Prinzessin auf Probe?
Carlos ihn und Kate auf Antonios Hochzeit vor Kurzem gesehen hatte.
Normalerweise scheute Carlos davor zurück, auf die einsame Insel zurückzukehren, auf die sie nach dem Aufstand in San Rinaldo geflüchtet waren. Die Insel barg einfach zu viele unschöne Erinnerungen. Es gab dort nicht nur ein gut ausgerüstetes Krankenhaus, sondern auch ein Rehabilitationscenter, wo er einen Großteil seiner Jugend verbracht hatte. Seine Brüder waren damals seine einzigen Freunde gewesen. Von daher war es für ihn immer schon schwierig gewesen, Beziehungen aufzubauen.
Sein Blick wanderte vom Wasser zu dem restaurierten Haus, in dem sich Lilahs Wohnung befand. „Könnte sein, dass ich jemanden mitbringe.“
„Magst du mir mehr erzählen?“
„Noch nicht.“
Er schaute hinauf zum zehnten Stock und hätte schwören können, dass er Lilah kurz vor dem Fenster entdeckte, bevor sie das Licht ausschaltete. Machte sie sich bettfertig? Verlangen packte ihn, als er sich ausmalte, ihr die Sachen auszuziehen … mit ihr aufs Bett zu fallen … sie an sich zu ziehen. Wie sehr hoffte er, dass dieses Baby wirklich seins war, damit er Lilah wieder und wieder haben konnte, unabhängig von den Konsequenzen, die das auf sein geordnetes Leben haben würde.
Kopfschüttelnd riss er den Blick von dem Fenster los und konzentrierte sich wieder auf die Unterhaltung. „Sie und ich werden ein paar Tage zusammen verbringen, bevor wir eventuell auf die Insel kommen.“
Kurz darauf beendete er das Telefonat und schaute noch einmal hinauf zum Penthouse, wo Lilah schlief. Heute noch allein, aber bald nicht mehr.
Morgen würde er damit beginnen, sie zurückzuerobern, indem er mit ihr nach Colorado fuhr. Romantische Abende am Kamin halfen ihm vielleicht, ihre Vorbehalte auszuräumen und die innere Kälte zu vertreiben, die ihn begleitete, seit dem Morgen, als Lilah sein Bett verlassen hatte.
4. KAPITEL
Lilah hatte keine ruhige Minute gehabt, seit sie aufgestanden war. Der Tag war vollgestopft gewesen mit Telefonaten, in denen sie versucht hatte, ihren Terminplan für die nächste Woche freizuschaufeln, mit Packen, Anziehen und Wohnung aufräumen, damit sie diesen überstürzten Urlaub mit Carlos in die Tat umsetzen konnte.
Erst jetzt, in der Limousine auf dem Weg zum Flughafen, wurde ihr die ganze Tragweite dieser Entscheidung bewusst. Während der Regen auf das Dach des Wagens prasselte, fragte sie sich nervös, was sie dazu veranlasst hatte, diesem verrückten Plan zuzustimmen. Dabei war Carlos doch sonst so ein vernünftiger und methodisch vorgehender Mann. Wie kam er dazu, etwas so Impulsives vorzuschlagen? Vielleicht war das der Grund, warum sie zugestimmt hatte. Er war wahrscheinlich wegen all der Ereignisse genauso durcheinander wie sie.
Allerdings sah er nicht so aus. Er telefonierte gerade mit dem Krankenhaus, um letzte Anweisungen zu erteilen, und sich nach seiner kleinen Patientin zu erkundigen. Wie immer fiel es ihm schwer, sich von seiner Arbeit zu lösen.
Auch wenn er heute lässig in Jeans und einem schwarzen Pullover gekleidet war, hatte er nichts von seiner Autorität eingebüßt. Sein Engagement für seine Patienten stimmte Lilah milde und hielt sie davon ab, gegen die Trennscheibe zu klopfen und den Chauffeur zu bitten, sie wieder nach Hause zu bringen.
Carlos beendete das Gespräch, steckte das Handy weg und drehte sich zu ihr herum. „Ich gehe davon aus, dass du fliegen darfst? Daran habe ich gestern Abend gar nicht gedacht. Tut mir leid.“
Seine Besorgnis rührte sie. „Ich habe heute Morgen bei meiner Ärztin angerufen. Alles okay, sonst wäre ich nicht hier. Ich habe meine Vitamine eingepackt und passe auf mich auf.“
„Möchtest du etwas zu trinken? Ein Wasser?“ Er deutete zu dem Minikühlschrank. „Einen kleinen Snack?“
„Nein, danke.“ Weil seine Nähe sie so nervös machte, zitterten ihre Hände so sehr, dass sie sowieso alles verschüttet hätte. „Später vielleicht.“
„Ist dir morgens übel?“, fragte er in seiner ach-so-vertrauten Arztstimme.
„Manchmal“, erwiderte sie. „Die Übelkeit ist nicht gerade angenehm, aber auszuhalten.“
Misstrauen regte sich in ihr. War er nur der besorgte Arzt, der sich distanziert nach einer Patientin erkundigte, oder war er wirklich an ihrem Wohlergehen und dem des Babys interessiert?
Die Vorstellung verletzte sie und machte sie noch gereizter. „Warum zeigst du auf einmal Interesse an meiner Schwangerschaft? Suchst du nach Anzeichen, dass sie doch noch
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