Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Ihnen den Grund dafür erkläre, weshalb ich mich Ihnen gegenüber – wie soll ich sagen? – etwas merkwürdig benommen habe.“
„Das ist reichlich untertrieben“, erwiderte Marwitz. „Ich betrete Ihr Büro und denk mir nichts Böses, da fällt der Herr des Hauses mich an, als ob ich ein Einbrecher oder was weiß ich wäre! Ich habe Ihnen weder etwas getan, noch Sie provoziert oder beleidigt. Ja, genau genommen hatte ich ja noch nicht einmal die Möglichkeit, überhaupt ein Wort zu sagen, da haben Sie mich schon angegriffen!“ Er betastete seinen Hals, insbesondere die Gegend um den Adamsapfel. „Glauben Sie mir, wenn ich nicht so verzweifelt wäre, ich wäre schon weg. Davon abgesehen …“ Er räusperte sich. „Ein Bekannter hat Sie mir empfohlen, den Sie offenbar nicht so traktiert haben.“
„Darf ich fragen, wer dieser Bekannte ist?“
„Frank Meier. Besser bekannt als Paul Pauke.“
Berringer nickte. „Ja, da klingelt’s bei mir.“
Frank Meier trat unter dem Namen Paul Pauke als Partysänger in den Clubs von Mallorca auf und hatte unter den Nachstellungen einer Stalkerin gelitten, bis Berringer dem ein Ende gesetzt hatte.
Marwitz wurde etwas lockerer. „Ich war es ja, der Paul Pauke dazu überredet hat, auch in Deutschland aufzutreten. Schließlich gibt es genügend Leute, die ihre Urlaubserinnerungen von der Sonneninsel in der Heimat gern wieder auffrischen lassen, und wo immer wir zusammen aufgetreten sind, sind wir auch hervorragend angekommen. Und … nun, wenn Sie nicht gewesen wären, würde diese Spinnerin Paul noch immer belästigen. Aber Sie haben genug Beweise sammeln können, um sie schließlich juristisch an den Eiern zu kriegen und …“ Marwitz stockte. Offenbar war ihm die Absurdität seines Sprachbilds selbst aufgefallen. „Also, Sie wissen schon, was ich meine.“
„Klar“, sagte Berringer.
„Wussten Sie, dass Paul Pauke wegen dieser Verrückten schon fast so weit war, die Auftritte in Deutschland abzublasen?“
Berringer nickte. „Ja, das hat er mir gesagt, und ich habe ihm damals erklärt, dass ihm das sehr wahrscheinlich nichts nützen würde, weil dieser Täter-Typ notfalls auch den letzten Cent dafür ausgibt, dem Opfer zu folgen. Oder in diesem Fall Dauerurlaub auf Mallorca zu machen.“
„Nun, jedenfalls hat mir Paul Pauke so ziemlich alles erzählt, was Sie für ihn getan haben, und ich bin natürlich froh, dass er weitermacht und ich ihn weiterhin als Party-Act in hiesigen Discos einsetzen kann. Na ja, daher wusste ich auch, dass Sie bei der Polizei waren und auf Ihrem Gebiet wirklich gut sind. Mein Problem ist ja so ähnlich wie das von Pauke. Nur, dass diese Stalkerin nicht versucht hat ihn umzubringen.“ Während Marwitz redete, hatte er wieder sein Feuerzeug hervorgezogen und spielte damit herum. Wie ein Taschenspieler ließ er es durch die Finger wandern, bis es ihm zu Boden fiel. Dabei bewegte sich der Mund des Event-Managers unablässig, er machte nicht einmal eine Komma-Pause, auch nicht, als er sich nach vorn beugte, um das Feuerzeug wieder vom Boden aufzunehmen, woraufhin er anfing, damit herumzuklicken.
Berringer spürte, wie sich wieder Schweiß auf seiner Stirn bildete. „Hören Sie auf damit!“, unterbrach er Marwitz so barsch, dass sich dagegen jeder Unteroffizier morgens auf dem Kasernenhof wie ein säuselnder Sozialpädagoge ausnahm.
„Wie …?“, fragte Marwitz.
„Tun Sie besser, was er sagt“, bat Vanessa und verdrehte genervt die Augen.
Marwitz blickte auf sein Feuerzeug, runzelte die Stirn und steckte es ein. „Seitdem man versucht, mich umzubringen, rauche ich wieder, obwohl ich es seit meinem Engagement beim Shopping-Sender drangegeben hatte, weil es die Haut ruiniert.
Aber dass Sie so ein militanter Nichtraucher sind, Herr Berringer …“
„Der Reihe nach“, unterbrach ihn Berringer. „Wenn Sie schon wissen, dass ich bei der Polizei war, dann sollten Sie auch wissen, warum ich den Dienst dort geschmissen hab. Vor ein paar Jahren ermittelte ich gegen das organisierte Verbrechen, und diese Schweinehunde haben sich an meiner Familie vergriffen.
Meine Frau und mein Kind wurden in unserem Wagen in die Luft gesprengt. Ich habe mit angesehen, wie sie darin verbrannten. Ob die Gangster dachten, dass ich auch drin sitze, weiß ich nicht. Jedenfalls …“
Als er stockte, führte Vanesse den Satz für ihn zu Ende: „… leidet er seitdem unter einer posttraumatischen Belastungsstörung.“
„Ich habe davon
Weitere Kostenlose Bücher