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Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Titel: Privatdetektive (16 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Banden über die EU-Grenzen geschleust und dann für einen Bruchteil des Preises angeboten, den ein Originalprodukt kostete.
    „Ich muss leider weg. Ich habe wider Erwarten jemanden gefunden, der mir eine PA-Anlage liefern kann.“
    „Wie …?“, fragte Berringer.
    „PA – Public Adress. Eine Anlage zur Beschallung einer öffentlichen Veranstaltung –
    also mit genügend Leistung.“
    Marwitz hatte Berringer gründlich missverstanden. Berringer wusste durchaus, was eine PA-Anlage war. Er wunderte sich nur, dass sie Marwitz plötzlich wichtiger war als seine Sicherheit. Jedenfalls schien er auf einmal keinerlei Furcht mehr davor zu haben, dass man noch einen weiteren Anschlag auf ihn verüben könnte.
    „Wir sehen uns also heute Abend in der Kaiser-Friedrich-Halle“, sagte Marwitz und eilte schon Richtung Tür.
    „Wann fängt die Party denn an?“, fragte Berringer schnell.
    „Um acht. Aber ich bin schon um sieben da, und es wäre schön …“ Den Rest bekam Berringer nicht mehr mit.
    „Seltsamer Typ“, sagte Berringer, als der Event-Manager weg war.
    „Ich fand ihn nett“, meinte Vanessa.
    „Na ja …“ Berringer bemühte sich, nicht mit den Augen zu rollen.
    Als nächstes versuchte er Mark Lange anzurufen, um ihm zu sagen, dass er ihn am Abend unbedingt brauche. Aber Mark war nicht erreichbar. „Hat bestimmt das Handy abgestellt, damit ich ihn nicht belästige“, brummte Berringer.
    „Schreib ihm doch 'ne SMS“, schlug Vanessa vor.
    Berringer seufzte. „Bleibt mir wohl nichts anderes übrig“, knurrte er. Er hoffte nur, dass sich Mark die Nachricht auch rechtzeitig ansah. „Mit dir rechne ich natürlich auch ganz fest“, fügte er an Vanessa gerichtet hinzu.
    „Kein Problem.“
    Na, da hat der Charme des Möchtegern-Medienstars aber volle Wirkung gezeigt!, ging es Berringer durch den Kopf, denn ansonsten brachte Vanessa ganz obligatorisch ein paar Widerworte vor, wenn er eine Aufgabe für sie hatte.
    Die nächste Nummer, die Berringer wählte, gehörte Kriminalhauptkommissar Thomas Anderson. Sie war im Adressbuch der Telefonanlage gespeichert.
    „Kann ich gleich mal vorbeikommen?“, fragte der Detektiv. „Wie, was heißt hier: Es ist im Moment gerade schlecht? Die Sache ist sehr wichtig, und eine Hand wäscht die andere, das weißt du doch.“
    Berringer lauschte der Antwort, sagte dann „Ja, ja – schon gut“ und legte auf.
    „Na, meiden dich jetzt schon alte Freunde, Berry?“, fragte Vanessa spitz.
    „Nein, das nicht. Allerdings muss ich in einer halben Stunde in Gladbach sein.
    Thomas muss in die Drachenhöhle.“
    Vanessa runzelte die Stirn. „Ist dein Kommissar-Kumpel nicht ein bisschen zu alt für Fantasy-Rollenspiele?“
    „Drachenhöhle wird im Gladbacher Polizeipräsidium das Büro der Staatsanwaltschaft genannt, insbesondere das von Frau Dr. Müller-Steffenhagen. Und bei der soll der arme Thomas in 'ner Stunde antanzen.“
    „Klingt ja richtig gruselig“, neckte Vanessa.
    „Ja, da bin ich richtig froh, mit dem ganzen Laden nichts mehr zu tun zu haben“, seufzte Berringer.

    2. Kapitel
    In den Straßen von Mönchengladbach

    Die Treppe zu Berringers Büro im vierten Stock mehrmals täglich hoch- und dann wieder auf Erdgeschossniveau hinabzusteigen, war gegenwärtig der einzige Sport, den er betrieb – vom Denksport mal abgesehen, den sein Job manchmal mit sich brachte.
    Angeblich war Bilk der Stadtteil mit den meisten Frauen und der höchsten Geburtenrate in ganz Düsseldorf; nirgends in der Landeshauptstadt gab es mehr Kinder. In den vielen Kneipen wurde aber trotzdem Alt und nicht Malzbier ausgeschenkt. Eingefleischte Lokalpatrioten behaupteten sogar, dass man in der Bilker Lorettostraße viel besser shoppen könnte als auf der Kö.
    Berringer allerdings nahm eher an, dass Leute, die so etwas von sich gaben, einfach nur schon zu lange nicht mehr aus Bilk herausgekommen waren, vielleicht weil sie den ganzen Tag über einen Kinderwagen vor sich herschoben. So toll dieser Stadtteil mit seinen schmucken Altbauten, den kleinen Straßen und den vielen Bäumen auch war, in Bilk zu wohnen hätte sich Berringer nicht vorstellen können. Sein privates Domizil lag im Düsseldorfer Hafen, fünfzehn Gehminuten entfernt, und war ein Hausboot, für das er noch immer keinen richtigen Namen gefunden hatte. So hieß der umgebaute Frachter einfach DIE NAMENLOSE.
    Auch bis zu seinem Wagen musste Berringer an diesem Tag fast eine Viertelstunde gehen, nur in die andere Richtung.

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