Prinzessin Emmy und ihre Pferde - Endlich Prinzessin! (German Edition)
lustige Sache. Und blamieren würde sie sich nach den Tanzstunden auch nicht mehr. Dann würde sie in ihrem rosa und silbern glitzernden Ballkleid über das Parkett fliegen!
Ja, das Kleid – das war auch kein Quatsch! Das hing da schon auf einem Bügel drüben am Schrank. Frohlinde Schnuck hatte es eigenhändig geschneidert. Das war vielleicht ein Ding gewesen! Siebenmillionenmal hatte Emmy es anprobiert. Na ja, vielleicht ein paar Mal weniger. Jedenfalls hatte Frohlinde Schnuck immer wieder etwas daran ändern müssen – unten den Saum ein bisschen verlängern, die Ärmel ein bisschen kürzen. Und gestern war es endlich fertig geworden.
„Ich zeig dir mal, wie super das aussieht!“, raunte Emmy ihrem Kuschelpferd zu.
Sie setzte es auf das Kopfkissen und stieg aus dem Bett. Als ihre nackten Füße den Boden berührten, meldete sich plötzlich eine warnende innere Stimme: Achtung, Moritz-Alarm!
Ja, richtig!, dachte Emmy und sah sich gründlich auf dem Boden um, während sie hinüber zum Kleiderschrank neben der hübschen Spiegelkommode ging.
Ihr Bruder hatte bis vor Kurzem in diesem Zimmer gewohnt, bevor er auf den Dachboden gezogen war. Über der Tür hing noch sein Basketballkorb, und es standen Kisten mit Krimskrams herum – hier im Zimmer und draußen im Gang. Kisten mit gewaltig viel Krimskrams. Und irgendwie fiel immer mal wieder was aus den Kisten heraus. Erst gestern war Emmy auf Tennisbälle getreten und ganz schön auf die Nase gefallen!
Aber heute … Nein, heute lag nichts herum. Kein Tennisball, kein Basketball, kein Fußball. Überhaupt kein Ball. Und auch keins von Moritz’ Raumschiffmodellen.
„Moritz-Alarm beendet“, atmete Emmy auf.
Sie nahm das Kleid vom Schrank und bewunderte sich im Spiegel der Kommode. Das Kleid glitzerte und funkelte, als Emmy sich hin-und herwiegte und im Kreis drehte.
Auch Sternchen schien drüben auf dem Kopfkissen zu staunen. Und was erst ihre 26 Pferde zu dem Kleid sagen würden! Die waren schon ganz gespannt darauf!
Natürlich würde Emmy nicht wie in ihrem Traum im Ballkleid zum Schloss reiten. So was hielt kein Ballkleid aus. Auch nicht, wenn Frohlinde Schnuck es genäht hatte. Aber im Stall würde sie sich ihren Lieblingen zeigen!
Und während sie sich das vorstellte, fiel ihr noch etwas aus ihrem Traum ein, was kein Quatsch gewesen war: Sie konnte mit Pferden sprechen. Und sie verstehen. So wie Menschen!
Das war ihre besondere Gabe. Emmy hatte sie von ihrer Urururahnin Karlotta von Kandis geerbt, die einst eine Herde Wildpferde vor dem Sturz in eine Schlucht bewahrt hatte. Karlotta hatte sich selbst dabei verletzt und war ohnmächtig geworden. Und als sie wieder erwacht war, hatte sie auf einmal die Sprache der Pferde beherrscht.
Diese Fähigkeit wurde in der weiblichen Linie der Königsfamilie Kandis unregelmäßig vererbt. Emmys Mutter besaß sie nicht, dafür aber Emmys Oma Erna. Die hatte Emmy zu ihrem fünften Geburtstag ein kleines, weißes Buch anvertraut, in dem Karlotta von Kandis die Legende um die Wildpferde niedergeschrieben hatte. Dieses Buch war Emmys großer Schatz, den sie in ihrem Regal versteckt hatte.
Immer wenn Emmy an ihre Gabe dachte, befiel sie ein Kribbeln. So ein aufregendes. Eines, das in den Zehen begann und bis in die Fingerspitzen hinaufkribbelte und noch weiter bis in die Nase, die Ohren und bis zu den Haaren. Die Gabe war Emmys großes Geheimnis. Und so ein Geheimnis war einfach das Tollste und Schönste!
Da hörte Emmy eine entfernte Stimme durch die Gänge schallen: „Frühstück ist fertig!“
Es war Emmys Mutter, die unten aus der Halle gerufen hatte. Erst jetzt fiel Emmy auf, was für einen Hunger sie hatte. Einen gewaltigen Sonntagsfrühstückshunger! Schnell hängte sie das Kleid zurück an den Schrank und zog einen Morgenmantel über.
Mit einem „Bis bald, Sternchen!“ verabschiedete sie sich von ihrem Kuschelpferd und gab ihm einen Kuss auf die weiche Plüschschnauze.
Als sie ihr Zimmer verließ und die Stufen der Wendeltreppe hinabsteigen wollte, sah sie nicht nach rechts und links. Und leider sah sie auch nicht nach unten. Auf einmal hatte sie ein ganz komisches Gefühl: als würde ihr der Boden unter den Füßen wegrutschen.
Sie begriff, dass sie auf etwas getreten war. Auf etwas mit Rollen – Moritz’ Skateboard!
Und da rumpelte sie schon die Wendeltreppe hinab. Immer schneller und schneller wurde das Skateboard. Hilflos ruderte Emmy mit den Armen und suchte nach irgendetwas, woran sie sich
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