Prinzessin Kate

beschlossen, durch Asien und Südamerika zu reisen. Ihre Abenteuer begeisterten ihre Nichten und Neffen. Als sie nach England zurückkehrte, ließ sie sich, zusammen mit Enid Moberly Bell in der Mallord Street 7 in Chelsea nieder. Enid war eine gleichermaßen inspirierende und tatkräftige Frau, die nicht nur eine erfolgreiche Autorin, sondern auch die Gründerin und erste Schulleiterin der Lady Margaret School in Fulham sowie die Vizepräsidentin des Lyceum Clubs für Autorinnen und Künstlerinnen war. Hier erfuhr Anne auch vom Tod ihrer Schwester.
    In jener Zeit war Chelsea keine exklusive, finanzstarke Oase für Investmentbanker und Prominente, sondern ein Viertel in London, das von Künstlern, Schriftstellern und Dichtern bevölkert wurde. In der Nachbarschaft der beiden Frauen lebte der Künstler Augustus John, der nach einer zufälligen Bekanntschaft im Pub den holländischen Architekten Robert van t’Hoff beauftragte, in der Mallord Street 28 ein Cottage für ihn zu entwerfen. Auch der Maler Cecil Hunt, dessen Frau eine führende Rolle in der Frauenrechtsbewegung spielte, wohnte im Mallord House; ebenso der Autor Alan Alexander Milne, ein ehemaliger Journalist und Redaktionsassistent bei Punch , der für seinen Sohn Christopher die Kindergeschichten Pu der Bär verfasste und in Nr. 13 wohnte, einem roten Ziegelsteinhaus mit schmiedeeisernem Zaun und bleigefassten Fenstern.
    Anne passte hervorragend in das fortschrittliche, unbürgerliche Milieu in der Mallord Street. Sie hatte das soziale Bewusstsein ihres Vaters geerbt und setzte sich dafür ein, die Wohnverhältnisse in Fulham zu verbessern, wofür man ihr den MBE (The Most Excellent Order of the British Empire), einen hohen Verdienstorden, verlieh. Sie war auch an der Schaffung des Quarry Hill Estates in der Innenstadt von Leeds beteiligt, das 1938 als die größte städtische Wohnblockanlage eröffnet wurde. Dadurch wurden die Rücken an Rücken stehenden Häuser der viktorianischen Ära ersetzt, was ein großes Anliegen ihres Vaters gewesen war. Die neuen Wohnungen wurden zum Kult, waren hochmodern und gut ausgestattet, mit Festbrennstoffherden, elektrischer Beleuchtung und einer hochmodernen Müllabfuhr.

    Drei Jahre nach Olives Tod sah sich die Familie einer weiteren Herausforderung gegenüber: dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, in dem die nächste Generation von Luptons für ihr Land kämpfte. Am 3. September 1939, Peter Middletons 19. Geburtstag, wurde der Krieg erklärt. Sein älterer Bruder Christopher trat in die Artillerie ein, Anthony in die Armee und Peter ging zur Luftwaffe. Für Noel, der hatte erleben müssen, wie die Familie seiner Frau im Ersten Weltkrieg fast ausgelöscht wurde, war es erneut eine schwierige Zeit. Tröstlich waren jedoch Familienereignisse wie eine Heirat, eine Geburt und politische Ehren.
    Am 6. Dezember 1941 versammelte sich die Familie in der Christ Church in Chelsea, als Christopher, inzwischen zum Leutnant befördert, Dorothy Martin, die drei Jahre ältere Tochter eines Bauunternehmers, heiratete. Seine Tante Anne unterzeichnete stellvertretend für seine Mutter die Heiratsurkunde. Und wieder hielt sie die Familie zusammen. Ihr Haus in Chelsea stand Freunden und Verwandten, die nach London kamen, immer offen. Schließlich wurde ihr Haus ausgebombt und sie zog in ein gemietetes Haus in Midhurst, Kent, wo sie weiterhin für die Kriegshilfe arbeitete.
    Ein Jahr später, am 18. November 1942, feierte die Familie erneut ein Fest, als Jessie Kitson, eine Großnichte des 1. Barons Airedale, einem engen Freund von Peter Middletons Urgroßvater William, die erste Oberbürgermeisterin von Leeds wurde. Sie war lebenslang mit Arthur Luptons Tochter und Annes Cousine Elinor befreundet, die einst gescherzt hatte, dass sie und Jessie »die beiden am schlechtesten gekleideten Damen in Leeds« seien. Die Familie freute sich, dass Elinor, die in Cambridge ihr Examen in Altphilologie gemacht hatte und auf Beechwood, dem Familiensitz, lebte, ihre Oberbürgermeisterin wurde.
    1943 wurde Noel zum ersten Mal Großvater, als seine Schwiegertochter Dorothy ein Mädchen zur Welt brachte. Philippa war das erste Mitglied der Middleton-Familie, das außerhalb von Leeds geboren wurde, denn sie kam im Fulmer Chase Maternity Hospital in Berkshire zur Welt, wo viele Frauen von Unteroffizieren entbanden.
    Obwohl Leeds ein führendes Industriezentrum war, überstand es den Krieg nahezu unbeschadet. Laut einer lokalen Legende sorgte der dichte