Prinzessin wider Willen
ergriff Janas Hand. "Ich kenne einen Seiteneingang und einen Waschraum für Damen. Kommen Sie, vielleicht können wir ein Wunder wirken."
Bevor Miriam sie mit sich zog, blickte Jana Nicolas in die Augen. "Sie sind echt, nicht wahr?" murmelte sie und betrachtete seinen Umhang und den Spazierstock. "Das alles ist... echt."
Nicolas unterdrückte den Wunsch, sie zu schütteln. "Hören Sie gut zu! Miriam wird bei dem Empfang hinter Ihnen stehen.
Sie wird Ihnen sagen, wer sich verbeugt oder Ihre Hand küsst und wie Sie diese Person anreden sollen. Sie sagen nur ,sehr erfreut'. Fordern Sie keine Unterhaltung heraus, damit die Schlange in Bewegung bleibt. Niemand wird sich setzen, so lange Sie noch stehen. Die Presse wird Sie mit Fragen bombardieren. Antworten Sie nur mit ,ja', ,nein' oder ,das wurde noch nicht entschieden'. Ich werde die meiste Zeit reden.
Nehmen Sie nur einen Schluck von Ihrem Champagner und geben Sie dann das Glas Miriam. Haben Sie mich verstanden?"
"Ich glaube, ich verstehe allmählich so einiges. Sie haben CNN hier. Sie haben das Außenministerium hier. Für diese Vorbereitungen braucht man Zeit. Vor wie langer Zeit haben Sie denn diesen Empfang festgesetzt?"
"Wir haben keine Zeit für Fragen", meinte er unbehaglich.
"Die Würdenträger warten auf Sie."
"Wie lange, Herzog?"
"Ein Herzog wird mit Euer Gnaden angesprochen", warf Miriam ein und betrachtete die beiden interessiert.
Jana wirbelte zu Miriam herum. "Wann wurden Sie von diesem Empfang verständigt?"
"Vor einem Monat."
"Vor einem Monat!" Jana richtete langsam ihren wütenden Blick auf Nicolas. "Sie haben mir eine Falle gestellt", sagte sie leise. "Sie wollten, dass ich so verwirrt und verstört bin, dass ich zu Ihren Gunsten abdanke."
Er wurde tatsächlich rot. "Wir haben dafür jetzt keine Zeit."
Sie stach mit ihrem Zeigefinger gegen seine Brust. "Ich habe keine Ahnung, was es heißt, Fürstin zu sein, aber wenigstens bin ich ehrlich! Und ich laufe nicht wie der Vampir des Monats gekleidet herum! Wie ich es sehe, erweise ich Boglandia einen Gefallen, indem ich das Land vor Ihnen bewahre!"
Nicolas sah ihr nach, als sie hinter Miriam hereilte.
Also dankte sie nicht ab, und sie war auch nicht so beeinflussbar, wie er gehofft hatte. Er hatte sie am Hals.
Nicolas lächelte plötzlich. Vampir des Monats?
Das Cape, der Spazierstock und die langen Haare waren genau kalkuliert, um so viel Aufmerksamkeit und Interesse an Boglandia zu erzeugen wie nur möglich. Janas Bemerkung bewies, dass er richtig lag. Die Presse würde sein Kostüm lieben.
Im Waschraum für Damen bestand Miriam darauf, dass sie schnellstens die Kleider wechselten. Miriams strenges blaues Kostüm hing an Jana wie ein Sack, der mehrere Zentimeter zu kurz war. Ihre Kellnerinnenuniform passte Miriam wie eine Wursthaut, die ihr bis zu den Knöcheln hing.
Sie sahen einander in dem Spiegel über den Waschbecken an und brachen in Lachen aus.
"Jetzt die Frisur", ordnete Miriam an. „Beugen Sie sich vor."
Mit einer steifen Bürste wurden Janas dunkle Locken auf dem Kopf aufge türmt. "Ich muss nicht noch größer wirken", protestierte sie, als Miriam die Haare mit Nadeln feststeckte. Zu Janas Erstaunen war das Ergebnis jedoch gar nicht schlecht.
"Sie brauchen sich keine Sorgen mehr wegen Ihrer Größe zu machen", versicherte Miriam. "Fürstinnen sollen groß sein." Sie kramte in ihrer Handtasche, in der man mühelos die Einrichtung einer Dreizimmerwohnung unterbringen konnte, holte ein Makeup-Köfferchen hervor und machte sich an die Arbeit. "Wie lange wissen Sie schon, dass Sie eine Fürstin sind?"
"Ungefähr seit anderthalb Stunden."
Miriam hob eine Augenbraue "Interessant. Das erklärt die kleine Szene auf dem Parkplatz."
"Ja. Unser Freund, der Herzog, wollte mich verwirren und aus dem Gleichgewicht bringen." Sie betrachtete sich im Spiegel. Sie war eindeutig verwirrt und aus dem Gleichgewicht gebracht. Alles passierte so schnell. "Nicolas Rondo sieht sagenhaft aus; aber er ist ehrgeizig und verschlagen."
"Er sieht einmalig aus, da haben Sie recht."
"Sie kennen sich in diesen Dingen aus, Miriam. Wenn sich herausstellt, dass ich Boglandia hasse und Boglandia mich hasst, kann ich meine Krone ablegen und jederzeit abdanken?"
"So viel ich weiß, ja. Denken Sie schon an Abdankung?"
"Ich bin im Moment so verwirrt, dass ich gar nicht weiß, was ich denke."
Miriam nickte. "Gehen wir, Hoheit. Die Welt erwartet Sie!"
Jana wusste nicht, wie sie es ohne Miriam Stein
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