Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prisma

Prisma

Titel: Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
der Assoziation zu überwachen. Sie bestanden nahezu ausschließlich aus riesigen mehrfachen Linsen, die auf fast unterentwickelten kurzen Körpern saßen. Silikattentakel versetzten sie in die Lage, sich auf den steilen glatten Oberflächen zu bewegen. Azur erklärte dazu, dass Scanner sich stets in nächster Nähe von Rednern aufhielten, für den Fall, dass im Bereich der Assoziation irgendeine Gefahr auftauchte.
    Ein verletzter Flekt lag am Boden, und ein kleineres Wesen beugte sich gerade darüber. Bei diesem handelte es sich um einen Arzt, informierte Azur ihn. Er war mit einer Reihe spezialisierter vorderer Gliedmaßen und einem hochsensiblen Tastsinn ausgestattet.
    »Wer leitet das alles?« Evan vollführte eine umfassende Geste. »Wer sagt den Wänden, wann sie sich aufzurichten haben, und den Kriegern, welche Position sie einnehmen müssen? Wo sind eure Herrscher?«
    »Herrscher?«
    »Ja, gibt es denn hier niemanden, der alles steuert? Habt ihr keinen Häuptling oder König oder Premierminister oder irgendwen, der jedem sagt, was er zu tun hat?«
    Azurs Antwort zeigte Verblüffung und Verwirrung. Als er antwortete, bemerkte Evan, dass sie eine kleine Gruppe angelockt hatten, die aus zwei dienstfreien Wänden, mehreren Sammlern, einem untätigen Prozessor und einem Arzt bestand.
    »Die Assoziation trifft ihre Entscheidungen selbst«, meinte Azur zusammenfassend.
    »Ja, sicher, aber wer trifft die letzten Entscheidungen für die ganze Assoziation? Ich fürchte, ich verstehe dich nicht ganz.«
    »Du passt eben nicht auf. Neue Informationen werden von Kundschaftern und Scannern herangeschafft, die sie an die Redner weitergeben. Die Redner informieren die restliche Assoziation gleichzeitig. Darauf folgt eine Diskussion, bis sich Übereinstimmung ergibt.«
    »Hat denn die Meinung eines jeden gleiches Gewicht? Du sagtest, die Wände seien ziemlich dumm. Hat die Meinung einer Wand genausoviel Bedeutung wie die eines Arztes?«
    »Natürlich nicht, aber es gibt nur wenige Ärzte und viele Wände. Die Meinung eines jeden wird genau überprüft, ehe eine Entscheidung für die ganze Assoziation getroffen wird.«
    »Demnach habt ihr anstatt Demokratie die Anarchie.«
    »Ich verstehe den Ausdruck, und er trifft nicht auf die Assoziation zu. Es kann keine Anarchie geben, wo es Verstand gibt.«
    Das ist schon toll, dachte Evan. Da stehe ich nun herum und diskutiere mit einem gläsernen Tausendfüßler mittels Antennen, die er mir ins Gehirn geschoben hat, über politische Philosophie. Und finde das auch noch sehr vergnüglich.
    Die Assoziation, so entschied er, hatte die Entwicklung intelligenter Lebensformen auf Prisma letztendlich bewirkt. Kreaturen wie Wände und Flekten, die überleben, sich aber nicht über einen bestimmten Punkt hinaus entwickeln konnten, hatten eine riesige geistige Leistung vollbracht, als sie dazu übergingen, in Harmonie und direkter Nähe von intelligenteren Lebewesen wie Ärzten zu funktionieren. Diese wiederum, die weitaus empfindlicheren, verletzbareren Ärzte und Prozessoren, überlebten und erblühten und konnten ihre Gehirne im Schutz primitiverer Typen wie den Wänden weiterentwickeln.
    Wie sah es in einer solchen Kooperative mit der Fortpflanzung aus? Obgleich er Azur als einen Er betrachtete, war dies eher eine oberflächliche als eine treffende Bezeichnung. Azur war in seinem Verhalten deutlich asexuell. Und was war mit Kreaturen wie Flekten und Leitungsrohren?
    »Was tut ihr, wenn jemand stirbt?«
    »Du meinst, wenn ein Mitglied der Assoziation seine Geistesfunktion einbüsst? Wenn das geschieht, dann wird ein Verwandter ausgesucht, um ein neues Wesen der eigenen Art zu schaffen.« Azur führte ihn auf einen Umweg, in dessen Verlauf Evan verfolgen konnte, wie eine Wand ein Ebenbild von sich schuf. Das winzige Sechseck wuchs aus der Rückenfront des reifen Elternwesens heraus. Dieser Vorgang erinnerte weitaus eindeutiger an die Knospung als jeder andere Reproduktionsprozess, den er sich vorstellen konnte.
    »Wie soll ich dich den anderen beschreiben?« fragte Azur ihn, als sie wieder ihren ursprünglichen Weg eingeschlagen hatten. »Du führst vielfache Funktionen aus. Das ist für viele ein sehr kompliziertes Konzept, dessen Verständnis ihnen Schwierigkeiten bereiten dürfte. Ein Wand oder ein Gräber ist sicher überfordert.«
    Evan überlegte und meinte schließlich. »In meiner Funktion stehe ich dir wahrscheinlich am nächsten. Darum nenn mich einfach einen Kundschafter.« Azur war

Weitere Kostenlose Bücher