Prinzessin in Pink
gut genug geht, um noch zu feiern.«
Ich hab den Verdacht, Mom hat mir die Halsschmerzennummer nicht so richtig abgenommen, aber sie sagte bloß: »Mach, was du willst«, und fuhr dann mit Mr G allein los. Puh, wenn man sich ihre Launen in letzter Zeit anschaut, bin ich echt noch glimpflich davongekommen.
Keine Ahnung, was mit mir los ist. Ich bin echt so eine Nullnummer. Wie kann man nur so viele Probleme haben? Ich will
mit meinem Freund zum Abschlussball, aber der hat mich immer noch nicht gefragt, und darauf ansprechen kann ich ihn nicht, weil ich ihn nicht nerven will. Ich hab keine Lust, die Sommerferien über in Genovia rumzuhocken, hab aber einen fiesen Knebelvertrag unterschrieben und glaub kaum, dass ich aus der Sache noch mal rauskomme. Meine beste Freundin kämpft für die Rechte der Unterdrückten, und ich schaffe es noch nicht mal, ein läppisches Schild hochzuhalten, um sie zu unterstützen, obwohl der Mensch, für den sie das alles macht, nur meinetwegen in Not geraten ist. Und meine Mathenote fällt wieder total ab und es ist mir auch noch schnurzegal.
Angesichts der Sorgen, die auf meinen Schultern lasten, bleibt mir kaum was anderes übrig, als fernzusehen und nach Filmen zu suchen, in denen Frauen das nahezu Unmögliche schaffen. Vielleicht hilft mir das, mutig und beherzt meine eigenen Probleme anzugehen.
Könnte doch sein, oder?
Samstag, 3. Mai, 19. 30 Uhr (eine halbe Stunde vor meiner Party)
Ich glaub, die Idee mit dem Fernsehen war doch nicht gut. Jetzt fühl ich mich nur noch losermäßiger. Im Ernst. Ich versteh nicht, wie sich jemand solche Filme anschauen kann, ohne ein mangelndes Selbstwertgefühl zu bekommen. Hier ist nur mal ein kleiner Ausschnitt von dem, was ein paar von den in den Filmen porträtierten Frauen erdulden mussten:
»847 - Flug des Schreckens« : Die »Sieben Millionen Dollar Frau« Lindsay Wagner rettet in dieser wahren Geschichte einer Flugzeugentführung, die Mitte der achtziger Jahre passierte, sämtliche Passagiere bis auf einen. In dem Film bringt Chefstewardess Uli Derickson die Kidnapper dazu, das Leben der Passagiere zu verschonen, indem sie einen anrührenden Folksong singt, worauf den Entführern Tränen in die Augen treten.
Leider kenne ich keine Folksongs, und die Songs, die ich kenne - zum Beispiel »I Love Myself Today (uh-huh)« von Bif Naked, taugen wohl kaum zur Beruhigung, erst recht nicht von Flugzeugentführern.
»Die Entführung der Kari Swenson« : Tracy Pollan (die Frau von Michael J. Fox) spielt in diesem auf einer wahren Begebenheit beruhenden Film eine olympische Biathletin, die beim Training in den Bergen von irgendwelchen komischen Hinterwäldlern entführt wird, die fernab der Zivilisation einen Stamm mit ihr gründen wollen. Igitt! Als wäre Campen nicht schon eklig genug. Man stelle sich vor, mit Typen im Zelt hausen
zu müssen, die sich noch nie gebadet haben! Doch Kari entkommt ihnen und gewinnt die Goldmedaille, während die Schweinehunde in den Knast wandern, wo sie gezwungen werden, sich täglich zu rasieren und die Zähne zu putzen.
Aber ich bin keine Biathletin. Ich bin noch nicht mal sportlich. Wenn mich solche Hinterwäldler entführen würden, würde ich wahrscheinlich bloß weinen, bis sie mich entnervt gehen ließen.
»Schrei nach Hilfe: Die Geschichte der Tracey Thurman« : Jo aus der Serie »Facts of Life« wird von ihrem Mann brutal verprügelt und die Polizei schaut seelenruhig zu. Aber sie verklagt die Polizisten, weil die sie nicht beschützt haben, und gewinnt den Prozess, was eine Genugtuung für alle Opfer von gewalttätigen Ehemännern ist.
Aber ich hab ja einen Bodyguard: Wenn mich jemand angreift, geht Lars mit dem Elektroschocker auf ihn los.
»Bombenterror: Todesangst im Schulbus« : Maria Conchita Alonso (die Amber aus »Running Man«) spielt Marta Caldwell, die mutige Fahrerin eines Busses für Sonderschüler. Dieser wird von einem Mann entführt, der eine Wut auf das Finanzamt hat. Durch ihre besonnene Freundlichkeit kann Marta den Entführer so lange ruhig halten, bis eine Spezialeinheit der Polizei ihn durchs Busfenster mit einem Kopfschuss niederstreckt. Und zwar zum Entsetzen der Sonderschüler, die von seinem Blut und seiner Gehirnmasse bekleckert werden.
Aber ich werde ja mit der Limo zur Schule gefahren, deshalb ist das Risiko, dass mir jemals so was passiert, ziemlich gering.
»Schwanger - Es geschah unter Narkose« : Die wahre Geschichte einer Frau, die von ihrem Zahnarzt vergewaltigt
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