Prinzessin wider Willen
Sie mich, zur Fürstin haben wollen.
Wer wäre das nicht? Aber, Leute, ihr habt das falsche Mädchen.
Die Wahrheit ist, dass ich eine lausige Fürstin abgeben würde."
"Hoheit..."
"Nein, hören Sie mich zu Ende an." Sie holte tief Luft. "Als meine Eltern starben, war ich siebzehn. Das ist ziemlich jung, um plötzlich für sich selbst und eine alternde Großmutter verantwortlich zu sein. Ich bin nicht gut damit fertig, geworden.
Ich habe Großmutter L. in ein Altersheim gegeben, das sie hasste, damit ich ans College konnte. Aber ich bin vorzeitig vom College wieder abgegangen. Sie sehen, wie ich Großmutter L.
im Stich gelassen habe." Es war schmerzlich, darüber zu sprechen. "College und Altersheim haben das Geld aufgezehrt, das ich von meinen Eltern geerbt hatte. Nach dem College und nach Großmutter L.s Tod nahm ich einen Job in einer Marketingfirma an, die mich aber wieder hinauswarf. Ich flog auch noch aus einigen anderen Jobs, bevor ich in New York City Arbeit beim Sozialdienst bekam. "
"Wir kennen Ihre Geschichte", sagte Baron Kowal sanft.
"Ich dachte, ich müsste mich um die ganze Welt kümmern.
Ich wollte alles Schlechte in Ordnung bringen. Jetzt klingt es komisch, aber ich dachte wirklich, ich könnte etwas verändern."
Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihre ungezügelten schwarzen Haare. "N un, ich konnte es nicht. Meine Herren, der New Yorker Sozialdienst hat mich durchgekaut und
ausgespuckt. Als ich begriff, dass sich nichts ändert und niemand sich um etwas kümmert, war ich praktisch reif für ein Nervensanatorium. Deshalb ging ich vor acht Monaten weg.
Lief ich weg, wäre passender. Ich kam hierher, um Zeit zu haben, über mein Leben nachzudenken."
"Hoheit..."
"Der springende Punkt ist, wenn ich mit meinem eigenen Leben nicht fertig werde, sollte Ihnen klar sein, dass ich ganz sicher kein ganzes Königreich leiten kann."
"Ein Fürstentum, Hoheit."
"Was auch immer. Ich fühle mich geschmeichelt, aber ich muss passen. Ich weiß noch nicht, was ich mit meinem Leben anfangen will, aber Fürstin steht ganz sicher nicht oben auf meiner Wunschliste. Ich will die Verantwortung nicht. Ich habe kein Haustier. Ich habe nicht einmal Zimmerpflanzen. Was sagt Ihnen denn das über mich und mein Verantwortungsgefühl?"
"Es ist nur ein kleines Fürstentum, Hoheit."
"Leute, ich bin nicht der fürstliche Typ. Machen Sie die nächste Person auf Ihrer Liste zum Fürsten oder zur Fürstin." Sie lächelte über die entsetzten Mienen. "Trotzdem vielen Dank. Sie ahnen gar nicht, was mir der heutige Nachmittag bedeutet hat.
Jede Frau träumt davon, einmal in ihrem Leben Aschenputtel zu sein. Aber wenn man tatsächlich in den Palast einziehen soll, ist das eine andere Sache."
"Aber Sie können nicht ablehnen!"
"Wenn Sie meinen, dass ich eines Tages meine Entscheidung bereuen werde, könnten Sie recht haben." Sie lächelte wieder und fragte sich, ob sie das selbst glaubte. "Aber Boglandia wird besser abschneiden, wenn Sie jemand anderen aussuchen."
Zutiefst betroffen setzte Baron Skinalas zum Sprechen an, doch die Tür des Restaurants flog auf.
Es war unglaublich. Janas erster Gedanke war, dass sie in einen erotischen Historienfilm geraten war.
Eine hohe Gestalt hob sich als Silhouette vor der Glut des Sonnenscheins ab. Eine wilde, dunkle Haarmähne floss über die Schultern des Mannes, und umrahmte scharfe, aristokratische Züge. Während der Mann reglos dastand, umgab ihn eine sinnliche Aura. In seinen erwartungsvollen schwarzen Augen, die sich auf die Barone richteten, schimmerten Arroganz und Romantik und vielleicht sogar Grausamkeit.
Jana starrte ihn an, und ihr Pulsschlag beschleunigte sich.
Was sie im gleichen Maß wie sein Hochmut und seine
klassische männliche Schönheit beeindruckte, war das Cape, das bis zu seinen Knien fiel. Der Mann trug ein Cape! Du lieber Himmel! Und einen Spazierstock!
Angesichts der dunklen Silhouette, des wirbelnden schwarzen Capes und der demütigen Mienen der Barone fand Jana, dass nur noch Abenddämmerung und ein wenig Nebel fehlten, damit sie sich in einen erotischen Vampirfilm versetzt fühlte.
Die Barone hatten erwähnt, dass Boglandia zwischen
Rumänien und der Ukraine lag. War dieses Gebiet nicht einst Transsilvanien gewesen? Jana fühlte Kopfschmerzen hinter ihren Schläfen entstehen. Kein Wunder, dass die Barone Boglandias Geschichte nur so kurz abgehandelt hatten.
Baron Kowal fand als erster seine Sprache wieder. "Hoheit", stammelte er, "es ist mir
Weitere Kostenlose Bücher