Prinzessin Kate
Es dauerte etwa 30 Jahre, bis er wieder ins Ausland reiste. Und wir erinnern uns, welche Freude ihm solche Urlaube in jüngeren Jahren gemacht hatten. Er widmete sich ganz dem Geschäft und seinen Bürgerpflichten.«
Francis traf der Tod seiner Frau schwer. Er stürzte sich in die Arbeit und die Lokalpolitik. Neben seinem Einsatz für das Familienunternehmen, das er mit seinem Bruder Arthur leitete, wurde er zu einer bedeutenden Figur des öffentlichen Lebens von Leeds. 1895 hatte er einen Sitz als Stadtrat der Konservativen errungen, einen Posten, den er die nächsten 21 Jahre über innehatte. In dieser Zeit fand er auch seine wahre Berufung. Als erster Vorsitzender des Leeds Unhealthy Areas Committee beseitigte er innerstädtische Slums und ersetzte sie durch erschwingliche Wohnungen.
Er ist zudem im Gedächtnis geblieben als einer der »Big Five«, jener Ratsvertreter also, die während eines Streiks im Jahr 1913 mit den Gemeindearbeitern über Lohnerhöhungen verhandelten. Athel Lupton berichtet:
»Die Haltung der fünf großen Männer war gemäßigt und geduldig, aber sie blieben völlig unerbittlich, und innerhalb von zwei oder drei Wochen fiel der Streik in sich zusammen. Es kam nicht zu schwereren Gewalttaten. Die Versorgung mit Strom und Wasser wurde aufrechterhalten und es gab auch immer etwas Gas. Andere große Städte beobachteten mit wachem Interesse den Verlauf des Streiks in Leeds und die Haltung der Big Five. Sie zeigten Francis ihre Bewunderung und Dankbarkeit durch die Überreichung eines riesigen Silbertabletts und eines »gewaltigen und ungewöhnlich hässlichen Blumentopfes aus Porzellan auf einer Porzellansäule.«
Francis beschränkte sein Engagement jedoch nicht auf die Arbeit für die Gemeinde, sondern war auch Friedensrichter für West Riding, setzte sich für das Cookridge Hospital ein und besuchte regelmäßig – und ungeachtet der anglikanischen Vorlieben seiner verstorbenen Frau – die Gottesdienste in der Mill Hill Chapel.
Obwohl Francis der älteste Sohn war, unglaublich erfolgreich und ein großer Wohltäter, blieb er doch immer bescheiden und zurückhaltend. Er war seinen jüngeren Brüdern eng verbunden – Arthur, mit dem er das Familienunternehmen führte, Charles, der die Anwaltskanzlei Dibb Lupton leitete, und Hugh, der Vorsitzender von Hathorn Davey & Co., einem Wasserbauunternehmen, war – und beriet sich regelmäßig mit ihnen. Gemeinsam prägte ihr Einfluss die ganze Stadt.
Arthur, der auch als Prorektor der Leeds University fungierte, konnte Francis’ Verlust wahrscheinlich besonders gut nachempfinden, denn er war selbst vier Jahre zuvor Witwer geworden. Seine Frau Harriot, eine Cousine von Beatrix Potters Mutter Helen, starb 1888 im Kindbett, noch bevor ihre berühmte Verwandte ihr erstes Kinderbuch Die Geschichte von Peter Hase veröffentlicht hatte. Charles, ein renommierter Kunstsammler, war Schatzmeister und Vorsitzender des General Infirmary (Krankenhaus) und wurde 1915 sogar Oberbürgermeister der Stadt, der er auch seine umfangreiche Kunstsammlung hinterließ. Hugh war Vorsitzender des Board of Guardians, einer Organisation, die sich dem Schutz der Armen und Bedürftigen verschrieben hatte, diente viele Jahre als Ratsherr und wurde 1926 selbst Oberbürgermeister. »›Ich muss meine Brüder fragen.‹ Das war seine Reaktion, sobald ihm Zweifel kamen«, erinnerte sich Athel in seiner Familiengeschichte an seinen Onkel Francis. »Seine drei Brüder spielten eine wichtige Rolle in seinem Leben.«
Damals schickte es sich für einen Gentleman nicht, sich selbst um seine Kinder zu kümmern, und so stellte Francis eine Nanny ein, Miss Cadell, die in Rockland für Ordnung sorgen und seine junge Familie sorgen sollte. Olive, die Älteste, ging auf das Internat Roedean. Athel schreibt:
»Miss Cadell hätte man eigentlich nicht auf Kinder loslassen dürfen. Der arme Francis scheint ihr offenbar in allen Haushaltsangelegenheiten sehr freie Hand gelassen zu haben. Sie wollte zwar zweifellos nur das Beste und war in ihrem Handeln durch und durch aufrichtig, aber sie wurde bald zur beherrschenden Figur im Haus. Es wird berichtet, dass sie einmal das Haus streichen ließ, ohne auch nur die Erlaubnis dazu bei Frank einzuholen. Ein andermal ersetzte sie die Cretonne-Vorhänge im Salon durch andere nach ihrem eigenen, beklagenswerten Geschmack. Francis zahlte die Rechnungen ohne Murren. Eitelkeit muss schon in jungen Jahren ausgetrieben werden. Es zeigte sich, dass die
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