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Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Titel: Privatdetektive (16 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Tod bedroht und bekommt noch nicht mal anständigen Personenschutz! Das sind eben Beamte. Die haben ja ihre Sicherheit von der Wiege bis zur Bahre, und was für Sorgen ein Selbstständiger wie ich so hat, das können die sich nicht mal ansatzweise vorstellen.
    Ich sage Ihnen, schon unser Steuersystem und die Pensionen …“ Nein, bitte nicht!, dachte Berringer. Nicht diese Leier!
    „Sie sagten, mein Ex-Kollege war rothaarig. Hieß der zufällig Anderson?“
    „Ja, so hieß er.“
    „Sie haben Glück.“
    „Als ich mit diesem Kerl zu tun hatte, hatte ich den Eindruck nicht gerade. Das ist ja einer der Gründe, warum ich zu Ihnen gekommen bin.“
    „Kriminalhauptkommissar Thomas Anderson, früher Kripo Düsseldorf, jetzt Kripo Mönchengladbach“, murmelte Berringer. „Ich kenne ihn gut. Wir waren zusammen in der Ausbildung, und Sie sollten wirklich nicht zu schlecht über ihn denken.“
    „Wieso?“
    „Als ich Paul Paukes Stalkerin überführt hab, brauchte ich ein paar Informationen, an die ich ohne Anderson nicht herangekommen wäre.“
    „Na ja …“, gab sich Marwitz nun etwas kleinlaut. „Ich will ja nichts gesagt haben.
    Und ganz bestimmt will ich Ihren ehemaligen Kollegen nicht schlechter reden, als er ist …“
    Berringer lächelte kühl. „Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen, Herr Marwitz.“
    „Aber Sie müssen auch mich verstehen. Ich bin mit den Nerven ziemlich am Ende.
    Tja, und heute Abend muss ich natürlich wieder megagut drauf sein, wenn die ergrauten Achtzigerjahre-Teenies abfeiern wollen und so tun, als wäre die Zeit an ihnen vorbeigegangen und nur sie selbst jung und geil geblieben.“ Da passt du doch ganz gut dazwischen!, dachte Berringer.
    „Klingt nach einem wirklich harten Job“, sagte er laut und mit einigermaßen überzeugend geheucheltem Mitleid.
    „Kann ich heute Abend mit Ihnen und Ihrer Truppe rechnen?“, vergewisserte sich Marwitz.
    „Ja, Sie können sich auf uns verlassen“, versprach Berringer. „Hundertprozentig.“
    „Ich rede mit dem Veranstalter, damit man Sie hereinlässt.“ Wäre ja noch schöner, wenn ich für diesen Mist noch bezahlen müsste!, dachte Berringer. Alle Formen des organisierten Frohsinns waren ihm verhasst, und das hatte ausnahmsweise nichts mit seinem Trauma zu tun, sondern lag in seiner tiefsten Natur begründet. Das hatte er feststellen müssen, als es ihn vor Jahren aus dem heimatlichen, komplett frohsinnsfreien, von muffigen Sturköpfen dominierten Münsterland in das karnevalsverrückte Düsseldorf verschlagen hatte.
    Marwitz wandte sich an Vanessa. „Ich werde sogar versuchen, Sonderkarten für Sie aufzutreiben. Für den Backstagebereich und so.“ Er schenkte Vanessa ein öliges Lächeln, und zu Berringers Entsetzen schien Marwitz damit bei ihr sogar zu punkten.
    Jedenfalls kicherte sie.
    Bevor die Situation noch peinlicher werden konnte, meldete sich Marwitz’ Handy, indem es in reichlich scheppernden Akkorden den Triumphmarsch aus Aida schmetterte.
    Viel Schein, wenig Sein, dachte Berringer. Aber unglücklicherweise schien sich genau diese besondere Angeber-Spezies bestens zu vermehren.
    „Marwitz, Agentur Event Horizon – Motto: Wir machen alles möglich, aber Wunder dauern fünf Minuten länger. Was kann ich für Sie tun?“ Berringer überlegte, wie oft Marwitz diesen Spruch wohl schon heruntergerattert hatte, um ihn in dieser exorbitanten Geschwindigkeit fehlerfrei und immer noch deutlich akzentuiert über die Lippen zu bringen. Da zeigt sich der wahre Profi, dachte Berringer.
    Marwitz schien das größte Schnellsprechtalent seit Dieter Thomas Heck zu sein, doch der Fluch der späten Geburt hatte dafür gesorgt, dass seine Zeit schon vorbei gewesen war, bevor er seine Karriere hatte starten können. Der Mantel der Geschichte hatte diesen Moderatorentyp gestreift und war an ihm vorbeigegangen, und nun mussten Männer wie Frank Marwitz auf Ü-30-Partys grölende Massen unterhalten anstatt eine Samstagabendshow im ZDF zu moderieren.
    Marwitz sagte ein paar Mal knapp, zackig und ganz gegen seine ansonsten ausschweifende Diktion „Ja!“ und beendete dann das Gespräch. Dann stand er auf und sah gewichtig auf seine Armbanduhr, die zwar aussah wie eine Rolex, aber nur ein preiswertes Imitat war, wie Berringer auf den ersten Blick erkannte. In der Zeit, als er noch mit einer Polizeimarke gegen das organisierte Verbrechen gekämpft hatte, hatte er unzählige solcher Fälschungen sichergestellt. Sie wurden von kriminellen

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