Prinzessin auf den zweiten Blick
stellte ein Bein hinter das andere, und deutete mit dem Oberkörper eine Verbeugung an. Wie gut, dass ihr die leidenschaftliche Reiterei, die sie von Kindesbeinen an betrieb, eine gewisse Geschmeidigkeit und Grazie verliehen hatte!
„Was wünscht mein Herr, dass ich dem hochwohlgeborenen Gast servieren soll?“, fragte sie ruhig.
Kaliq schaute sofort in ihre Richtung, als wenn er auf eine innere Antenne reagierte, die ihm den Klang einer weiblichen Stimme übermittelte. Und diese hier war sanft und kühl zugleich, wie ein klarer Bergbach, der in der stickigen und bedrückenden Atmosphäre unglaublich erfrischend wirkte. Außerdem klang sie für eine Dienstmagd sehr geschliffen. Er verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, vermochte jedoch nicht zu beurteilen, ob sie hübsch oder nur durchschnittlich war.
Um den Kopf trug sie eine Art Tuch oder Schleier, und die Kleidung war düster und so unförmig, dass man nicht einmal ahnen konnte, was sich darunter verbarg. Obwohl für eine Frau ihres Standes absolut angemessen gekleidet, hätte er sich als Augenschmaus etwas anderes gewünscht.
Irgendein junges Ding, mit frechem, verlangendem Blick und einem Kleid, dessen enges, weit ausgeschnittenes Mieder ihre vollen Brüste perfekt zur Geltung brachte!
„Etwas zu trinken!“, forderte er knapp und zwang seine Gedanken in eine andere Richtung. Schließlich war er hierher gekommen, um Karten zu spielen, und nicht, um sich an den Vorzügen einer Frau zu erfreuen.
„Leisten Sie uns bei einem Glas Zelyoniy Gesellschaft, Eure Hoheit?“, fragte Gamal hoffnungsvoll.
Kaliq unterdrückte ein Schaudern. Als ob ihn irgendetwas dazu bringen könnte, diesen höllisch starken grünen Schnaps zu sich zu nehmen, der mehr oder weniger illegal aus Kakteen gebrannt und nur von einer ganz bestimmten, niedrigen Schicht getrunken wurde. Andererseits … spielte ihm hier der Zufall nicht sogar in die Hände, wenn seine Mitspieler dieses widerliche, harte Getränk favorisierten?
„Nicht für mich“, wehrte er lächelnd ab. „Aber jeder soll trinken, was er mag. Bring mir stattdessen einen Granatapfelsaft“, befahl er dem wartenden Dienstmädchen.
„Sofort, Eure Hoheit“, sagte Eleni und eilte davon.
Während der Croupier ein neues Kartenpäckchen öffnete, lehnte sich Kaliq in seinem Stuhl zurück und spürte ein vertrautes Kribbeln auf der Haut. Er wollte unbedingt gewinnen. Zum einen war er ein eingefleischter Spieler, aber noch wichtiger als der Sieg war in diesem Fall das Risiko, das er einging.
Normalerweise dürfte er gar nicht mit diesen windigen Pferdezüchtern und – trainern an einem Tisch sitzen, aber genau das erhöhte noch den Reiz des Abends. Die unwiderstehliche Herausforderung des Verbotenen.
Zwischendurch langweilte Kaliq sein privilegiertes Leben, das ihn häufig rund um den Globus führte. Vornehmlich in die Großstädte der westlichen Hemisphäre, wo er automatisch in die Rolle des Playboy-Scheichs schlüpfte. Ein Beiname, den ihm die internationale Yellow Press verliehen hatte.
Unermesslich reich durch die riesigen Diamantminen seines Landes, konnte er sich leisten, was er wollte – und gab seinem Begehren auch meist nach. Doch als Ausgleich brauchte er den harten Kontrast zu seinem sonstigen Luxusleben . Wie das raue, erdige Leben in der Wüste, das die europäischen Großstadtlichter mühelos in den Schatten stellte.
Als die Karten verteilt wurden, fühlte Kaliq, wie sein Körper sich anspannte und der Pulsschlag zunahm.
„Möchten Sie etwas essen, Eure Hoheit?“
Kaliq schaute auf. Neben ihm stand das Dienstmädchen und stellte eine Art Kelch oder Pokal mit Granatapfelsaft vor ihn hin. Ungeduldig schüttelte er den Kopf. Als wenn er in einer derartigen Gesellschaft essen könnte!
„Nein, essen will ich nichts“, sagte er brüsk und schaute auf den Saft. „Aber ich habe großen Durst. Trink einen Schluck“, forderte er sie mit einer knappen Geste auf.
Elenis Herz machte einen erschrockenen Hüpfer. Der Prinz konnte doch nicht wirklich wollen, dass sie von seinem Behältnis trank? „Aber …“
„Trink, habe ich gesagt“, schnitt er ihr das Wort ab. „Oder ich beginne, den Verdacht zu hegen, dass du mich vergiften willst.“
Mit zitternden Fingern führte Eleni den schweren Pokal, der ganz speziellen Anlässen vorbehalten war, an die Lippen und trank einen Schluck von dem herbsüßen Saft. Dann fuhr sie sich unwillkürlich mit der Zungenspitze über die benetzten Lippen.
Wie schrecklich
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