Prinzessin Kate

Tochter Anne ein kleineres Haus in der Lidgett Park Road am Rande des Dorfes. Später zog er noch einmal um nach Low Gables, in Sichtweite von Hawkhills, dem Herrenhaus, das einst William Middleton gehört hatte, aber auch dort fand er keine Ruhe.
    Er starb am 5. Februar 1921 mit 72 Jahren in Low Gables an chronischem Nierenversagen und wurde vier Tage später bei der St. John’s Church in Roundhay beigesetzt, wo er geheiratet hatte und wo seine Ehefrau schon begraben war. Er hinterließ seinen beiden Töchtern und deren Nachkommen ein Erbe mit einem Gegenwert von heute fast 10 Millionen Pfund und machte Olive Middleton damit zu einer sehr reichen Frau. Bei seiner Trauerfeier sagte der Pfarrer, Francis habe »Sonnenschein in die stinkenden Elendsviertel« gebracht. »Es ist vor allem ihm zu verdanken, dass Männer, Frauen und Kinder jetzt in einer Umgebung leben können, die ein gesundes und anständiges Dasein erst möglich macht. Wir, seine Glaubensbrüder, ehren ihn für seine Einfachheit, seine Aufrichtigkeit, seine Redlichkeit – dafür, dass er war, wie er war.«

    Der Erste Weltkrieg hatte verheerende Auswirkungen auf die Familie Lupton, er löschte fast eine ganze Männergeneration aus und stürzte die ganze Familie in tiefe Trauer. Nur drei von sieben Cousins überlebten – Arthurs Sohn Arthur und Hughs Söhne Hugo und Athel –, sodass in den Familienunternehmen die jungen Männer fehlten, die in die Fußstapfen ihrer Väter treten konnten. Doch der Krieg hatte auch gewaltige Folgen für die Frauen der Familie, die jetzt auf sich allein gestellt waren. Viele Hunderttausend Männer waren im Krieg getötet oder versehrt worden und man hat geschätzt, dass es in den Zwischenkriegsjahren zwei Millionen »überschüssige« Frauen gab, die nicht auf einen Ehemann hoffen konnten. Das traf auch die Luptons. Olive war bei Kriegsausbruch schon verheiratet, doch ihre Schwester Anne starb, ohne je geheiratet zu haben, und auch die meisten ihrer Cousinen fanden keinen Ehemann.
    Anne tat sich auch schwer, nach dem Krieg Arbeit zu finden, obwohl sie sich so intensiv der Wohltätigkeit gewidmet hatte. 1914 war sie Sekretärin des Leeds General Hospital Committee geworden und hatte Spenden für Männer in Militärkrankenhäusern gesammelt, und später hatte sie im örtlichen Pensions Committee mitgearbeitet und kriegsversehrte Soldaten beraten. Sie hatte ihren Vater überredet, ihnen das Haus zu vermieten. Doch obwohl sie zweimal, 1916 und 1918, bei Hofe vorgestellt worden war und 1920 für ihre Arbeit während des Krieges in der London Gazette gelobt wurde, wies man ihre Bewerbung um eine Stellung als Inspector of Local Committees zurück, weil sie eine Frau war. Später musste sie noch hinnehmen, dass man auch im Familienunternehmen keine Frau mitarbeiten lassen wollte.
    Frans Witwe Dorothy, Dort genannt, hatte mehr Glück. Obwohl sie ihre vierjährige Tochter Ruth zu versorgen hatte, fand sie bald wieder einen Ehemann: Arthur, den Cousin ihres verstorbenen Mannes. Das Paar heiratete 1919, und ihr Sohn Tom kam im Jahr darauf zur Welt. Sie bezogen ein Haus am Rande von Chapel Allerton, und Arthur teilte seine Zeit auf zwischen der Verwaltung des Gutshofes Beechwood, wo er aufgewachsen war, dem Polospiel und der Jagd.
    Am 14. Dezember 1928 erlitt er einen schrecklichen Jagdunfall. Sein Pferd scheute vor einem Zaun, warf ihn ab und fiel auf ihn. Dabei brach sein Beckenknochen. Er starb elf Monate später. Ihr gemeinsamer Sohn Tom war erst neun Jahre alt, als Dorothy zum zweiten Mal Witwe wurde. Nicht einmal ein Jahr später starb auch sein Vater Arthur Senior, der über den Verlust nicht hinweggekommen war.

Kapitel 8

Noel Middleton und Olive Lupton

    Kates Urgroßmutter Olive Middleton, die gerade im Fieldhead House in Roundhay, einem Dorf in Yorkshire, ihren Sohn Peter zur Welt gebracht hatte, wiegte den Neugeborenen in den Schlaf und betete um einen neuen Tag.
    Sie war seit sechs Jahren mit dem Anwalt Noel Middleton verheiratet und näherte sich ihrem 40. Geburtstag. Die Mutter von Christopher, vier, Anthony, drei, und jetzt Peter wollte ihre drei Söhne in der Geborgenheit aufwachsen lassen, die ihr verwehrt worden war. Peter erblickte das Licht der Welt am 3. September 1920, und Olive hatte bereits mehr Leid erfahren müssen als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben. Ihre Mutter Harriet war gestorben, als sie zehn war. Haushälterinnen, Kindermädchen und Gouvernanten hatten sie aufgezogen. Ihre Brüder Fran,