Prinzessin auf Probe?
Rufbereitschaft verbracht hat, damit die Kollegen bei ihren Familien sein konnten.
Trotzdem konnte sie noch immer nicht glauben, dass er einfach alles stehen und liegen lassen wollte. Irgendwo musste es einen Haken geben. „Und wohin würden wir fahren?“
„Wie wäre es mit Colorado? Meine Familie hat dort ein Haus.“
Lilah geriet leicht in Panik. „Wer lebt dort?“
„Niemand. Es gehört zu einem Resort, steht jetzt leer und deshalb ganz zu unserer Verfügung.“
Allein? Nur sie beide? Auch wenn sie definitiv noch nicht bereit war, seine Familie zu treffen, hielt sie die Idee, dass sie und ihr einmaliger Liebhaber ganz allein waren, auch nicht gerade für brillant.
Obwohl die Erinnerungen daran, wie mies er sich heute verhalten hatte, einen guten Schutz darstellen würden. Dann dachte sie an das winzige Leben, das in ihr wuchs, und wusste, ihr blieb keine Wahl. Diese Schwangerschaft war eine Überraschung gewesen, zumal sie schon fast damit gerechnet hatte, niemals mehr Mutter zu werden. Aber von dem Moment an, als sie das Herz auf dem Ultraschallmonitor hatte schlagen sehen, hatte sie gewusst, dass sie alles, aber auch wirklich alles, für ihr Kind tun würde.
Sie würde sogar sieben Tage voller Verlockungen allein mit Carlos Medina verbringen.
Carlos schloss die Tür zu seinem Mercedes-Geländewagen und legte einen Arm über das Lenkrad. Vor ihm erstreckte sich Puget Sound, nur unscharf zu erkennen in der Dunkelheit und dem Regen. Trotzdem genoss er die Aussicht und ließ sich vom gleichmäßigen Rhythmus der Wellen beruhigen.
Wasser zog ihn und auch seine Brüder magisch an, was wahrscheinlich daran lag, dass ihr Geburtsland San Rinaldo eine Insel war. Sein Bruder Duarte hatte die Festung seines Vaters verlassen, um Luxusresorts in Wassernähe zu erwerben, bevor er sich in Martha’s Vineyard niedergelassen hatte. Antonio, der jüngste Medina, hatte sich zum wärmeren Galveston Bay hingezogen gefühlt, wo er zu einem erfolgreichen Reeder geworden war. Sogar ihre Halbschwester Eloisa hatte den Großteil ihres Lebens in Florida verbracht, ehe sie mit ihrem Mann nach South Carolina gezogen war.
Carlos vermutete, dass sie die Vorliebe fürs Wasser schon in die Wiege gelegt bekommen hatten. Obwohl er Wissenschaftler war, glaubte er fest daran. Nur einmal in seinem Leben hatte er ähnlich starke Gefühle entwickelt – in der Nacht, die er mit Lilah verbracht hatte. Während der vergangenen Monate hatte er gegen die Versuchung angekämpft, sich noch einmal in ihr zu verlieren. Er hatte die Sache vergessen und einfach weitermachen wollen.
Der heutige Tag hatte ihm bewiesen, wie sinnlos das alles gewesen war. Jetzt lag eine ganze Woche mit ihr allein vor ihm. Sieben Tage, um alles zu klären und den Kurs für den Rest seines Lebens zu bestimmen. Entweder würde er sie an sich binden können, damit sie zusammen für ihr Kind da sein konnten, oder er würde sie sich aus dem Kopf schlagen und sie verlassen müssen, wenn sie in Bezug auf die Vaterschaft des Kindes gelogen hatte.
Um das zu erreichen, musste er sie von hier entführen, an einen Ort, wo er alles unter Kontrolle hatte, und wo sie ungestört waren.
Er holte sein Telefon aus der Jackentasche und rief seinen Bruder Duarte an. Noch ehe es zweimal geklingelt hatte, meldete sich Duarte: „Was gibt es, Bruderherz?“
Carlos machte sich nicht die Mühe, sich für den späten Anruf zu entschuldigen. Er und seine Brüder sprachen nicht jeden Tag miteinander, doch wenn einer von ihnen anrief, dann ließen sie alles andere liegen.
„Ich wollte mich nach unserem Vater erkundigen.“ Enrique Medina war seit sechs Monaten schwer krank, weil seine Leber versagte. „Wie geht es ihm?“
„Noch hält er durch. Er ist zäh. Ich frage mich schon, ob er vielleicht doch durchkommt.“
Carlos wusste, wie gering die Chancen standen, deshalb wechselte er das Thema. „Es kann sein, dass ich in ein paar Tagen zu Besuch komme. Ich sage ihm noch nichts, erst, wenn ich sicher bin …“, sicher, ob das Baby meins ist, „… aber ich wollte euch schon mal vorwarnen.“
„Sag einfach Bescheid, Kate und ich sind dann da.“
Eine verschlafene weibliche Stimme ertönte aus dem Hintergrund. Duarte war mit Kate, einer Fotojournalistin, verlobt, eine überraschende Wahl, denn Kate hatte das Geheimnis der Medinas gelüftet, und sein Bruder war sonst ein sehr vernunftgesteuerter Mann. Aber er hatte sich Hals über Kopf verliebt. Daran hatte kein Zweifel bestanden, als
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