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Prinzessin in Pink

Titel: Prinzessin in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Garderobenschrank - so dunkel, dass ich die Hand nicht vor Augen sah, von Michael ganz zu schweigen. Außerdem roch es komisch. Das lag am Staubsauger. Es ist schon eine Weile her, dass jemand (sprich ich, Mom denkt sowieso nie dran und Mr G kommt mit unserem Staubsauger
nicht zurecht, weil er so ein Uraltmodell ist) den Staubsaugerbeutel geleert hat, der bis zum Platzen mit orangen Katzenhaaren und Bröckchen von Katzenstreu gefüllt ist, die Fat Louie gern überall auf dem Boden verteilt. Es ist Duft-Katzenstreu, die entfernt nach Tanne riecht. Aber nicht unbedingt gut nach Tanne.
    »Müssen wir jetzt wirklich sieben Minuten hier bleiben?«, wollte Michael wissen.
    »Ich glaub schon.«
    »Und wenn Mr G zurückkommt und uns findet?«
    »Dann bringt er dich wahrscheinlich um.«
    »Tja«, sagte Michael. »Dann sollte ich dafür sorgen, dass du dich nach meinem Tod an mich erinnerst.«
    Und dann zog er mich an sich und begann mich zu küssen. Ich muss zugeben, dass ich anfing »Sieben Minuten im Paradies« gar nicht so blöd zu finden. Ohne Witz. Ich kam richtig auf den Geschmack. Es war schön, mich im Dunkeln an Michaels Körper zu schmiegen und seine Zunge in meinem Mund zu spüren und so. Dadurch dass ich nichts sehen konnte, war mein Geruchssinn wahrscheinlich geschärft, jedenfalls nahm ich seinen Halsgeruch sehr deutlich wahr. Er roch echt superlecker - viel besser als der Staubsaugerbeutel. So gut, dass ich am liebsten über ihn hergefallen wäre. Doch echt. Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll. Herfallen ist schon das treffende Wort.
    Statt über ihn herzufallen, was er wahrscheinlich nicht so toll gefunden hätte und was ja irgendwie auch ziemlich krass gewesen wäre - außerdem hatten wir wegen der ganzen dicken Mäntel sowieso nicht viel Bewegungsfreiheit -, riss ich meine Lippen von seinen los und sagte (aus der Leidenschaft heraus, ohne dabei an Tina oder Uli Derickson zu denken oder mir überhaupt groß Gedanken zu machen): »Sag mal, was ist eigentlich mit dem Abschlussball? Gehen wir hin oder nicht?«
    Worauf Michael kichernd mit den Lippen an meinem Hals entlangfuhr (wobei ich nicht glaube, dass er dabei daran
schnupperte) und sagte: »Abschlussball? Hast du sie noch alle? Abschlussbälle sind ja wohl noch alberner als dieses Spiel.«
    Ich löste mich aus unserer Umarmung und trat einen Schritt zurück, voll auf Mr Gs Hockeyschläger. Was mir aber egal war, weil ich so geschockt war.
    »Wie bitte?«, fragte ich empört. Wenn es nicht so dunkel gewesen wäre, hätte ich Michael forschend angeguckt, um herauszufinden, ob er nur einen Witz gemacht hatte. So musste ich versuchen, es herauszu hören .
    Michael tastete nach mir. »Mensch, Mia!« Für jemanden, der »Sieben Minuten im Paradies« für ein albernes Spiel hielt, schien er ziemlich versessen darauf, weiterzumachen. »Das hast du nicht ernst gemeint, oder? Du und Abschlussball - das passt doch gar nicht zu dir.«
    Aber ich stieß seine Hände weg. Es war zwar nicht einfach, sie in der Dunkelheit zu sehen, aber sie waren eigentlich nicht zu verfehlen. Abgesehen von Michael gab es um mich herum nur Mäntel.
    »Was soll das heißen?«, regte ich mich auf. »Du bist in der Zwölften. Du machst deinen Abschluss. Du musst doch zum Abschlussball. Da gehen alle hin.«
    »Klar«, sagte Michael. »Alle machen beknackte Sachen. Aber das heißt nicht, dass ich mitmachen muss. Mal im Ernst, Mia. Abschlussbälle sind was für die Josh Richters dieser Welt.«
    »Ach ja?«, sagte ich in einem Tonfall, der sich selbst für meine eigenen Ohren sehr frostig anhörte. Aber das lag wahrscheinlich auch daran, dass ich so genau hinhörte, weil ich ja nichts sehen konnte. »Was machen denn die Michael Moscovitzens dieser Welt an dem Abend, an dem der Abschlussball ist?«
    »Keine Ahnung«, sagte Michael. »Von mir aus können wir gerne da weitermachen, wo wir gerade aufgehört haben...«
    Damit meinte er natürlich, in einem Garderobenschrank rumknutschen. Ich würdigte diesen Vorschlag noch nicht mal einer Antwort.

    »Michael«, sagte ich so prinzessinnenhaft, wie ich konnte. »Das war ernst gemeint. Wenn du nicht vorhast, auf den Abschlussball zu gehen - was willst du dann machen?«
    »Ich weiß es wirklich noch nicht«, sagte Michael, den meine Frage ernsthaft zu erstaunen schien. »Bowlen gehen?«
    BOWLEN!!!!!!!! MEIN FREUND WILL AM ABEND DES ABSCHLUSSBALLS LIEBER INS BOWLINGCENTER ALS ZUM ABSCHLUSSBALL!!!!!!!
    Hat er nicht ein einziges Atom Romantik

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