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Prisma

Prisma

Titel: Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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dich selbst. Warum lebst du dann mit anderen deiner Art zusammen? Nur um Gesellschaft zu haben?«
    »Es gibt viele Gründe, eine Gemeinschaft dem Alleinsein vorzuziehen. Als unabhängiges Wesen wirst du einige dieser Gründe ja selbst kennen. Das Leben besteht nun mal aus mehr als nur aus Nahrungssuche. Zum Beispiel gibt es allgemeine Gefahren, denen man besser auf gemeinschaftlicher als auf individueller Basis begegnet.«
    Demnach fühlte sich auch eine anscheinend unzerstörbare Kreatur wie Azur von den unsichtbaren und bislang noch nicht erlebten Gefahren des Waldes bedroht. Das war ein ernüchternder Gedanke für ein so zerbrechliches Wesen wie einen Menschen. Vielleicht war Prisma die Heimat von Erscheinungen, die noch tödlicher waren als die Säurespeier und die Ultraschallgeneratoren. Der Verlauf der Evolution auf Prisma war nicht glatter und rücksichtsvoller gewesen als der auf jeder andren Welt, abgesehen von der ohnehin schon beträchtlichen Abweichung durch das Silizium als Lebensgrundlage.
    Er schaute auf das Blasengras, das ihm unter den Füßen zersprang und splitterte. Hier verfügte sogar die niederste, einfachste Lebensform über schützende Hüllen. Wo passte jemand wie Azur in eine solche Umgebung? Stand seine Art an der Spitze der Nahrungskette? Aber Photovoren standen eigentlich außerhalb und waren darauf nicht angewiesen. Dennoch hatte er Angst vor einem Angriff geäußert. Es bedrückte Evan, sich vorzustellen, dass größere, stärkere Kreaturen jemanden so Intelligenten als Beute betrachteten, jemanden, der so klug und – ja, mitfühlend war wie Azur. Aber hatte es denn nicht eine Zeit gegeben, vor vielen Äonen, als der Mensch gezwungen war, sich einen Platz in der Nahrungskette zu suchen? Das gab ihm eine Menge Stoff zum Nachdenken, während er seinen Freund durch diesen Wald der Wunder und des Staunens trug.
    Die ganze Welt stürmte auf seine Sinne ein. Wo immer er hinschaute, sah er harte, unnachgiebige Formen. So schön und exotisch sie auch anmuteten, so lag in ihnen doch nichts Sanftes. Sogar die Silikatfasern, die das Vorhandensein von Pflanzenschösslingen und Stengeln mimten, fühlten sich rau an und würden nackte Haut durchschneiden, wenn man sie mit Druck darüber rieb. Er dachte erneut an die Syaruzi und wie leicht sie sein Fleisch durchstoßen hatten, und war so dankbar wie nie zuvor für die Rüstung, die Azur beschafft hatte.
    Sie hatten sich einen Platz für die Nacht gesucht, und Evan war eingeschlafen, als er durch ein leises Summen im rechten Ohr geweckt wurde. Tanzende Diamanten schossen über ihm durch die Luft, wenn auch nicht in dem Überfluss wie einige Nächte zuvor.
    Das Summen erklang wieder. Er richtete sich auf und starrte in die Dunkelheit, während alle Warnungen Azurs plötzlich auf ihn einstürzten.
    »Irgend etwas bewegt sich dort draußen«, dachte er für seinen Freund.
    »Ich weiß.« Die Antwort erfolgte langsam und schläfrig, als schaffte Azur es nicht, endgültig wach zu werden. Wenn er es genau überlegte, hatte er mit dem kleinen Alien niemals über das Thema Schlaf gesprochen.
    Das würde er jetzt auch nicht tun. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, die Dunkelheit mit Blicken zu durchdringen. Das Mondlicht verlieh der bereits beunruhigenden Silhouette des Waldes unheimliche, gespenstische Schatten. Andere Nachtgeräusche erfüllten die Luft. Sie waren nicht laut genug, um das ständige monotone Summen zu übertönen.
    »Ich sehe nichts.«
    »Ich auch nicht«, murmelte Azur. Warum klang er so müde? fragte Evan sich. Hatte er nicht den ganzen Tag auf Evans Schultern gesessen?
    Eine Gestalt löste sich von den Bäumen und kam auf sie zu. Sie war etwas größer als ein Hund und nahm die Form einer glatten Halbkugel an, die sich auf vier stummeligen braunen Beinen vorwärtsbewegte. Ein Paar hellroter Augen linste unter der Vorderkante der Glaskuppel in die Welt. Es gab noch zwei weitere Augen auf jeder Seite, ein Paar, das nach hinten schaute, aber die entdeckte er erst später. Es bewegte sich mit gewichtiger Unbeholfenheit, zeigte nichts, was an Reißzähne oder Klauen erinnerte, und sah alles andere als bedrohlich aus.
    Azur sah es und geriet in Panik.
    »Ein Busck! Ich muss mich ausstöpseln. Lauf, Evan, und dreh dich nicht um! Ich werde später versuchen, wieder zu dir zurückzukommen.«
    »He, einen Moment mal!« rief Evan, aber Azur hatte ihm bereits die Kommunikationsantennen aus den Ohren herausgezogen und war zu Boden gesprungen.
    Der

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