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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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vor seinen Fehlern als Respekt vor seiner Göttlichkeit stand bei allen im Vordergrund, und sie nahmen seinen Namen zumeist in den Mund, wenn sie fluchten. Denn Groenjyr war ein Trunkenbold, sodass ihm beim Weben des Schicksalsteppichs immer wieder die übelsten Fehler unterliefen.
    Aber vielleicht war ja jenes grausame Schicksal, das Rajin und Nya getrennt hatte, einer dieser Webfehler, und warum sollte der nachlässige Groenjyr nicht versuchen, diesen Fehler in den seltenen Stunden, da er nüchtern war, auszubessern? Daran, dass in diesem Leeren Land die Götter vielleicht gar nicht existierten und auch die Monde unter Umständen so leer und unbewohnt waren wie das Leere Land selbst, dachte Rajin in diesem Moment nicht.
    „Nya, ich bin so froh, dich gefunden zu haben!“, sagte er und …
    Etwas traf ihn am Kopf, und es wurde ihm schwarz vor Augen.
     
     
    Koraxxon hob sich den bewusstlosen Rajin auf die Schulter und trampelte ein paar der gierig emporgereckten Pflanzenarme nieder. Ein Chor stöhnender Stimmen erklang daraufhin. „Ja schreit nur, ihr Seelenreste und Geistesflicken, die ihr eine neue Kreatur zu formen versucht!“, polterte er.
    Der grüne Strahl des Jademondes hatte Rajin so in seinen Bann geschlagen, dass Koraxxon keinen anderen Ausweg mehr gesehen hatte, als Rajin gewaltsam jenen Mächten zu entreißen, von denen der junge Mensch offensichtlich gefangen war.
    Ein seltsamer Kauz war das, dachte der Dreiarmige. Vielleicht ein hoher drachenischer Adeliger oder dergleichen – jemand, der mit dem gegenwärtigen Drachenherrscher im Konflikt liegt, jedenfalls.
    Aber das war im Moment nicht so wichtig.
    Koraxxon ging auf das Drachen-Ei zu. Es gab in dem Leeren Land auch die Seelenreste einiger sehr alter Drachen aus dem Ersten Äon, die sich ganz bewusst hierher gerettet hatten, als die große Katastrophe begann, die die damaligen Herrscher der Welt selbst ausgelöst hatten. Koraxxon hatte sich allerdings während seiner allwöchentlichen Aufenthalte im Leeren Land stets von ihnen ferngehalten, und die meisten waren auch längst zu Staub zerfallen und eines ganz natürlichen Drachentodes gestorben. Hin und wieder sah man ihre Gebeine in der Sonne bleichen. Und versteinerte Riesen-Eier hatten sie auch in nicht unbeträchtlicher Zahl hinterlassen. Im Leeren Land allerdings schienen die Drachen ihre Eier ohne jeden Bedacht abgelegt zu haben. So als hätten sie schon im Augenblick ihrer Ablage gewusst, dass nichts aus ihnen entschlüpfen würde. Koraxxon wusste nicht, woran es lag, aber die Drachen hatten sich im Leeren Land nicht vermehren können.
    Der Dreiarmige ging auf das steinerne Ei zu. Er selbst spürte so gut wie nichts von der Kraft, die von diesem Ort ausging. Aber er wusste, dass sie da war. Und darauf kam es an.
    Nur eine ganz leichte Empfindung verriet ihm, dass er an dieser Stelle, an diesem Platz richtig war und dieses Ei auf eine Weise versteinert war, die zumindest einen Teil seiner ursprünglichen inneren Kraft bewahrt hatte.
    Ob der Kerl ihn noch auf dem Rücken seines verfluchten Drachen nach Magus flog, sobald er aufwachte und sich daran erinnerte, dass Koraxxon ihn niedergeschlagen hatte? Vielleicht hatte Koraxxon ja Glück, überlegte der Dreiarmige. Nicht jeder, der im Leeren Land gewesen und dem eine glückliche Rückkehr gelungen war, hielt das dort Erlebte später für mehr als einen Traum. Manche beließen es einfach dabei, anschließend einen Sud mit beruhigenden Kräutern aufzusetzen und ansonsten davon auszugehen, dass sich alles lediglich um einen besonders intensiven Albtraum gehandelt hatte.
    Koraxxon hatte Rajin über die Schulter seines Axtarms gelegt und tätschelte seine Last nun leicht mit der dazugehörigen monströsen Hand. Er sah sich um, beobachtete, wie jetzt überall das Gezücht aus dem Boden wucherte, und machte dann den entscheidenden Schritt.
    Er ging einfach durch den Stein, zu dem das Drachen-Ei geworden war.
     
     

12. Kapitel
In der Falle der Minotauren
     
     
    „Aufwachen!“
    Rajin hätte nicht sagen können, ob er diesen Ruf wirklich hörte oder ob es nur die Gedankenstimme Liishos war, deren Worte da in seinem Kopf mit einer geradezu schmerzhaften Intensität widerhallten. Jemand fasste Rajin an den Schultern und rüttelte ihn grob. „Na los, aufwachen!“
    Rajin öffnete die Augen und sah in Liishos Gesicht. Der erste Griff ging zur Brust, dann atmete der Prinz erleichtert auf, als er das Pergament fühlte. Es war noch da, wo es sein

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