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Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Titel: Prinzessinnensöckchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Benedikt
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können.
    »Hören Sie zu«, sagte Völkert ganz friedlich, »ich mache Ihnen einen Vorschlag. Gleich habe ich einen wichtigen Termin, aber wir setzen unser Gespräch heute Abend fort. Schönes Gläschen Wein? Ich würde ja sagen, bei mir zu Hause, aber das werden Sie natürlich ablehnen. Italiener? Sie sind natürlich eingeladen. Wir unterhalten uns in aller Ruhe, hören uns an, was der oder die andere zu sagen hat und sehen dann weiter. Ich sag doch: ausbaufähig. Gute Leute kann man immer gebrauchen, gute Leute können bei mir gutes Geld verdienen. Einverstanden?«
    Carmen nickte.

    *

    Ja, sie hatte sich daran gewöhnt. Immer die gleiche Prozedur. Sie hörte den Schlüssel im Schloss, hörte, wie die Tür geöffnet wurde. Zuerst führte er sie auf die Toilette, dann fütterte er sie. Das ganze Los- und wieder Festbinden. Die Cola mit dem Strohhalm, die er neben sie stellte, bevor er wieder ging. Aber heute war etwas anders.
    Sie durfte auf die Toilette, sie bekam wieder Fastfood, fettes Fleisch und Pommes mit Ketchup diesmal. Mayo wäre ihr lieber gewesen. Aber dann, sie hatte die Augenbinde um, hob er sie plötzlich hoch. Sie schrie »nein!« und er grunzte gefährlich. Sie sagte also lieber nichts mehr. Legte sie wieder hin und verschwand.
    Was war denn nun das gewesen? Hatte sie ihn mit ihrem Schrei tatsächlich davon abgebracht, sie wegzutragen? Glaubte Sie nicht. Er hatte nur mal wissen wollen, wie schwer sie war. So musste das sein. Er würde wiederkommen und dann raustragen, ob sie schrie oder nicht.

    *

    Sie musste jetzt laufen, bis sie wieder auf dem Boden sein würde. Kein Kontrollverlust jetzt mehr, danke für den Tipp, Herr Direktor. Etwas war ins Rollen gekommen, das spürte sie.
    In der Metzgerei gönnte sie sich eine große Semmel mit einem dicken Lappen gebackenem Fleischkäse, bei dessen Anblick allein Emily in Ohnmacht gefallen wäre. Emily. Verdammt, sie musste das Mädchen noch aus der Schule abholen.
    Das Handy klingelte zur ungünstigsten Zeit, aber es war Kevins Nummer.
    »Hallo? Was Wichtiges? Ich muss noch...«
    Wie er »ja« sagte, beunruhigte sie. »Okay«, hauchte sie nur und rechnete mit dem Schlimmsten.
    »Die Eltern von Hanna haben heute Morgen Post gekriegt. Aus Berlin.«
    Er las ihr vor, was auf der Karte stand. Sie brauchte nicht so lange, die Geschichte dubios zu finden.
    »Mag ja sein«, gab Kevin zu. »Aber es ist ihre Schrift. Am Sonntagabend in Berlin eingeworfen, korrekter Poststempel. Mein Onkel hat eine DNA-Probe veranlasst, Hanna wird ja wohl die Briefmarke selbst angeleckt haben. Aber ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass etwas anderes dabei rauskommt. Also doch die Fluchtthese.«
    Carmen weigerte sich, das zu glauben. »Ok, wir reden später drüber. Ich bin auf dem Weg zur Schule. Sonst was Neues?«
    Das mit der Verabredung heute Abend erzählte sie ihm besser nicht.

38

    »Ich schaue mit meiner Ma fern, du, ich glaub, du musst heut nicht die ganze Nacht vor dem Haus warten.« War ihr gerade recht. Und wenn Völkert tatsächlich derjenige sein sollte, vor dem es Emily zu beschützen galt, dann würde sie ihn heute Abend unter Kontrolle haben. Um sieben beim Italiener also. Zeit genug, sich die Turbulenzen des Nachmittags aus dem Kopf zu schütteln.
    Warum kamen ihr Zweifel, dass Völkert hinter dem Terror gegen die Mädchen steckte? Sie traute ihm alles zu, aber das schien nicht seine Art zu sein. Zu grell, zu verspielt, zu wenig effektiv. Und was hätte er davon? Den Mord traute sie ihm ohne weiteres zu. Eine Tat im Affekt – Kontrollverlust. Sie lächelte bei dem Gedanken.
    Fünf vor sieben betrat sie Luigis Pizzeria, wo man wahrscheinlich schief angesehen wurde, wenn man Pizza bestellte. Solche Läden mochte Carmen eigentlich nicht. Das Publikum diskutierte über Weine und Gewürze, aß aber grundsätzlich alles kritiklos auf, was man ihm vorsetzte. Gehobene Küche für gesenkte Ansprüche.
    Völkert war noch nicht da. Carmen bestellte einen leichten Rosé, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Alkohol in kleinen Mengen war gut für den Motor, nur überdrehen durfte der nicht. Der Kellner sah aus wie ein Italiener aussehen sollte. Dunkelhaarig, charmant, also wahrscheinlich ein Türke.
    Viertel nach sieben. Gehörte es zu Lutz Völkerts Psychospielereien, sie warten zu lassen? Könige machten das, um ihren Untertanen zu bedeuten, was sie von ihnen hielten. Oder steckte etwas anderes dahinter? Wollte er sie nur aus dem Weg haben? Carmen wurde unruhig. Sie zog ihr

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