Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Prinzessin in Pink

Titel: Prinzessin in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
ganze Zeit mit Boris zusammen war und Boris Michaels Freund ist und außerdem ein Mundatmer. Vor einem mundatmenden Geigenspieler muss man seine kleine Schwester nicht beschützen. Bei einem supersexy Sherpa, der gerade seinen Job verloren hat... also das ist schon was anderes.
    Michael kann sehr heißblütig sein, auch wenn man es ihm nicht ansieht. Einmal waren wir bei »Charlie Mom« auf der Sixth Avenue essen, und als wir rauskamen, haben ein paar BauarbeiterLilly und mir nachgepfiffen, und Michael hat sie total drohend angestarrt, was mich echt beeindruckt hat. Aber das Letzte, was ich auf meiner Party gebrauchen konnte, war eine Schlägerei.
    Zum Glück ließ Lilly die nächste halbe Stunde die Finger von Jangbu, und ich versuchte, meine Depression zu überwinden und mich an der Party zu beteiligen, besonders als alle anfingen, wild rumzuhüpfen und auf »Macarena« zu tanzen. Michael hat den Song aus Gag auf den CD-Mix gebrannt.

    Echt schade, dass es außer dem Time Warp und Macarena nicht mehr Tänze gibt, die jeder kennt. In Filmen wie »Footloose« oder »Eine wie keine« kommt ja immer eine Szene vor, wo alle plötzlich lostanzen. Das wäre echt cool, wenn so was zum Beispiel mal in der Schulcafeteria passieren würde. Wenn Mrs Gupta über die Lautsprecher gerade eine Durchsage macht und auf einmal legt jemand die Yeah, Yeah, Yeahs oder etwas Ähnliches auf und alle rocken auf den Tischen ab.
    In der guten alten Zeit, da kannten alle dieselben Tänze … Menuett und so. Echt schade, dass es nicht mehr wie in der guten alten Zeit ist.
    Wobei ich natürlich keine Lust auf Holzzähne oder Pocken hätte.
    Jedenfalls wurde es dann sogar noch richtig lustig und ich hatte sogar ziemlichen Spaß beim Rumalbern, als Tina plötzlich rief: »Mr G - die Cola ist alle!«, und Mr G sagte: »Das gibt’s doch gar nicht. Ich hab heute Vormittag beim Drive-In-Getränkemarkt sieben Kästen geholt.«
    Trotzdem behauptete Tina steif und fest, es sei keine Cola mehr da. Später entdeckte ich die Kästen versteckt im neuen Kinderzimmer. Aber Mr G glaubte ihr.
    »Tja, dann muss ich wohl mal schnell zum Grand-Union-Supermarkt flitzen und Nachschub holen«, sagte er, zog seine Jacke an und ging los.
    Sobald er weg war, sagte Ling Su zu Mom, wie gern sie sich mal ein paar Dias von ihren Gemälden ansehen würde. Als Künstlerin weiß Ling Su ganz genau, wie man eine Künstler-Kollegin um den Finger wickelt, auch wenn sie schwanger ist und nicht mehr in Öl, sondern nur noch mit Temperafarben auf Eiweißbasis malt.
    Kaum hatte Ling Su Mom ins andere Zimmer gelockt, wo sie nach den Dias kramte, drehte Tina die Musik leise und verkündete, jetzt würde »Sieben Minuten im Paradies« gespielt.
    Alle guckten begeistert. »Sieben Minuten im Paradies« hatten
wir noch nie gespielt und auf unserer letzten Party sowieso nicht - die war nämlich bei Shameeka gewesen. Ihr Vater, Mr Taylor, wäre auf die »Cola ist alle« - und »Darf ich mir Ihre Bilder anschauen?«-Tour niemals reingefallen. Er ist superstreng. Bei ihm im Wohnzimmer steht ein Baseballschläger in einer Ecke, mit dem er irgendwann mal einen Homerun geschlagen hat, aber jetzt dient er als »Warnung« für die Jungs, mit denen sich Shameeka trifft, um sie daran zu erinnern, wozu er fähig ist, sollten sie seiner Tochter zu nahe treten.
    Na, jedenfalls waren alle ziemlich angetan von der Idee, »Sieben Minuten im Paradies« zu spielen. Alle bis auf Michael. Öffentliche Zärtlichkeitsbekundungen sind nicht so sein Ding, und noch weniger gern lässt er sich mit seiner Freundin in Garderobenschränke sperren. »Denk bitte nicht«, erklärte er mir, nachdem Tina kichernd die Tür hinter uns zugemacht hatte und wir mit Moms und Mr Gs Wintermänteln, dem Staubsauger, dem Wäschewagen und meinem Rollkoffer allein waren, »dass ich was dagegen hätte, mit dir auf engstem, dunkelstem Raum eingesperrt zu sein. Es stört mich nur, zu wissen, dass da draußen Leute stehen, die alles mitkriegen.«
    »Niemand kriegt was mit«, behauptete ich. »Hör doch mal. Die haben sogar die Musik wieder laut gestellt.«
    Und das stimmte.
    Trotzdem musste ich ihm irgendwie Recht geben. »Sieben Minuten im Paradies« ist echt ein beknacktes Spiel. Mit seinem Freund rumzuknutschen, ist eine Sache, aber in einem Garderobenschrank mit ihm rumzuknutschen, vor dem lauter Leute stehen, die wissen, dass man rumknutscht, das ist was anderes. Das killt die ganze Atmosphäre.
    Es war superdunkel im

Weitere Kostenlose Bücher