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Prisma

Prisma

Titel: Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Solarenergie erschöpft war, legte eine auf den Tag beschränkte Lebensform wie Azur nach und nach alle inneren Systeme still, bis auf jene, welche die Erinnerung wahrten und andere Hirnfunktionen in Gang hielten. In einem solchen Zustand war das Wesen nächtlichen organosilikaten Raubtieren und Aasfressern ausgeliefert, die ihren Energiebedarf statt durch die Sonne durch tagsüber ablaufende chemische Prozesse deckten. Kein Wunder, dass Azur sich die Zeit genommen hatte, sich in der Höhle einzuschließen, die er mit Evan geteilt hatte.
    Evan bequemte sich nicht zu erklären, dass er genauso wie jeder Busck auch während der langen prismaischen Nacht voll funktionsfähig blieb. Sollte Azur doch von den Schlafgewohnheiten seines großen Gefährten denken was er wollte. Trotz allem, was der Alien bereits für ihn getan hatte, konnte Evan sich noch immer nicht dazu durchringen, ihm voll und ganz zu vertrauen. Zweifellos war er unfair Azur gegenüber, aber wenn das eigene Überleben auf dem Spiel steht, dann war das nicht der Zeitpunkt, Vermutungen über die Motive von Aliens anzustellen oder irgendwelche Risiken einzugehen. Daher behielt er dieses kleine Geheimnis einstweilen für sich.
    Nichts sprang ihnen in den Weg und störte ihre weitere Reise, und sie erreichten Azurs Assoziation am folgenden Tag. Der Ort war in keiner Weise so, wie Evan ihn sich vorgestellt hatte. Er hatte angenommen, dass Azur und seine Freunde in einer größeren Höhle oder in einem rohen Steinbau oder einer Gemeinschaftshütte lebten. Ganz sicher hatte er nicht damit gerechnet, sie in einer Kathedrale anzutreffen.
    Und schon gar nicht in einer lebendigen Kathedrale.

9
    »IST ES DAS, WAS ICH VERMUTE?«
    Azur klang erfreut. »Zuhause. Die Assoziation.«
    Evans hob eine Hand und schob seinen neu angefertigten Augenschutz nach oben. Er wollte einen ungehinderten Blick auf dieses Wunder tun, selbst wenn es seine Augen zum Tränen brachte.
    Jemand hatte tausend Regenbogen zusammengerafft, sie eingefroren und allesamt in eine Schüssel mit tausend Gallonen transparenten Leims geworfen. Glatte geschwungene Wände waren mit Schnörkeln und Spitzen gekrönt, die genauso scharf wie wunderschön waren. Es gleißte in der Sonne, ein strahlendes Testament der baumeisterlichen Fähigkeiten einer Rasse, die man wohl kaum noch länger als primitiv bezeichnen konnte.
    Es stellte sich dann heraus, dass er sich total irrte, und das auch noch aus den völlig falschen Gründen.
    »Wunderbar«, murmelte er, während er die Schutzgläser wieder vor die Augen schob und seinen Marsch fortsetzte. »Wer hat das entworfen und gebaut?«
    »Entworfen? Gebaut? Du bringst einiges durcheinander. Niemand hat es gebaut. Das ist die Assoziation.«
    »Wir verstehen uns nicht.« Evan konnte den Blick nicht von den spiegelhellen Regenbogenwällen lösen. An einigen Stellen ragte die Wand über dem Waldboden acht Meter in die Höhe. »Jemand hat dieses Bauwerk für dich und deine Freunde errichtet, damit ihr darin leben könnt, stimmt’s?«
    »Ich glaube, ich erkenne die Ursache für deinen Irrtum. Die Assoziation lebt nicht nur darin; das Darin als solches ist schon Teil der Assoziation.«
    »Das macht es für mich nicht klarer«, erwiderte Evan zweifelnd. Er ging langsamer. Zwei Kreaturen waren plötzlich vor ihnen aufgetaucht.
    Sie reichten Evan bis zur Hüfte. Beide waren jettschwarz und mit karmesinroten Streifen gemustert. Sie waren dick, stämmig, massig gebaut, und die Beine waren hinter dem gekrümmten schwarzen Schild verborgen, das die Flanken schützte. Drahtähnliche Stacheln bedeckten die Seiten und den Rücken. Jeder streckte ein Paar Arme vor, die in vierfingrigen Händen endeten. Die Finger waren dreikantig, und jede Kante war so scharf wie ein Skalpell. In jedem Mund rotierte ein Paar mit Sägezähnen versehener Scheiben mit hoher Geschwindigkeit und erzeugte ein bedrohliches Heulen.
    »Krieger. Ich will sie begrüßen.«
    Evan nickte und wartete geduldig, während sein Freund sich mit schrillen Quietsch- und Summlauten mit den beiden furchteinflößenden Wächtern verständigte. Winzige, durch Panzerung geschützte Augen betrachteten ihn ausdruckslos.
    Einen Moment lang schienen die beiden sich miteinander zu beraten. Dann traten sie beiseite. Evan schaute zurück und bemerkte, dass sie ihn weiterhin beobachteten, während er seinen Weg zur Regenbogenwand fortsetzte, ihm aber nicht folgten.
    »Ihr Standort befindet sich hinter uns«, erklärte Azur.
    »Ein

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