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Prinzessin in Pink

Titel: Prinzessin in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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zu tun hab, werde ich jetzt ein Gedicht schreiben, das meine wahren Gefühle zur derzeitigen Lage wiedergibt. Ich nenne es »Frühlingskoller«. Wenn es gut
wird, könnte ich es ans Atom schicken. Anonym natürlich. Wenn Leslie wüsste, dass es von mir ist, würde sie es nie abdrucken, weil ich mir noch nicht meine Sporen als Nachwuchsjornalistin verdient hab.
    Aber wenn ich es unter der Tür zum Redaktionszimmer durchschiebe und sie es findet, druckt sie es vielleicht.
    Ich wüsste nicht, was ich zu verlieren hätte. Schlimmer kann es ja wohl nicht mehr kommen.

Dienstag, 6. Mai, St. Vincent Hospital
    Irrtum. Es kam schlimmer. Viel, viel schlimmer.
    Wahrscheinlich bin ich selbst dran schuld. Weil ich es hingeschrieben hab. Dass es nicht schlimmer werden kann. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass es noch wesentlich schlimmer kommen kann, als
    • im Mathe-Test zu versagen,
    • in Bio Ärger wegen Briefchenschreibens zu bekommen,
    • in Gesundheitslehre das Asperger-Syndrom zu ziehen,
    • vom Vater gezwungen zu werden, praktisch die gesamten Sommerferien in Genovia zu verbringen,
    • vom Freund nicht auf den Abschlussball eingeladen zu werden,
    • von der besten Freundin als schwach beschimpft zu werden (deren Freund wegen einer selbst zugefügten Wunde am Kopf genäht werden musste)
    • und von der eigenen Großmutter gezwungen zu werden, mit dem Sultan von Brunei zu Abend zu essen.
    Schlimmer ist es, wenn die schwangere Mutter beim Einkaufen im Grand Union zwischen den Kühlregalen besinnungslos umkippt.
    Kein Witz. Sie landete frontal in der Häagen-Dazs-Kühltruhe. Zum Glück ist sie von einem Becher Cookies’n’Cream abgeprallt und dann auf den Rücken gefallen, sonst wäre mein
zukünftiges Geschwisterchen wohl vom Gewicht der eigenen Mutter erdrückt worden.
    Der Supermarktleiter vom Grand Union war anscheinend total überfordert. Augenzeugen haben gesagt, er rannte wild mit den Armen fuchtelnd im Laden rum und rief nur: »Weibliche Leiche in Gang vier! Weibliche Leiche in Gang vier!«
    Keine Ahnung, was passiert wäre, wenn die Feuerwehr nicht zufällig vor Ort gewesen wäre. Doch echt. Die Männer vom Löschzug 9 kaufen nämlich immer bei Grand Union ein - das weiß ich, weil Lilly und ich (als wir noch befreundet waren und uns irgendwann auffiel, wie sexy Feuerwehrmänner sind) uns öfter mal dort rumgedrückt haben, um den Jungs beim Nektarinen- und Mango-Kauf zuzuschauen. Jedenfalls waren sie zufälligerweise gerade wieder da, um den Wocheneinkauf zu erledigen, als Mom dort in die Horizontale ging. Sie fühlten ihr sofort den Puls, und als sie merkten, dass sie gar nicht tot war, riefen sie den Krankenwagen und ließen sie ins St. Vincent einliefern, weil es das nächstgelegene Krankenhaus war.
    Echt ein Pech, dass Mom die ganze Zeit bewusstlos war. Sie hätte es bestimmt total toll gefunden, von lauter sexy Feuerwehrmännern umringt zu sein. Die waren so kräftig, dass sie Mom tragen konnten … was bei ihrem momentanen Gewicht echt was heißen will. Ganz schön cool.
    Als ich dann später gelangweilt in Französisch saß, klingelte plötzlich mein Handy. Hab ich mich vielleicht erschreckt... ich bin richtig zusammengezuckt! Nicht weil es der erste Anruf auf meinem eigenen Handy war. Noch nicht einmal weil Mademoiselle Klein alle Handys gnadenlos einsackt, die während ihres Unterrichts klingeln. Nein. Sondern weil mich ja nur Mom und Mr G auf dem Handy anrufen dürfen und das auch nur, um mir zu sagen, ich soll schnellstens nach Hause kommen, weil gleich mein Bruder oder meine Schwester geboren wird.
    Aber als ich mich meldete (was übrigens etwas dauerte, weil
ich erst nicht kapierte, dass es mein Handy war. Ich guckte lange alle anderen in der Klasse vorwurfsvoll an, die aber bloß verwirrt zurückguckten), waren weder Mum noch Mr G dran, sondern ein gewisser Captain Pete Logan, der fragte, ob ich eine Helen Thermopolis kenne, und falls ja, ob ich bitte sofort ins St. Vincent Hospital kommen könne. Die Feuerwehrmänner hatten Moms Handy in ihrer Handtasche entdeckt und die einzige eingespeicherte Nummer gewählt.
    Nämlich meine.
    Natürlich kriegte ich fast einen Herzinfarkt. Ich schrie auf, griff erst nach meinem Rucksack und dann nach Lars’ Hand und wir stürzten beide ohne ein Wort der Erklärung aus dem Zimmer … als hätte ich einen plötzlichen Anfall von Asperger-Syndrom oder so. Unterwegs raste ich an Mr Gs Klassenzimmer vorbei, raste wieder zurück, steckte den Kopf zur Tür

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