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Prinzessin

Prinzessin

Titel: Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Aysa
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Alleingelassenwerden im letzten Moment zu erleben.
    Egoistische Gedanken, das ist ihr klar, ein gleichzeitiger, natürlicher Tod ist unwahrscheinlich und ein gemeinsames Ende auf freiwilliger Basis definitiv inakzeptabel.
    Mag die Welt noch so beschissen sein, sie möchte das Leben bis zum allerletzten Atemzug auskosten – auch wenn das in bitterer, letzter Konsequenz Einsamkeit bedeuten sollte.
    Klingt kitschig, widersprüchlich und, da muss sie lachen, jede Feministin der alten Zeit hätte sich ohne Ende darüber aufgeregt, dass sie als selbstbestimmte Frau ihr Schicksal an einen Mann kettet, fesselt, bindet, welches Wort auch immer diese selbstgerechten Furien gewählt hätten, die sich das Recht herausnehmen, ungefragt für alle Binnen-I-Geschöpfe zu sprechen.
    Aber unterm Strich weiß She genau, was ihr guttut. Ein Partner, der ihr hilft, klarzukommen und ihre Aussetzer schadlos zu überstehen.
    Jemand zum Anlehnen, zum Kuscheln. Jemand, der sie dabei unterstützt, das ziellose Durcheinander von Gedanken in diesem ach so merkwürdigen Gehirn in eine Ordnung zu bringen, ihm eine Struktur zu verpassen und so zu arrangieren, dass sie selbst versteht, was in ihr abgeht.
    Dass dieser von ihr bevorzugte Partner ein Mann ist, das ist eine Sache der Veranlagung. Stünde sie beziehungstechnisch auf eine Evastochter, würde sie nach einer Lebenspartnerin suchen.
    Sie fickt zwar gern mit Frauen, hatte eine lesbische Freundin, mit der sie mehrmals im Bett war, was beiden Spaß bereitet hat, aber Zukunft hatte es für She keine.
    Denn auf die Dauer gibt sie einem männlichen Lebensbegleiter den Vorzug, und sie kann aus eigener Erfahrung sagen, dass Beziehungen von Lesben um absolut nichts anders sind als Heteropaarungen. Derselbe Scheiß in Pink. Die Beschaffenheit eines Charakters hat nicht im Geringsten etwas mit dem Geschlecht zu tun.
    She seufzt. Oh ja, sie braucht ihren abgelegten Freund.
    Wenn der Zeitpunkt stimmt, dann funktioniert die Sache. Davor ist es unmöglich, die Dinge mit Gewalt in die Richtung zu biegen, in die man sie gern krümmen würde.
    Im richtigen Augenblick hingegen ist es nicht einmal mit Brachialgewalt möglich, eine Entwicklung zu verhindern. Wie es kommt, so kommt es. Da gibt es kein Rütteln und Schütteln, da kann man sich vornehmen, was man will.
    Das Schicksal setzt den Hobel an und hobelt dir damit übers Maul. Die tiefen, blutigen Wunden, die du dabei abbekommst, sind das, was allgemein als Lebenserfahrung bezeichnet wird. Folgen eines Reifeprozesses. Auch Altersweisheit genannt, und was es sonst noch für beschissene Worte als beschönigende Umschreibung dafür gibt, um zu sagen, dass man vom Leben gefickt worden ist. Mächtig, brutal und voll in den Arsch.
    Sie hat schon immer gern gevögelt. Es hat gegen die Leere geholfen, gegen ihr unbestimmtes Sehnen nach irgendwas, gegen die Einsamkeit, und nicht zuletzt hat es stets viel Vergnügen bereitet. Ficken war geil, Ficken machte Spaß.
    Heutzutage ist jeder potenziell fickbare Schwanz ein tödlicher Gefahrenherd, der dich mit einem einzigen Tröpfchen Körperflüssigkeit töten kann, langsam, schmerzhaft, auf eklige Art.
    Einen Gärtner findet man nur selten, und in den meisten Fällen ist man gut beraten, sich an das Kruzifix zu halten.
    Vielleicht sollte sie mal schauen, ob es nicht einen Dildo zu finden gibt. Irgendwo muss so etwas doch noch aufzutreiben sein. Einst gab es Millionen, ach was, Abermillionen davon zu kaufen, und das Material, das dafür verwendet wurde, wird erst in Jahrhunderten verrotten.
    Klar ist, ohne Originalverpackung kann der Freudenspender nicht zum Einsatz kommen. Weiß der Teufel, was für Dreck und Keime sich andernfalls in das Plastik gefressen haben. Am Ende ist der Gummischwanz genauso tödlich wie der Schwanz aus Fleisch. Faszinierend.
    Aus einer Welt, die man – gelinde gesagt – als beschissen bezeichnen konnte, wurde eine Welt, die sich ohne Weiteres als gleichwertig beschissene Variation charakterisieren lässt.
    Es fällt ihr schwer, den Ist-Zustand als beschissener zu sehen. Er ist zwar total beschissen, aber auf radikal andere Weise, und unterm Strich stinkt es nicht mehr als früher.
    Die Welt ist scheiße, die Welt wird scheiße bleiben, also drauf geschissen. Der Status quo ist die Beschissenheit .
    She starrt auf ein Wunder, das es unmöglich geben kann. Sie zwickt sich. Es ist fantastisch und zu schön, um wahr zu sein. In dieser beschissenen Welt gibt es doch tatsächlich winzige Tupfen

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