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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zeitgleich übersetzte.
    Wenn er das vermag, muss seine magische Präsenz immens groß sein, ging es Katagi durch den Kopf.
    „Weitaus größer zumindest als bei dem erbärmlichen Abtrünnigen, den Ihr früher in Euren Diensten hattet“, stellte Abrynos fest.
    Katagi schreckte auf. Er musste aufpassen. Offenbar war Abrynos in der Lage, allzu intensive Gedanken zu erfassen. Ein Umstand, der Katagi diesen Gesprächspartner nicht unbedingt sympathischer machte.
    „Ihr kanntet Ubranos aus Capana?“, fragte Katagi.
    „Ein Scharlatan, der anderen seine Dienste anbot und in Wahrheit doch immer nur sich selbst diente“, erwiderte Abrynos. „Ich habe von seinem traurigen Ende in der Kathedrale des Heiligen Sheloo während des Kampfes um die Zitadelle von Kenda gehört.“
    Katagi wurde bleich. Dass es Prinz Rajin und seinen Getreuen gelungen war, in einer Art Handstreich in die Kathedrale einzudringen und der Falle zu entkommen, die Katagi und Ubranos ihnen gestellt hatten, war eine Schmach, die noch immer an seinem Selbstbewusstsein kratzte. Eine Schmach, die ihm darüber hinaus eine erste Ahnung davon gegeben hatte, wie gefährlich dieser Gegner tatsächlich für ihn werden konnte, wenn es ihm nicht gelang, ihn schnellstens auszuschalten. Aber das würde sich wohl nicht so einfach bewerkstelligen lassen, wie er seinerzeit geglaubt hatte.
    „Prinz Rajin hat den Köder, den ihr so sorgsam für ihn ausgelegt hattet, einfach geschnappt, ohne an Eurem Haken zu zappeln“, stellte Abrynos fest. „Und zu allem Überfluss hat dabei Ubranos auch noch sein Leben verloren.“
    „Es ist unmöglich, dass Ihr davon wisst!“, rief Katagi fassungslos.
    Abrynos lachte. „Unmöglich? Ihr solltet wissen, dass dieses Wort für Menschen und Magier eine etwas unterschiedliche Bedeutung hat. Uns stehen Mittel und Wege zur Verfügung, von denen ihr nicht einmal ahnt.“
    Katagi schluckte. Er musste wohl akzeptieren, dass der Magier viel mehr über den Herrscher Drachenias und seine schlimmste Niederlage wusste, als diesem recht sein konnte.
    „Was wollt Ihr von mir? Wie könnt Ihr es wagen, in meinen Palast einzudringen, und das auf eine Weise, die allein schon ein todeswürdiges Verbrechen darstellt?“, fragte Katagi.
    Abrynos' dünnlippiger Mund wurde zu einem schmalen Strich, und die Magierfalte auf seiner Stirn trat stärker hervor. Er hielt noch immer die Nadel zwischen Daumen und Zeigefinger seiner linken Hand. Doch nun machte er zwei Schritte zur Seite und legte sie auf eine Kommode. „Ich gehe davon aus, dass Ihr dieses Beweisstück erst noch von Euren kaiserlichen Alchimisten begutachten lassen wollt, Majestät – obwohl das zu nichts führen wird. Wie ich schon sagte, Ihr solltet darauf achten, dass die Nadel nicht in falsche Hände gerät.“
    „Was wollt Ihr?“, wiederholte Katagi seine Frage, und er wurde zunehmend gereizter.
    „Zunächst einmal nichts weiter, als dass ihr mir vertraut, Kaiser Katagi. Denn es sieht ganz danach aus, als hätten wir gemeinsame Interessen. Und gemeinsame Feinde, deren Vernichtung wir herbeisehnen.“
    „Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Ihr sprecht, Abrynos!“
    „Ach nein?“ Der Magier deutete auf die junge Frau. „Sie ist am Leben, denn ich dachte, dass Ihr sie gern noch einer Befragung durch Eure Folterknechte unterziehen wollt, bevor sie je nach Urteil des Unsichtbaren Gottes in die paradisieschen Gefilde eingehen oder in Gesellschaft anderer Verdammter ihre postvitale Existenz fristen muss.“ Katagi wollte etwas erwidern, doch Abrynos brachte ihn mit einer Handbewegung – und im Übrigen ganz ohne die Anwendung magischer Kräfte - zum schweigen: „Sagt jetzt nicht, es stünde bereits fest, dass diese junge Dame ihren ewigen Aufenthalt in der Hölle der Verdammten antreten muss. Wir wollen doch dem Urteil des Unsichtbaren Gottes nicht vorgreifen, oder? Die Grundzüge des in Eurem Reich am meisten verbreiteten Glaubens habe ich durchaus begriffen, zumal es auch in Magus Anhänger des Unsichtbaren Gottes gibt. Und zwar sowohl solche, die der Priesterschaft von Ezkor folgen, als auch jene, die den Priesterkönig von Tajima tatsächlich für den Erben des Propheten Masoo halten und in ihm den Stellvertreter des Unsichtbaren Gottes auf Erden sehen. Den meisten Magiern fehlt der Sinn für eine derart tröstliche Weltanschauung, aber für niedere Aufgaben beschäftigen wir ja durchaus auch Menschen und andere Geschöpfe, die sich leicht lenken lassen.“
    Auch Katagi

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