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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Waldlichtung bei Nacht. Die Monde standen am Himmel – abgesehen vom Blutmond, der nur noch rot hinter den Baumwipfeln hervorschaute.
    Das Drachen-Ei hob sich als düsterer Schatten ab, und davor – gerade noch innerhalb des Bereichs, der von den Monden noch beschienen wurde – waren ein junger Mann und ein Dreiarmiger zu sehen.
    Rajin und Koraxxon.
    „Dann habe ich mich also nicht getäuscht“, murmelte Rajin. „Dies ist die Welt, in der es sie verschlagen hat …“
    „Wer ist sie?“, fragte Koraxxon.
    „Die Frau, die ich liebe und deren Seele verschollen ist – zusammen mit jener meines ungeborenen Sohns.“
    Koraxxon kratzte sich am Hinterkopf und benutzte dazu seinen Schildarm, was für den darüber aus der Schulter wachsenden Schwertarm bedeutete, dass er im Weg war. Entsprechend verrenkt hing er also in der Gegend herum, bis Koraxxon den Schwertarm wieder sinken ließ. Die Schuppenhaut des Veränderten ähnelte auch in der Hinsicht der eines Drachen, als dass die Zwischenräume zwischen den Schuppen allen möglichen Schmarotzern ideale Lebensbedingungen boten. Doch im Gegensatz zu einem Drachen konnte ein Dreiarmiger nicht einfach seinen Hals verrenken und alle erreichbaren Körperpartien mit einem heißen, giftigen Atemhauch versengen, sodass die Juckerei danach erheblich nachließ.
    Sofern Dreiarmige einem Magier dienten, konnten sie darauf hoffen, dass der mit seinen Kräften für Abhilfe sorgte. Aber den Dienern menschlicher Herren ging es in dieser Hinsicht nicht so gut – und erst recht nicht den verwilderten Missratenen, die wie Koraxxon auf sich gestellt in irgendwelchen einsamen Gegenden hausten.
    „Ich schlage vor, dass du das alles erklärst, wenn wir wieder zurück sind“, sagte Koraxxon.
    „Zurück?“
    „Ich habe gespürt, dass du das Leere Land betreten hast. In meinen Träumen betrete ich es manchmal selbst. Wie gesagt, das hängt damit zusammen, dass ich ein Geschöpf der Magie bin, auch wenn ich leider selbst nicht über magische Kräfte verfüge, was für mich das eine oder andere erleichtern würde. Aber ich will nicht klagen … Ich gehöre genauso hierher wie in die Welt, die du auch kennst – aber du nicht! Auf dich allein gestellt würdest du hier umkommen oder dich hoffnungslos verirren. Von der Kleinigkeit mal abgesehen, dass du vermutlich auch gar keine Ahnung hast, wie du zurückkehren könntest.“
    „Das ist allerdings wahr …“
    „Es gibt Stellen, auf die man achten muss. Solche, an denen üble Geister lauern oder solche Kreaturen wie die lebendigen Bäume. Die haben sich über ihre Wurzeln mit den Seelenresten all jener voll gesogen, die im Leeren Land gestrandet und hier umgekommen sind. Ihre Gebeine wurden zu Humus, und aus dem haben die Bäume dieses Waldes alles herausgesogen, was es für sie zu holen gab. An anderen Orten sind diese Seelenreste zu Stein geworden oder wurden von Flüssen und Meeren aufgenommen. Oder vom Wind.“
    „Es gibt hier keinen Wind!“, stellte Rajin fest.
    „Bisher hast du innerhalb des Leeren Landes keinen Wind kennengelernt, das ist richtig. Falls du auch nur einen leichten Hauch spüren solltest, bist du in höchster Gefahr, das muss ich dir sagen. Für mich als Geschöpf der Magie ist das alles halb so schlimm. Schließlich bin ich häufiger in meinen Träumen hier und mit den Gefahren vertraut.“ Er deutete auf das versteinerte Drachen-Ei. „Das ist ein Ort besonderer Kraft, durch den auch du zurückkehren kannst … Komm jetzt. Ehe wir doch noch irgendeinen Wind spüren oder ein paar verdammten Seelen begegnen, die durch irgendeinen Zauber hierher verschlagen wurden. Auf der Lichtung, auf der wir zuerst waren, waren solche Verdammten, deshalb wollte ich auch, dass wir uns möglichst rasch von dort entfernen und auf keinen Fall dorthin zurückkehren, wie du es vorgeschlagen hast.“
    „Das könnten mein Sohn und meine geliebte Nya gewesen sein“, sagte Rajin und musste schlucken. „Ich habe sie schließlich am Waldrand kurz gesehen. Das ist ja überhaupt der Grund, weshalb ich in den Wald gelaufen bin. Ich bin ihnen gefolgt!“
    Koraxxon legte die schwere Hand des Axtarms auf Rajins Schulter. „Wir sprechen darüber, wenn wir zurück sind. Für mich ist das alles kein Problem – aber für dich könnte es eines werden, wenn du dich länger hier aufhältst.“
    Rajin trat einen Schritt zurück. „Nein!“
    „Geh durch das Stein-Ei, dann wirst du wieder am Lagerfeuer bei den anderen liegen!“
    „Nein, ich muss Nya

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