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Prinzessin in Pink

Titel: Prinzessin in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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sie stand in ihrer Suite, beachtete uns gar nicht und schimpfte ins Telefon: »Was soll das heißen: Die Küche ist geschlossen?«, bellte sie. »Ich warte immer noch auf den Mittagssnack, den ich vor Stunden bestellt habe. Ich lege erst auf, wenn ich mit dem Monsieur gesprochen habe, der für den Zimmerservice zuständig ist. Er weiß, wer ich bin.«
    Auf dem Sofa vor Grandmères Fernseher saß Dad und guckte mit angespannter Miene - ja, was wohl? Nachrichten auf New York One . Als ich mich neben ihn setzte, sah er überrascht auf, als hätte er mich nicht erwartet.
    »Ach, Mia«, begrüßte er mich. »Hallo. Wie geht es deiner Mutter?«
    »Gut«, sagte ich. Obwohl ich sie seit dem Frühstück nicht mehr gesehen hatte, war ich mir sicher, dass es ihr gut ging, weil mein Handy nicht geklingelt hatte. »Sie trinkt jetzt Sportdrinks, Gatorade und so. Traube mag sie am liebsten. Wie läuft der Streik?«
    Dad schüttelte nur erschöpft den Kopf. »Die Gewerkschaftsvertreter sind zu einer Besprechung beim Bürgermeister. Sie hoffen, dass sie bald ein Verhandlungsergebnis präsentieren können.«
    Ich seufzte. »Dir ist schon klar, dass all das nie passiert wäre, wenn ich nicht geboren worden wäre, oder? Dann hätte dieses Geburtstagsessen nämlich nie stattgefunden.«
    Dad schaute mich scharf an. »Du gibst dir ja wohl hoffentlich nicht die Schuld an dem Streik, Mia?«
    Fast wäre mir rausgerutscht: »Spinnst du? Grandmère ist an allem schuld.« Aber als ich Dads ernste Miene sah, erkannte ich
plötzlich, dass ich gerade sein vollstes Mitgefühl hatte - und das war meine Chance. Also sagte ich niedergeschlagen: »Ach, weißt du, es ist nur blöd, dass ich diesen Sommer nach Genovia muss. Es wäre echt so cool gewesen, wenn ich die Ferien dazu hätte nutzen können, ehrenamtlich zu arbeiten, um die armen Tellerwäscher irgendwie zu unterstützen...«
    Darauf fiel Dad aber nicht rein. Er zwinkerte mir nur zu und sagte: »Hmm, netter Versuch.«
    Echt schlimm - meine Erziehungsberechtigten können sich nicht auf ein gemeinsames Erziehungsziel einigen. Mein Vater will mich den ganzen Juli und August über in Genovia wegsperren und meine Mutter bietet mir gleichzeitig einen Termin bei ihrer Frauenärztin an. Ein Wunder, dass ich noch keine multiple Persönlichkeitsstörung entwickelt habe oder Asperger-Syndrom. Falls ich es nicht sowieso längst habe.
    Während ich noch schmollte, weil sich anscheinend nicht verhindern lässt, dass ich meine kostbaren Sommerferien an der beknackten Côte d’Azur verplempern muss, machte Grandmère, die immer noch telefonierte, mir Zeichen. Sie schnippte immer wieder mit den Fingern und deutete auf ihre Schlafzimmertür. Ich guckte sie verständnislos an, bis sie schließlich den Hörer zuhielt und zischte: »Amelia! In meinem Zimmer! Für dich!«
    Was denn? Ein Geschenk? Für mich ? Ich konnte mir nicht vorstellen, was Grandmère mir besorgt haben könnte - das Waisenkind war doch schon Geburtstagsgeschenk genug. Andererseits lehne ich Geschenke aus Prinzip nicht ab … jedenfalls solange sie nicht aus dem Fell ermordeter Säugetiere gemacht sind.
    Als ich aufstand und aufs Schlafzimmer zuging, wurde Grandmère wohl mit irgendwem verbunden, weil sie nämlich sofort loskreischte: »Aber ich habe den Waldorf-Salat vor vier Stunden bestellt. Soll ich etwa runterkommen und ihn mir selbst machen? Wie bitte? Das würde gegen die Hygienevorschriften verstoßen? Welche Hygienevorschriften? Wollen Sie mir etwa unterstellen, ich wasche mich nicht oft genug?«

    Ich machte die Tür zu Grandmères Schlafzimmer auf. Da es sich um ein Schlafzimmer in der Penthouse-Suite vom Plaza handelt, ist es ein sehr elegantes Zimmer, in dem alles mit Blattgold überzogen ist und wo überall frische Blumen rumstehen… wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass Grandmère wegen des Streiks so bald keine frischen Blumen mehr kriegt.
    Ich guckte mich im Zimmer nach meinem Geschenk um und betete dabei leise vor mich hin ( bitte keine Nerzstola; bitte, alles, bloß keine Nerzstola! ), als mein Blick auf ein Kleid fiel, das auf dem Bett lag. Es hatte die Farbe von dem Verlobungsring, den Ben Affleck J.Lo geschenkt hat - das zarteste Rosa, das man sich nur vorstellen kann -, und es war über und über mit glitzernden rosa Perlen bestickt. Es war schulterfrei, mit herzförmigem Ausschnitt und einem weiten Rock aus mehreren transparenten Schichten.
    Ich wusste sofort, was es war. Und obwohl es nicht schwarz war und auch nicht

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