Prinzessin Kate
schwarze Rauch der Industrieanlagen dafür, dass feindliche Flugzeuge ihre Ziele verfehlten. Dennoch wurden rund 70 Menschen bei Bombenangriffen getötet. Im März 1941 erfolgte der schwerste Angriff, als das Rathaus, der Bahnhof und das Stadtmuseum von Leeds bombardiert wurden. Das Museum verzeichnete den Verlust einer alten ägyptischen Mumie.
Zum Glück fiel keiner der Middleton-Brüder im Krieg, und die Familie atmete erleichtert auf, als das Kriegsende verkündet wurde. In Leeds tanzten Tausende von Menschen auf den Straßen und kletterten auf die Löwen vor dem Rathaus, um den Sieg zu feiern. Am 13. Mai 1945 erfolgte eine Siegesparade durch die Stadt, an der trotz strömendem Regen Tausende von Bürgern teilnahmen.
Das Kriegsende bedeutete den Neubeginn für eine Generation von Middletons, und sie bejubelten ihre neu gewonnene Freiheit. Kates Großvater Peter und sein Bruder Anthony verliebten sich in jener berauschenden Nachkriegszeit in zwei entzückende Schwestern.
Peter, der nach der Entlassung weiterhin als Pilot arbeitete, heiratete im respektablen Alter von 26. Er trat am 7. Dezember 1946 in der normannischen Pfarrkirche in Adel, der ältesten Kirche in Leeds, mit Valerie Glassborow, 22, der Tochter des Bankdirektors Frederick Glassborow, vor den Traualtar. Bei der Hochzeit begann eine weitere Liebesgeschichte zwischen Peters älterem Bruder Anthony, einem 29 Jahre alten Textilfabrikanten, und Valeries Schwester Mary, 23. Die beiden heirateten im Jahr darauf in der Pfarrkirche St. John in Moor Allerton, womit die herzliche Beziehung zwischen den beiden Familien noch enger wurde.
Leider lebte Noel nicht lange genug, um acht Jahre später seine jüngste Tochter Margaret bei der Hochzeit mit dem Musiker James Barton zum Altar führen zu können. Am 2. Juli 1951 erlag er im Alter von 72 Jahren einem Herzinfarkt. Er hinterließ ein Vermögen von 1,3 Millionen Pfund, das gleichmäßig unter seinen vier Kindern aufgeteilt wurde. Kates Großvater Peter, der 30 war, als sein Vater starb, erbte auch eine Bronzebüste von Jacob Epstein, ein Ölgemälde von George Graham, einem ortsansässigen Künstler, und ein Selbstporträt, das Edward Neatby, ein genialer Landschafts- und Porträtmaler aus Leeds, angefertigt hatte.
Noels Schwägerin Anne, die im Leben seiner Kinder eine so bedeutsame Rolle gespielt hatte, überlebte ihn um 16 Jahre. Nach dem Tod von Enid Moberly Bell (1966) schien sie jedoch keinen Lebensmut mehr zu haben. Geplagt von Arthritis, starb sie im Jahr darauf 79-jährig an Leukämie und Tuberkulose.
Kapitel 9
Die Glassborows, 1881–1945
Bekleidet mit ihrem traditionellen schwarzen, spitzenbesetzten Trauergewand, saß Königin Victoria an ihrem Schreibtisch in Schloss Windsor und verfasste einen Brief an Lord Rowton, den Privatsekretär von Benjamin Disraeli. Tränen rannen ihr über die Wangen. Erneut von Trauer erfüllt durch den Tod ihres Lieblingspremierministers, schrieb Prinz Williams Ururururgroßmutter an jenem Tag: »Der Fluss meiner Tränen behindert meine Sicht … Nie zuvor hatte ich einen solch freundlichen und loyalen Minister und nur wenige solch treue Freunde.«
Es war am 19. April 1881 – fast 20 Jahre nachdem sich Victoria nach dem Tod ihres geliebten Albert aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hatte –, als der ehemalige konservative Premierminister, ein Favorit der Königin, einer Bronchitis erlag. Sein Tod, der ein Jahr nachdem er bei einer Parlamentswahl Gladstones Liberaler Partei unterlegen gewesen war eintrat, bedeutete das Ende einer Freundschaft zwischen der Königin und ihrem Minister, die 1868 begonnen hatte, als er Lord Derby als Premierminister ersetzte, und gefestigt wurde, als er 1874 eine zweite Amtszeit antrat. Disraeli lockte Victoria aus der Zurückgezogenheit, rief sie zur Kaiserin von Indien aus, schmeichelte ihr, indem er ihr die Hand küsste, nannte sie »die Märchenkönigin« und sandte ihr geistreiche Briefe. »Jeder ist für Schmeicheleien zugänglich«, erklärte er dem Dichter Matthew Arnold, »und wenn man zu einem Angehörigen des Königshauses kommt, sollte man dick auftragen.« Dafür ernannte ihn die Königin zum Grafen von Beaconsfield und zum Vicomte Hughenden, sandte ihm Sträuße mit Frühlingsblumen und gab ihm den Spitznamen »Dizzy«. Zu seiner Beerdigung ließ sie Schlüsselblumen-Buketts liefern. Später begab sie sich nach Hughenden und legte einen Kranz auf sein Grab. Außerdem ließ sie ihm zu Ehren ein Denkmal
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