Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Robert Berringer?“
„Ja.“
„Sie sind der Eigner eines Boots, das die Bezeichnung NAMENLOSE trägt?“
„Richtig.“
„Im Bereich des Liegeplatzes, den Sie zurzeit haben, müssen Ausbesserungsarbeiten an der Kaimauer durchgeführt werden. Dazu ist es nötig, dass Ihr Boot an einen anderen Liegeplatz verlegt wird.“
Der Gedanke, dass die NAMENLOSE an einem anderen Platz festmachen sollte, gefiel Berringer nicht. Er konnte nicht genau sagen, weshalb eigentlich. War es nicht völlig normal, dass Boote ab und zu mal ihren Liegeplatz änderten?
Aber in diesem Fall war das etwas anderes. Seitdem Berringer die NAMENLOSE
besaß und als seinen Wohnsitz nutzte, hatte sie ihren Liegeplatz nicht mehr gewechselt.
„Ich habe nirgends Schäden an der Kaimauer bemerkt“, sagte der Detektiv.
„Wir führen die Arbeiten ja auch durch, bevor sichtbare Schäden auftreten“, erläuterte ihm die Stimme am anderen Ende der Verbindung. „Im Übrigen sind Sie bereits schriftlich auf die anstehenden Maßnahmen hingewiesen worden.“ Berringer konnte sich nicht erinnern, einen entsprechenden Bescheid erhalten zu haben. „Tut mir leid, Ihre Post hat mich nicht erreicht.“
„Wie dem auch sei, Sie müssen bis morgen mit der … äh, mit der NAMENLOSEN
den jetzigen Liegeplatz verlassen haben.“
„Ich habe die Gebühren im Voraus bezahlt!“, empörte sich Berringer.
„Dafür ist Ihnen ja auch für die Zeit der Baumaßnahmen ein Ersatzliegeplatz zugewiesen worden. Nummer … Einen Moment!“
„Mailen Sie mir die Nummer zu“, bat Berringer. „Dann weiß ich zumindest, wo es hingeht.“ Er gab seine E-Mail-Adresse durch.
„Ich rufe Sie eigentlich nur an, weil ich mich vergewissern wollte, dass Sie Ihren Liegeplatz tatsächlich freigemacht haben, damit die Arbeiten wie geplant beginnen können.“
„Ja“, knurrte Berringer wenig begeistert.
„Vorsorglich weise ich Sie darauf hin, dass man Sie in Regress nehmen kann, falls durch …“
„Ist schon klar“, schnitt Berringer ihr das Wort ab.
Nachdem er das Gespräch beendet hatte, rief er in der Detektei an. Vanessa war am Apparat.
„Ruf Werner van Leye an. Seine Nummer steht in unserem Adressverzeichnis. Sag ihm, meine NAMENLOSE muss bis morgen auf einen anderen Liegeplatz verlegt werden, dessen Nummer gleich per E-Mail durchgegeben wird.“ Werner van Leye war ein ehemaliger Binnenschiffer, der sich zu seiner Frührente hier und da etwas schwarz dazuverdiente. Er war es gewesen, der die NAMENLOSE
überhaupt an ihren Liegeplatz manövriert hatte. Schließlich hatte Berringer zwar manche Qualifikation, aber eine Fahrberechtigung für Binnenschiffe gehörte nicht dazu. Noch schwerer wog, dass er sich zu einem solchen Manöver gar nicht in der Lage sah. Bevor er also selbst sein Kapitänsglück versuchte, war es besser, dass sich jemand darum kümmerte, der die nötige Erfahrung hatte. Schließlich wollte Berringer nicht, dass am Ende nicht nur Ausbesserungsarbeiten an der Kaimauer, sondern auch noch an seinem Boot durchgeführt werden mussten.
„Ich kann dir jetzt keine Einzelheiten erklären“, sagte Berringer zu Vanessa. Aber wie sich herausstellte, war das auch gar nicht nötig.
„Ach, du meinst wegen der Ausbesserungsarbeiten des Hafenamts“, hörte er ihre helle Stimme ganz beiläufig daherflöten.
Für einen Moment glaubte er, sich verhört zu haben, und war sprachlos. Dann brach es aus ihm hervor: „Du weißt davon?“
„Ich habe dir den Brief mehrfach vor die Nase gehalten, aber du hast die Sache wohl irgendwie nicht zur Kenntnis genommen. Na ja, das ist ein Weilchen her. Ich dachte, du hättest das längst geregelt.“
„Tja, das habe ich dann offensichtlich nicht“, murmelte Berringer.
„Ich kümmere mich darum.“
„Danke.“
Vanessa beendete das Gespräch.
Berringer nahm mechanisch die Südeinfahrt des Mönchengladbacher Polizeipräsidiums an der Ecke Theodor-Heuss-Straße/Webschulstraße. So kam man auf dem schnellsten Weg zum Besucherparkplatz, und außerdem war das Gebäude nicht weit, in dem sich das Kommissariat 11 befand, dem Kriminalhauptkommissar Thomas Anderson angehörte.
Berringer ließ sich vom Pförtner durchwinken, der ihn kannte und wusste, dass sich Berringer zurechtfand. Nach links ging es auf den Besucherparkplatz, der an eine Grünfläche mit Teich angrenzte. Die Gebäude waren von A bis P durchnummeriert, woran man allein schon ermessen konnte, welche Ausmaße die Anlage hatte.
Berringer konnte sich immer
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