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Prinzessin in Pink

Titel: Prinzessin in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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scharen.
    Ich bin zum ersten Mal im Lehrerzimmer. Ehrlich gesagt sieht es nicht gerade einladend aus. Der Teppich hat so ganz merkwürdige Flecken.
    Aber das ist jetzt nebensächlich. Die Hotelangestellten haben sich nämlich gerade dem Streik der Tellerwäscher angeschlossen. Es wird davon ausgegangen, dass das Servicepersonal der Restaurants ebenfalls bald mitmacht. Und das bedeutet, dass bald in den Hotels und Restaurants von ganz New York niemand mehr einen Finger krumm machen wird. Dann wäre die Gastronomie der gesamten Stadt lahm gelegt.
    Der finanzielle Verlust durch das Wegbleiben von Touristen und Tagungsgästen könnte in die Milliarden gehen.
    Und alles wegen Rommel.
    Der Hammer! Wer hätte gedacht, dass ein einziger haarloser Hund so viel anrichten kann?
    Gerechterweise muss man natürlich sagen, dass Rommel eigentlich nichts dafür kann. Grandmère ist schuld. Sie hätte niemals ihren Hund ins Restaurant mitnehmen dürfen, ganz egal ob das in Frankreich erlaubt ist oder nicht.
    Es war echt komisch, Lilly im Fernsehen zu sehen. Klar, ich sehe sie ständig im Fernsehen, aber nicht bei einem der großen
Sender - okay, es ist bloß New York One und keiner der ganz großen Sender, aber New York One wird von mehr Haushalten empfangen als der Offene Kanal, wo »Lilly spricht Klartext« kommt.
    Wobei Lilly bei der Pressekonferenz gar nicht auf dem Podium saß und redete. Da saßen die Vertreter der Gewerkschaften. Aber links von ihnen stand Jangbu und neben ihm Lilly, die ein großes Schild in die Kamera hielt, auf dem es hieß: »Gerechter Lohn für glänzende Teller!«
    Tja, jetzt ist sie dran. Sie hat sich in der Schule nämlich nicht entschuldigt. Mrs Gupta ruft heute Abend garantiert bei den Moscovitzens an.
    Als Michael seine Schwester sah, hat er bloß genervt den Kopf geschüttelt. Wobei er voll auf der Seite der Tellerwäscher ist - klar sollen sie gerecht entlohnt werden -, es war mehr wegen Lilly. Er hat gesagt, ihr Interesse am Wohlergehen der Tellerwäscher hat mehr mit ihrem Interesse an Jangbu zu tun als mit der Not der Immigranten.
    Ich hätte es taktvoller gefunden, wenn Michael nichts gesagt hätte, weil Boris mit uns hier ist und ganz dicht vor dem Fernseher sitzt. Er sieht mit seinem dick verbundenen Kopf so mitleiderregend aus, und wenn er sich unbeobachtet fühlt, fährt er mit den Fingerspitzen zärtlich die Umrisse von Lilly auf dem Bildschirm nach. Total rührend, echt. Mir sind sogar kurz die Tränen gekommen.
    Die trockneten aber schnell wieder, als mir auffiel, dass der Fernseher hier im Lehrerzimmer ein gigantisches Breitbildmonster ist, während wir Schüler im Medienraum bloß so popelige Zwergenfernseher haben.

Mittwoch, 7. Mai, im Plaza
    Unglaublich. Jetzt aber echt. Als ich vorhin in die Lobby vom Plaza kam, war ich auf den Prinzessunterricht bei Grandmère gefasst, nicht aber auf das Chaos, das mich erwartete. Oh Mann, im Plaza geht es drunter und drüber.
    Der Portier mit den goldenen Schulterklappen, der mir normalerweise die Tür der Limousine aufreißt? War nicht da.
    Der Page, der die Koffer immer so schön ordentlich auf die Messing-Rollwägelchen schichtet? Nicht zu sehen.
    Der höfliche Empfangschef? Nicht an seinem Platz.
    Und vor dem Teesalon im »Palm Court« hatte sich eine lange Warteschlange gebildet. Keiner wusste wohin. Weil die Frau, die die Gäste normalerweise auf die Tische verteilt, und die Bedienungen, die die Bestellungen aufnehmen, natürlich auch nicht da waren.
    Es war der helle Wahnsinn. Lars und ich mussten uns gegen eine zwölfköpfige Sippe vom Land wehren, die sich mit einem lebensgroßen Plüschgorilla, den sie wahrscheinlich gegenüber im Spielzeugparadies »FAO Schwarz« gekauft hatten, zu uns in den Aufzug drängeln wollte. Der Vater brüllte immer wieder: »Da passen wir noch prima rein! Los, Kinder, quetscht, was das Zeug hält.«
    Irgendwann blieb Lars nichts anderes übrig, als dem Vater mit den Worten: »Nein, hier passen Sie nicht mehr rein. Nehmen Sie den nächsten Aufzug« diskret seine Waffe zu zeigen. Worauf sich der Mann kalkweiß zurückzog.

    Es wäre natürlich nie so weit gekommen, wenn der Liftboy da gewesen wäre, aber im Laufe des Nachmittags hatten sich die Gepäckträger und Hoteldiener mit den Tellerwäschern solidarisch erklärt und waren ebenfalls in Streik getreten.
    Man sollte meinen, Grandmère hätte bei unserer Ankunft etwas Dankbarkeit gezeigt, wo wir uns doch solche Mühe gegeben hatten, pünktlich zu sein. Aber

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