Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
soll.“
„Wieso Blödmann?“, fragte Berringer.
„Der Typ kann nichts und wollte gleich Geld im Voraus. Aber ich hab keine Wahl, als ihn zu nehmen, weil mich sein Vorgänger ziemlich kurzfristig sitzen gelassen hat.
Seit der King of Pop tot ist, können sich seine Lookalikes und Imitatoren vor Auftrittsangeboten kaum retten, und das macht die Sache für jemanden wie mich leider nicht leichter. Aber egal. Es war schon Mitternacht, und der Typ kam und kam nicht. Dann taucht er schließlich doch noch auf, und es stellt sich heraus, dass er nicht singen kann, Michael Jackson so ähnlich sieht wie eine Salatgurke einer Karotte und auch den Moonwalk kaum hinkriegt. Na ja“, Marwitz verzog das Gesicht zu einem säuerlichen Grinsen, „er kann ja vielleicht mit Mundschutz auftreten, dann fällt die nicht vorhandene Ähnlichkeit nicht so auf, und wenn er beim Playback die Lippen nicht synchron bewegt, kriegt das auch keiner mit. Und jetzt, da alle Welt um Jacko trauert, erhält er dafür wahrscheinlich trotzdem Applaus. Mit hoher Stimme ›I love you‹ ins Mikro hauchen, wird ja wohl nicht so schwer sein …“
„Was passierte an dem Abend?“, versuchte Berringer das Gespräch wieder auf den Kern der Sache zu bringen. Er konnte sich inzwischen lebhaft vorstellen, wie Marwitz als Plaudertasche vom Dienst nacheinander einen Kindergeburtstag, einen Seniorennachmittag, eine Karnevalssitzung und eine Ü-30-Party über die Bühne brachte und vielleicht noch zwischendurch eine Amateur-Modenschau für ein Kaufhaus moderierte.
„Ich wollte dem Jacko-Double gerade fünfhundert Euro geben, hab meine Geldkassette aus der Schublade geholt, da gibt es plötzlich einen Knall. Eins der Bürofenster zerspringt, und ein Stahlbolzen zischt an mir vorbei und haut mit einer Wucht in die Wand rein – ich sag Ihnen, so was haben auch Sie noch nicht erlebt. Tja, und im nächsten Moment fliegt der Wagen des Jackson-Doubles in die Luft, und man hört laut und deutlich, wie ein paar Motorräder davonbrausen.“ Als er erwähnte, dass das Auto des Lookalikes explodiert war, zuckte Berringer merklich zusammen. Das Feuer … Die verzerrten Gesichter seiner Frau und seines Sohnes in den Flammen … Berringer riss sich am Riemen und fragte: „Und dann?“
„Na, was und dann? Das war‘s im Wesentlichen. Ich hab die Feuerwehr und die Polizei gerufen und kann jetzt nur beten, dass der falsche Jackson heute Abend auch auftaucht. Ich hätte mir ja schon längst selbst den Moonwalk beigebracht, wenn ich nicht seit meinem Skiunfall im letzten Jahr Probleme mit dem Knie hätte. Die fünfhundert Euro hat er jedenfalls mitgenommen, aber nachdem sein Wagen ausgebrannt ist, hat er ja vielleicht einen so großen Bedarf an Geld, dass er heute Abend wirklich auftritt.“
„Name und Adresse des Jacko-Doubles“, forderte Berringer.
„Arno Schwekendiek. Adresse, Telefonnummer und so weiter hab ich hier aufgeschrieben.“ Er kramte einen Zettel aus der Jacketttasche hervor und schob ihn Berringer über den Tisch. „Aber ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was Sie von dem Kerl wollen.“
„Er ist ein wichtiger Zeuge, und da sein Auto bei diesem Anschlag in die Luft gesprengt wurde, könnte es sein, dass er das eigentliche Ziel der Attacke war und nicht Sie.“
„Nein, das glaub ich nicht“, widersprach Marwitz. „Sehen Sie, seit Wochen werde ich immer wieder von einer Rockergang bedroht. Die haben Veranstaltungen gesprengt, bei denen ich moderiert hab. Das Fest der Landjugend in Knickelsdorf zum Beispiel.
Da haben die mit ihren Maschinen einen Riesen-Tumult veranstaltet.“
„Und da Sie vergangene Nacht Motorräder gehört haben, glauben Sie, dass diese Bande dahintersteckt?“
„Genau! MEAN DEVVILS nennen die sich. DEVVILS mit Doppel-V. Die sind in der ganzen Gegend berüchtigt.“
„Hat sich die Polizei die Typen nicht vorgenommen nach der Sache in Knickelsdorf?“, fragte Berringer.
„Nun, da laufen ein paar Verfahren, aber die Typen waren maskiert, und es ist wohl nicht so leicht, da Einzelnen was nachzuweisen. Und ich fürchte, dass wird jetzt wieder so sein.“
„Und weshalb meinen Sie, haben es die Burschen auf Sie abgesehen?“ Marwitz zuckte mit den Schultern. „Ich habe bisher immer gedacht, dass mir da jemand von der Konkurrenz richtig schaden will. Mich aus dem Job drängen oder so.
Verstehen Sie? Wenn sich herumspricht, dass es bei Veranstaltungen, bei denen ich auftrete, stets zu Krawallen kommt, engagiert mich niemand
Weitere Kostenlose Bücher