, obwohl sie eigentlich dazu dienen, Ehrloses zu tun.“ Rajin wandte sich an den Diener: „Richtet Hauptmann Ganjon und den Seinen aus, sie sollen sich bereitmachen, um Prinz Rajin auf eine Reise zu begleiten.“
    Der Diener wirkte etwas überrascht, warf Fürst Payu einen kurzen, unschlüssigen Blick zu und nickte dann.
    „Ja, Herr“, sagte er unterwürfig.
     
     
    Währenddessen kreiste Ayyaam noch immer über der Stadt. Das Licht des Blutmondes ließ seine Schuppenhaut rötlich schimmern, und hin und wieder stieß er Laute aus, die sich fast wie ein Klagelied der Götter anhörten.
    Vielleicht trauerte er um seinen Herrn, dachte Rajin. Der Prinz hatte mehrfach versucht, die geistige Herrschaft über den Drachen zurückzugewinnen, aber einen deutlichen Widerstand gespürt.

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