Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Für unsere Kollegen von der Verkehrspolizei ist das natürlich mit erheblicher Mehrarbeit verbunden. Die Unfallzahlen sind gerade in den Baustellenbereichen alarmierend gestiegen.“
„Kann ich mir denken.“
„Aber nun zur Sache, Berry. Meine Zeit ist knapp, und ich hoffe, du kommst mir mit etwas wirklich Wichtigem“
„Frank Marwitz war bei mir.“
„Dieser Wichtigtuer vom Dienst? Die Rampensau von Mönchengladbach? Keine Party ohne die dummen Sprüche von Frank Marwitz. Na ja, ich kann mir schon denken, was er wollte.“
„So?“
Anderson legte die Mappe auf den Tisch. Eins zu null für mich, dachte Berringer, denn das bedeutete, dass sich Anderson ein wenig Zeit nehmen würde. Und das Dunkelrot, das sein Gesicht plötzlich angenommen hatte, deutete auf einen Zustand hin, den man neudeutsch als „emotionale Betroffenheit“ bezeichnete. Kein Zweifel, der Fall Marwitz hatte Anderson ziemlich auf die Palme gebracht, und Berringer wollte unbedingt wissen, warum.
„Der Kerl weiß alles besser“, erklärte Anderson dann auch gleich ungefragt, „gibt uns aber keine vernünftigen Hinweise und denkt, die ganze Welt drehe sich nur um ihn.
Und zu allem Überfluss erzählt er uns dann auch noch, wie wir unseren Job zu machen hätten. Da kann einem wirklich der Kragen platzen.“
„Verstehe“, murmelte Berringer.
„Nein, das verstehst du nicht, Berry. Du bist schon zu lange draußen, um dich daran noch richtig erinnern zu können.“
„Jedenfalls hat Herr Marwitz mich beauftragt, ihm zu helfen.“ Anderson winkte ab. „Nichts für ungut, aber ich denke, er schmeißt sein Geld zum Fenster raus.“
„Na ja, da es nicht unser Geld ist, sollte uns beide das nicht weiter interessieren.“ Anderson zuckte mit den Schultern. „Komm du mir nicht auch noch auf die Tour.
Mein Bedarf an dummen Sprüchen ist auf Jahre hinaus gedeckt, seit ich diesen eingebildeten Blödmann kennengelernt habe.“
„Aber wir sind uns doch einig darüber, dass auch einen Blödmann niemand mit einem Armbrustbolzen abschießen darf, oder?“
Anderson atmete tief durch. Er strich sich übers Gesicht, das die dunkelrote Färbung einfach nicht verlieren wollte. Sie passte auch zu gut zu den zahllosen Sommersprossen und zu Andersons schütterem rötlichem Haar. Seit Neuestem trug er auch ein kleines Ziegenbärtchen, das ihm Berringers Meinung nach allerdings nicht stand.
Auf Berringers letzte Bemerkung ging Anderson nicht weiter ein. Stattdessen sagte er in gedämpftem, fast vertraulichem Tonfall: „Hör zu, dieser Anschlag auf Frank Marwitz gehört zu einer Serie vergleichbarer Taten. Immer wurden Hightech-Armbrüste eingesetzt. Nie starb jemand, es gab immer nur Sachschaden. Hast du nichts darüber gelesen? Der irre Armbrustschütze – Wurde er durch die alten Edgar-Wallace-Filme inspiriert?“
„Ich bin sehr beschäftigt. Diese Meldungen müssen an mir vorbeigegangen sein.“ Die Welt war schlecht, das wusste Berringer auch ohne die Lektüre bunter Sensationsblätter oder entsprechender Sendungen im Privatfernsehen, die das Publikum offenbar davon überzeugen wollten, dass Perverse und Kriminelle längst die Weltherrschaft errungen hatten.
„Na ja, du bist ja sozusagen auch raus aus dem Geschäft“, räumte Anderson ein. „Es hat sich manches geändert, seit wir zusammen in Düsseldorf unterwegs waren.“ O nein, jetzt kein Gequatsche über die Vergangenheit!, ging es Berringer durch de Kopf. Die sentimentalen Kollektiverinnerungen an irgendeine vermeintlich gute alte Zeit fielen Berringer schwer, seit seine Familie in einem Feuerball ums Leben gekommen war. Es schien so, als wäre sein gesamtes Leben vor diesem Augenblick mit verbrannt. Er mied deswegen Klassentreffen oder Einladungen alter Freunde.
Manche nahmen ihm das übel – vor allem dann, wenn er diese Kontakte trotzdem beruflich zu nutzen versuchte.
„Marwitz hat den Verdacht geäußert, dass eine Rockergang hinter dem Anschlag steckt, die es wohl schon länger auf ihn abgesehen hat“, sagte Berringer. „MEAN
DEVVILS mit Doppel-V in der Mitte. Die haben wohl schon mehrere Veranstaltungen gesprengt, die von Marwitz moderiert wurden.“ Anderson nickte. „Und angeblich soll sein Konkurrent, ein gewisser Eckart Krassow, die Brüder dazu angestiftet haben. Hat er dir also auch diesen Mist erzählt.“
„Wieso ist das Mist?“
„Na ja, das ist vielleicht etwas hart gesagt. Aber dieser Marwitz nervt mich einfach.
Tut so, als würden wir unseren Job
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