Prinzessin in Pink
kann ich nicht lustig finden.«
»Quatsch«, sagte ich. »Im Fernsehen. Du weißt schon, die Abschlussbälle.«
Michael warf einen Blick auf den Fernseher, wo Jungs und Mädchen in Anzügen und Abendkleidern tanzten, und sagte: »Nö.«
»Aber wäre es nicht witzig, hinzugehen und sich über die ganzen Idioten totzulachen?« Das entspricht zwar nicht meiner Vorstellung einer vollkommenen Abschlussballnacht, wäre aber besser als gar nichts. »Und du musst keinen Smoking anziehen. Smoking ist ja nicht Pflicht. Du könntest einfach in einem ganz normalen Anzug hingehen. Oder zieh doch einfach Jeans und eins von diesen T-Shirts mit aufgedruckter Smokingfliege an.«
Michael sah mich an, als hätte er den Verdacht, ich hätte mir heimlich einen Globus auf den Kopf fallen lassen.
»Weißt du, was noch mehr Spaß machen würde?«, sagte er. » Bowlen gehen.«
Ich stieß einen markerschütternden Seufzer aus. Es war irgendwie schwierig, dieses höchst persönliche Gespräch im Warteraum des St. Vincent Hospital führen zu müssen, weil ja nicht nur mein Bodyguard direkt neben uns saß, sondern auch diese ganzen kranken Menschen um uns herum, die mir teilweise extrem laut ins Ohr husteten.
Wobei ich mich als begnadete Heilerin an ekelhafte Bazillen gewöhnen sollte.
»Trotzdem, Michael«, startete ich einen zweiten Versuch. »Jetzt mal ganz im Ernst. Bowlen können wir auch an jedem anderen Abend. Und das machen wir ja auch total oft. Meinst du nicht, es würde viel mehr Spaß machen, sich ausnahmsweise mal total aufzustylen und tanzen zu gehen?«
»Ach, tanzen willst du?« Michael zeigte plötzlich Interesse. »Von mir aus können wir gern tanzen gehen. Zum Beispiel in den »Rainbow Room«. Das wäre sicher lustig. Meine Eltern feiern da immer ihren Hochzeitstag. Da spielt so eine Liveband guten alten Jazz und...«
»Hmm.« Ich nickte. »Weiß ich. Im ›Rainbow Room‹ ist es bestimmt lustig. Aber meinst du nicht, es wäre noch lustiger, mit Leuten in unserem Alter zu tanzen?«
»Du meinst aus unserer Schule?« Michael kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Hm. Könnte sein. Ja, okay, wenn Trevor, Felix und Paul da wären...« Das sind die Jungs aus seiner Band. »Aber die bringen sich eher um, als sich freiwillig auf einer so albernen Veranstaltung wie dem Abschlussball sehen zu lassen.«
HIMMELHERRGOTT. Es ist wirklich extrem belastend, mit einem Musiker zusammen zu sein. Andere Leute sind mit ihrem Job verheiratet und Michael ist gleich mit seiner ganzen Band verheiratet.
Ich weiß schon, dass Michael, Trevor, Felix und Paul cool sind, aber ich kann einfach beim besten Willen nicht erkennen, was am Abschlussball so albern sein soll. Immerhin werden da ein Ballkönig und eine Ballkönigin gewählt. Auf welcher anderen Veranstaltung dürfen die Gäste schon Monarchen wählen, die dann über die Feierlichkeiten wachen? Hm? Ja wohl auf keiner.
Ach, was soll’s. Ich lasse mir von Michaels Weigerung, sich wie ein normaler Siebzehnjähriger zu benehmen, auf gar keinen Fall den Abend verderben. Also, ich meine die familiäre Innigkeit, die Mom, Mr G und ich zurzeit verspüren. Wir machen uns einen schönen Abend und gucken uns zusammen »Die erstaunlichsten Haustiere der Welt« an. Die haben da gerade eine alte Frau gezeigt, die einen Herzinfarkt hatte, und ihr Hausschwein ist zwanzig Meilen weit gelaufen, um Hilfe zu holen.
Fat Louie würde noch nicht mal zur nächsten Ecke laufen, um Hilfe für mich zu holen. Na ja, vielleicht schon, aber dann würde er sich von irgendeiner Taube ablenken lassen und ihr hinterherjagen und nie mehr gesehen werden, während meine Leiche langsam verschimmeln würde.
Das Asperger-Syndrom
beschrieben von Mia Thermopolis
Das »Asperger-Syndrom« ist eine ausgeprägte Kontakt- und Kommunikationsstörung, die durch die Unfähigkeit gekennzeichnet ist, normale Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. (Moment mal, das klingt nach… MIR!)
Bei Patienten, die am Asperger-Syndrom leiden, ist die Fähigkeit, nonverbal zu kommunizieren, häufig nicht besonders ausgeprägt (o Gott - das bin ich!!!!!) , sie können keine sozialen Beziehungen zu Gleichaltrigen aufbauen (genau wie ich) , ihr Benehmen wird häufig als »unpassend« empfunden (ich, Ich, ICH!) und sie sind außerstande, sich für andere Menschen zu freuen. (Nicht ich, aber Lilly. Ganz klar.)
Das Syndrom tritt häufiger bei Männern auf als bei Frauen. (Okay, doch nicht ich. Und auch nicht Lilly.)
Oft sind Menschen, die
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