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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Hand aus und fasste ihre Kehle. Wuanjii erstarrte mit weit geöffnetem Mund. Sie wirkte das Sinnbild eines gefrorenen Schreis. Der Magier murmelte dumpfe Laute vor sich hin. Nur Eingeweihte erkannten diese Laute als Worte einer entlegenen alt-magusischen Mundart, die nicht mehr gesprochen wurde, sondern nur noch für bestimmte magische Formeln Anwendung fand.
    Der Magier öffnete den Mund, schwarzer Rauch drang daraus hervor und flog einem Insektenschwarm gleich in den Mund der jungen Frau, deren Körper von einem Zittern erfasst wurde. Aus Augen und Nase trat dieser schwarze Rauch wieder aus und strömte zurück in den Mund des Kahlköpfigen.
    Dann ließ er Wuanjii los. Sie fiel zu Boden und blieb regungslos liegen.
    „Ihr lebt gefährlich“, sagte der Magier auf Magusisch, aber in Katagis Gedanken hallten diese Worte mit schmerzhafter Intensität in bestem Drachenisch wider. „Zu viele wünschen Euren Tod, ehrenwerter Kaiser. Zu viele sind erfüllt vom Durst nach Rache. Der Hass, den Ihr tausendfach gesät habt, fällt auf Euch zurück.“
    Wut erfasste Katagi. Was bildete sich dieser selbstherrliche Kerl ein, sich moralisch über ihn zu erheben?
    „Ich weiß, dass Ihr gern deine Wachen rufen würdet, um mich töten zu lassen. Aber bedenkt Folgendes: Erstens bin ich hier, um Euch zu helfen und Euer Leben wie auch Eure Herrschaft zu retten. Und zweitens müsstet Ihr mindestens die Hälfte Eurer Palastwache als Verlust einplanen, wenn es zum Kampf käme. Vorausgesetzt, ich würde es nicht vorziehen, einfach zu verschwinden. Ich bin ein Schattenpfadgänger. Ich bin überall und nirgends, und heute solltet Ihr froh sein, dass ich gerade in der Stunde tödlicher Gefahr bei Euch bin.“
    Abrynos ging auf den reglos auf dem Bett liegenden
Katagi zu und griff nach der in der Schulter steckenden Nadel. Mit einem Ruck zog er sie heraus. Die Wunde blutete stark. Die Augen des Magiers verfärbten sich grün, und einen Moment später glühte die Nadel für einen kurzen Moment in der gleichen Farbe, woraufhin der Magier sie noch einmal in die Wunde an Katagis Schulter stach. Grünlich schimmernde Blitze erfassten den Körper des Usurpators und ließen ihn zucken und sich aufbäumen.
    Auf einmal stieß Katagi einen Schrei aus, der abrupt abbrach, als der Magier ihm die Nadel aus der Schulter zog. Die Blitze tanzten noch ein paar Augenblicke über Katagis Körper, dann konnte sich der Thronräuber wieder bewegen. Mit ungläubigem Blick betrachtete er seine Hand, ballte sie zur Faust und öffnete sie wieder. Er setzte sich auf und betastete die Stelle an der Schulter, streifte das Gewand zur Seite und tastete noch einmal darüber.
    „Das Gift ist durch meine besonderen Kräfte aus Eurem Körper gesogen worden“, sagte Abrynos aus Lasapur. „Jetzt ist es wieder dort, wo es zu Anfang war, und haftet dieser Nadel an, die Ihr gewissenhaft entsorgen solltet - falls Ihr nicht noch etwa anderes damit plant.“ Ein kühles Lächeln spielte um die blutleer wirkenden schmalen Lippen des Magiers.
    Es klopfte an der Tür. „Mein Kaiser! Ist alles in Ordnung mit Euch?“, ertönte eine Männerstimme. Wahrscheinlich gehörte sie einem der Leibwächter des Herrschers, der wohl erst nicht so recht gewusst hatte, ob Katagis Schrei Teil des Liebesspiels mit der ihm zugeführten Konkubine war oder eine Bedrohung für Leib und Leben des Herrschers vorlag. Da eine falsche Einschätzung dieser Frage für den Wachmann bei einem so launenhaften Herrscher wie Katagi schwere Konsequenzen nach sich ziehen konnte, hatte er wohl so lange gezögert. Und auch dieses Zögern konnte ihn den Kopf kosten.
    Katagi schwieg zunächst.
    „Mein Kaiser?“, vergewisserte sich der Soldat.
    „Es ist alles in Ordnung“, behauptete Katagi, denn er kam zu dem Schluss, dass der Magier, der sich Abrynos aus Lasapur nannte, wohl kaum die Absicht hatte, ihm zu schaden. Denn ansonsten hätte er den Herrscher des Drachenthrones einfach nur hilflos sich selbst und der Wirkung des heimtückischen Giftes überlassen müssen, mit dem die junge Frau ihn gelähmt hatte.
    Katagi erhob sich vom Bett. Er fühlte sich noch etwas wackelig auf den Beinen. Ein leichtes Schwindelgefühl erfasste ihn, und er musste sich festhalten.
    „Das dürften die Nachwirkungen des Giftes sein“, sagte Abrynos. Seine Lippen bewegten sich und sprachen Magusisch, wovon Katagi eigentlich nicht ein einziges Wort verstand. Und doch begriff er, was der Magier sagte, weil eine Gedankenstimme ihm alles

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