Prinzessinnensöckchen (German Edition)
war. Hat ein bisschen rumgemacht, sah auch nicht schlecht aus. »Menge Arbeit«, hatte er gesagt und sie angelächelt. »Ich ruf dich an, wenn ich Zeit hab, dann gehen wir zusammen da ran, okay?« Die anderen hatten nur gegrinst.
Und sie war drauf reingefallen. Ist hin. Hat gemerkt, was der unter rangehen verstand. Und jetzt? Er hat den Schlüssel in der Wohnungstür rumgedreht. Jetzt war sie wirklich das Rotkäppchen und das Gretel in einem.
*
»Na, Robert, so spät noch unterwegs? Auf Freiersfüßen und abgeblitzt?«
Kevin machte das wirklich souverän, dachte Carmen. Eine Mischung aus mitfühlendem Kumpel und Staatsautorität. Sie hatten den Jungen ein wenig abseits vom Tor erwartet, durch das er fluchend gekommen war, nachdem ihn Emilys Mutter an der Tür abgefertigt hatte. Er erschrak, als er Kevin erkannte.
»Doch euch egal, oder?« Ein trotziges Bürschlein. Wollte an den beiden vorbei, ging aber nicht. Kevin legte seine Linke auf Roberts Schulter.
»Erzähl mal, was du von der Louise Schmitz wolltest. Einfach nur sagen und schon kannst du deiner Wege gehen.«
Robert überlegte und nickte dann. »Muss ich zwar nicht, ich kenn meine Rechte. Aber is eh nix Schlimmes gewesen. Ich wollte nur wissen, wo Emily ist.«
»So, so«, sagte Kevin, »du kennst deine Rechte, du schlauer Gymnasiast, du. Und wo ist Emily?«
»Nicht da«, antwortete Robert und versuchte Kevins Hand abzuschütteln. Ging schief.
»Und was wolltest du von ihr?«
»Schule«, murmelte Robert, »der Scheißfilm für Literatur.«
Carmen erinnerte sich. »Du bist in der Arbeitsgruppe von Emily? Was ist da eigentlich passiert?«
Robert besah sich die fremde Frau, schaute zu Kevin, der ihm aufmunternd zunickte. »Na Scheiße is passiert, sag ich doch. Wir sollten Filmchen drehen, so mit echten Kameras und so und Drehbuch und weiß der Geier. Uns ne Geschichte einfallen lassen. Na okay, wir uns also was einfallen lassen. Mädchen im Wald und paar Vampire hinter ihr her, so'n Quatsch halt. Und dann ziehen Emi und Hanna los und drehen noch selber was. War schon mal nicht abgemacht. Und dann das Cutten, ey, cutten! Wir zu dem Typ hin, der angeblich Profi und Emily übernimmt das und ja, Scheiße auch, haben wohl gepoppt oder was, also der Film is dann angeblich von der Festplatte verschwunden. Und Emi macht dicht, ne? Ich will mit ihr reden, weil wenn ich in Lit ne sechs oder so einfang, dann kann ich mal zurück auf Realschule, ja? Aber die macht einfach dicht und Hanna macht den Abflug und überhaupt die ganze Kacke. Warum geht die nicht mal zu dem Typen hin und fragt den, ob er den Film nicht doch noch flott machen kann? Wir haben auch ne Kopie, aber ohne die Sachen von Hanna und Emi, sind sowieso wohl Mist, hab sie noch nicht gesehn. Und jetzt is Emi ausgeflogen, ich rate der, dass sie bei dem Typen ist.«
»Und was hat ihre Mutter gesagt?« Carmen Stimme flatterte, in ihrem Magen flatterte es. Robert winkte ab.
»Dass die bei Laura ist, weil die krank wär. Aber hallo? Die is nicht krank und dort kann sie auch nicht sein, weil ich war vorhin bei der wegen Mathe und nix von Emi. Kann ich jetzt abzischen?«
Kevin löste seinen Schultergriff. »Eine Sache noch. Was ist das für ein Typ, dieser Profi? Wo wohnt der?«
»Arsch is das. Hinter Emi her, hat man doch gleich gemerkt. Der wohnt in Schrammbach, Ursulinenstraße, eins von den Mietshäusern da, der Assi. Nummer 17, glaub ich. Okay jetzt? Ich hab noch was vor und kann nicht hier dumm rumstehen. Ich kenn meine Rechte und die Nummer hier is illegal, weil ich keinen Anwalt dabei hab.«
»Ich wisch dir gleich eine, Freundchen«, kommentierte Kevin, streng auf dem Boden von Recht und Ordnung. »Halt die Klappe über unser kleines Gespräch, sonst überleg ich mir noch mal die Sache mit dem Joint letzten Sommer, okay?«
Das musste ein schlagkräftiges Argument sein, denn Robert wurde auf der Stelle friedlich. Nickte, sagte »ja, ja« und sogar »tschüs«, als er endlich seiner Wege gehen durfte.
»Du hast irgendwie unkonventionelle Methoden«, sagte Carmen. »Fünf Kilometer sind das, ja?«
Da waren sie schon auf dem Weg zu Kevins Auto. »Keine Zeit verlieren«, sagte Kevin. Die Sirene des Feuerwehrautos hörten sie gleichzeitig, sahen sich an. Dahinter das Martinshorn, zwei Sekunden später Kevins Handy. Er hielt es ans Ohr und hörte zu, sagte »Ach du verdammte... wo? Die alte Scheune? Ja, ja, bin unterwegs...«
»Was ist los? Fahr doch endlich!«
Er sah zu ihr rüber und
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